Hagen. . Mit katholischer Symbolik befrachtet war die Einweihung der altehrwürdigen Hildegardis-Schule in Hagen. Aus Paderborn reiste Erzbischof Becker an.

• Erzbischof Hans-Josef Becker weiht den Neubau des Hildegardis-Gymnasiums ein
• Traditionsreiche Schule nach drei Jahren auf dem Höing jetzt wieder an Zehlendorfer Straße
• Hervorragende Akustik: Dicke Türen und Schallschutzdecken lassen kaum einen Laut nach draußen dringen

Wird ein Bischof erwartet, herrscht in einer katholischen Schule die gleiche Aufregung, wie sie im Rathaus beim Besuch des Bundespräsidenten bestehen mag. „Wir sind angespannt, aber Angst haben wir natürlich nicht“, sagte denn auch Gerhard Grote, Physiklehrer und Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit am Hildegardis-Gymnasium, das gestern den Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker zur offiziellen Einweihung des neuen Schulgebäudes empfing: „Schließlich haben wir ihm viel zu verdanken.“

Ohne den Segen Beckers wäre es nichts geworden mit dem Neubau der altehrwürdigen, 1925 von den Augustiner Chorfrauen gegründeten Penne, die seit 1999 vom Erzbistum Paderborn betrieben wird. Folgerichtig eröffnete der Erzbischof die Einweihungsfeier gestern mit einem Gottesdienst, und auch die Verlegung des „Grundsteins“ in der Wand neben der Eingangspforte war mit katholischer Symbolik befrachtet. Neben einer Tageszeitung und einer Urkunde samt Segensspruch des Bischofs wurden zwei Medaillons der Päpste Paul VI. und Pius XII. sowie eine Dose mit heiliger Erde aus den Domitilla-Katakomben in Rom eingemauert.

Pädagogisches Konzept

Tatsächlich sieht man der neuen Hilde auf den ersten Blick an, das ein modernes pädagogisches Konzept hinter ihrer Architektur steckt. Wie die Perlen an einer Kette reihen sich auf der zur Stadtmitte hin gelegenen „Gartenseite“ die Fachräume für Kunst, Physik und Informatik. Vom Aufenthaltsraum für die Oberstufe aus haben die älteren Schüler Zugang zum Innenhof, einer stillen Oase mit Holzbänken und der Statue der heiligen Hildegard von Bingen (1098 bis 1179), Namenspatronin der Schule.

Hildegardis-Gymnasium eingeweiht

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Auch in den Klassenräumen herrsche „ein Geist der Ruhe“, wie Grote es nennt. Dicke Türen und Schallschutzdecken lassen kaum einen Laut nach draußen dringen, auf den Fluren herrscht eine für eine Schule ungewöhnliche Lautlosigkeit. „Andererseits kann man in jedem Klassenzimmer ganz leise sprechen und wird dennoch verstanden“, beschreibt er die hervorragende Akustik.

Sechs Treppenhäuser

Das von dem Detmolder Kunstprofessor Thomas Kesseler entworfene Farbkonzept orientiert sich ebenso an der Farbwelt Hildegards von Bingen als auch an den Farbreihen des Architekten und Designers Le Corbusier (1887 bis 1965). Jedes der sechs Treppenhäuser ist in vier Farben gestaltet und nimmt Bezug auf die umgebenden Fachbereiche. „Wir sind stolz, in dieser schönen Schule unterrichtet zu werden“, sagte Lina Thieltges (17), Schülerin der Q1.

Am Anfang des Schulprogramms steht ein Wort aus dem Markusevangelium: „Und er stellte ein Kind in ihre Mitte.“ Das große Kreuz, das früher auf dem Dach der Schule thronte, wurde auf den Schulhof verpflanzt. Und natürlich wird auch in jedem Raum der Schule ein Kreuz als Symbol des christlichen Glaubens, der an der Hilde weiterhin den Takt angibt, aufgehängt. Vor dem Unterricht beten Schüler und Lehrer gemeinsam, vom Religionsunterricht befreien lassen kann sich hier niemand. „Wir sind katholisch, aber weltoffen“, wies Schulseelsorger und Religionslehrer Christian Haase darauf hin, dass an der Hilde längst auch Schüler anderer Glaubensrichtungen unterrichtet werden.

Jüngster Lehrer

Wie wohl sich die Mitglieder der großen Hilde-Gemeinde (800 Schüler, 68 Lehrer) fühlen, dafür liefert Dennis Kruse (27) aus Boele wohl ein Paradebeispiel. Der jüngste Zugang des Kollegiums baute 2010 selbst sein Abitur an der Schule, arbeitete während des Studiums in der Übermittagbetreuung und kehrte nun nach den Herbstferien als Lehrer für Mathematik und Physik zurück. „Ich lebe meinen Traum“, berichtete Kruse: „Dies ist ein Ort, an dem es sich wunderbar arbeiten lässt.“

>>Hintergrund: 300 Gäste

• An der Einweihungsfeier nahmen gestern rund 300 Personen teil, darunter das gesamte Kollegium des Gymnasiums, Elternvertreter sowie die Schüler- und Klassensprecher.
• Die meisten Schüler hatten anlässlich der Einweihung schulfrei. Doch soll es noch eine Feuer für alle Schüler geben.
  
• Die geplanten Kosten des Neubaus wurden deutlich überschritten. Ursprünglich war die Errichtung der neuen Hilde mit 18,7 Millionen Euro veranschlagt. Nach Informationen unserer Zeitung soll nun ein Betrag von 24 Millionen Euro aufgelaufen sein.
  
• Das Hildegardis-Gymnasium ist dreizügig (Ausnahme: der derzeitige Jahrgang 8 ist vierzügig). In der Oberstufe stoßen regelmäßig viele Realschüler hinzu.