Hagen. . Mit den Stimmen aller Fraktionen hat sich der Schulausschuss jetzt für die Einrichtung von Ganztags-Grundschulen in Hagen ausgesprochen.

  • Schulausschuss hat sich für die Einrichtung von Ganztags-Grundschulen in Hagen ausgesprochen
  • Einstimmig wurde ein entsprechender Antrag an die Landesregierung in Düsseldorf verabschiedet
  • Hintergrund der Initiative ist die nach wie vor dramatische Unterversorgung mit Plätzen im Offenen Ganztag

Der Schulausschuss hat sich für die Einrichtung von Ganztags-Grundschulen in Hagen ausgesprochen. Einstimmig wurde ein entsprechender Antrag an die Landesregierung in Düsseldorf verabschiedet. Angedacht ist, in jedem der fünf Stadtbezirke zunächst je eine Grundschule mit verpflichtender Unterrichtszeit von 8 bis 16 Uhr zu gründen. „Ich hoffe, dass wir mit unserem Anliegen beim Ministerium in Düsseldorf auf offene Ohren stoßen“, so Ellen Neuhaus, Vorsitzende des Schulausschusses.

Hintergrund der fraktionsübergreifenden Initiative ist die nach wie vor dramatische Unterversorgung mit Plätzen im Offenen Ganztag. Einer aktuellen Erhebung des Schulamtes zufolge befinden sich derzeit 359 Kinder auf der Warteliste. 83 von ihnen sind als dringende Fälle registriert, hinter denen berufstätige Eltern stehen, die auf einen Betreuungsplatz angewiesen sind. „Sie gehen nicht arbeiten, weil sie keinen OGS-Platz für ihr Kind haben“, zeigte sich Hannelore Fischbach (CDU) betroffen. Auch Schuldezernentin Margarita Kaufmann bezeichnete die Situation als sehr unbefriedigend: „Es kann und darf einfach nicht sein, dass Eltern ihren Beruf nicht ausüben können, weil im Ganztagssystem kein Platz für die Kinder vorhanden ist.“

Bis zum Anschlag belegt

Zwar gibt es hin und wieder freie Plätze, doch die sind auf wenige Schulen verteilt und für Eltern aus einem Wohngebiet am anderen Ende der Stadt kaum erreichbar. An den meisten Grundschulen ist der Offene Ganztag bis zum Anschlag belegt. Ellen Neuhaus sieht daher dringenden Handlungsbedarf: „Junge Frauen, die eine gute Ausbildung durchlaufen haben, müssen doch die Möglichkeit haben, ihrem Beruf auch dann nachzugehen, wenn sie Mutter geworden sind. Wir können es uns einfach nicht leisten, auf ihr Fachwissen zu verzichten.“

Doch der Stadt Hagen fehlen die finanziellen Mittel, um den Ausbau der Ganztagsbetreuung spürbar voranzutreiben. Lediglich an der Grundschule in Helfe, wo bisher kein OGS existiert, soll ein neuer Ganztag entstehen. Eine Erweiterung vorhandener Kapazitäten an anderen Schulen ist auch deshalb nicht möglich, weil kein Platz für einen Ausbau der Betreuungsräume zur Verfügung steht. Friedrich-Wilhelm Geiersbach (SPD) wies darauf hin, dass fehlende Betreuungsplätze die gesamte Stadtentwicklung gefährden. Es könne doch kein Elternteil einen Job in Hagen annehmen und in die Stadt ziehen, wenn das Kind nicht verlässlich unterzubringen sei.

Politiker sind sich einig

Alle Schulpolitiker in Hagen plädieren deshalb für den gebundenen Ganztag, sprich: eine Ausweitung des regulären Schulbetriebes von 8 bis 16 Uhr. Als sie dieses Ansinnen vor zwölf Jahren erstmals in eine Diskussion eingebracht habe, sei sie entsetzt angeschaut worden, erinnert sich Ellen Neuhaus: „Dabei wäre die Platzfrage mit einem Schlag gelöst. Dann ständen ja die Klassenräume zur Verfügung.“ Inwiefern man Grundschulkinder nachmittags noch mit Unterricht belasten könne, müssten Pädagogen entscheiden, doch könne sie sich Angebote wie individuelle Förderung, Sport, Kunst oder Musik vorstellen.

Auch Schuldezernentin Kaufmann sieht im Ausbau der Grund- zu Ganztagsschulen die einzige bildungspolitische Lösung: „Es ist aus meiner Sicht ein Jammer, dass die halbe Welt das hinbekommt, aber wir nicht“, verweist sie auf das Ausland, wo Ganztagsunterricht längst die Regel ist. Der gebundene Ganztag biete Verlässlichkeit, Kostenfreiheit für die Eltern und hohe Professionalität. Und die Schule würde endlich zu dem, was die Pädagogen schon seit Jahrzehnten beschwören, nämlich zu einem Lebensraum.

>>Hintergrund: 32,6 Prozent im Ganztag

  • 6689 Grundschüler (ohne Freie evangelische Schule, Waldorfschule und Hagen-Schule) gibt es derzeit in Hagen, 2185 von ihnen werden nach Unterrichtsschluss im Offenen Ganztag (OGS) betreut. Das entspricht einer Quote von 32,6 Prozent.
  • Um an einer Grundschule gebundenen Ganztag einzuführen, benötigt die Stadt Hagen eine Genehmigung der Landesregierung von NRW.