Hagen. . In der Hagener Innenstadt gibt es keinen Platz für Skater. Im Volmepark steht einer Anlage eine geplante Kindertagesstätte im Weg.

  • Verwaltung hat in den Parks im Bezirk Mitte zahlreiche Standorte geprüft und für untauglich befunden.
  • Die Bezirkspolitiker wollen sich mit dem Ergebnis nicht zufrieden geben.
  • Im Volkspark wäre ein geeigneter Platz für Skateboarder, die Verwaltung bevorzugt aber eine neue Kita.

Die Skater-Szene in der Hagener Innenstadt guckt wohl weiterhin in die Röhre, aber keineswegs in eine Halfpipe. Denn der neu entstandene, äußerst attraktive Pump-Track auf dem Freizeitareal „Bohne“ an der Wehringhauser Straße bleibt für Skateboarder angesichts der zu erwartenden Lärmimmissionen einen Tabuzone – hier dürfen lediglich Biker mit aufgepumpten Reifen ihr Können messen.

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Von Martin Weiske

Und ansonsten scheint es kein einziges Plätzchen im gesamten Stadtbezirk Mitte zu geben, auf dem Freizeitsportler des 21. Jahrhunderts adäquat ihrem Hobby nachgehen könnten.

Bürgeranfrage ist Startschuss zur Standortsuche

Aufgrund einer Bürgeranfrage in der April-Sitzung der Bezirksvertretung Mitte hat die Planungsverwaltung der Stadt in den vergangenen Monaten geprüft, welche Standorte für eine zeitgemäße Anlage der Rollbrett-Bewegten im City-Bereich wohl in Frage kämen.

In einer Poolanlage in Haspe können die Skater ihrer Leidenschaft nachgehen.
In einer Poolanlage in Haspe können die Skater ihrer Leidenschaft nachgehen.

Mit einem für blaue Flecken durchaus gewohnte Sportler arg niederschmetternden Ergebnis: „Nach eingehender Prüfung konnte von der Verwaltung kein optimaler Standort gefunden werden“, teilt der zuständige Fachbereich jetzt der Politik mit. Mal sind die potenziellen Flächen zu dicht an der nächsten Wohnbebauung, mal liegen sie einfach zu abseitig, um von Skatern frequentiert zu werden. Lediglich im Volmepark würde sich ein ideales Plätzchen finden – auf dem fraglichen Grundstück soll jedoch eine Kindertagesstätte errichtet werden. Hier die Prüfungsergebnisse im Einzelnen:

Der Volmepark

  • Südlich der Volme sehen die städtischen Experten keine Chance, im Volmepark eine Anlage zu realisieren. Die Abstände zwischen Bäumen, Wegen und Aufenthaltsflächen lassen einfach keinen Platz für einen Skater-Park. Außerdem müsste die Stadt womöglich Fördermittel für die Park-Umgestaltung erstatten, weil es sich um eine Nutzungsänderung handelt. Ideal erscheint hingegen am Nordufer des Stadtflusses die Fläche zwischen Spielplatz und Streetballfeld. Für etwa 495 000 Euro ließe sich dort eine großzügiger Skater-Park errichten (30 x 50 Meter), der mit öffentlichen Verkehrsmitteln bestens erreichbar wäre und unter optimaler sozialer Kontrolle stünde. Selbst die Distanz zu den Wohnhäusern am Ring sowie an der Badstraße scheint unkritisch. Allerdings möchte die Stadt auf dem Grundstück eine U3-Kita errichten, so dass dieser ideale Standort nicht zur Verfügung steht – es sei denn, es findet sich eine Alternative für die dringend benötigte Kindertageseinrichtung.

Der Stadtgarten

  • Ein 30 x 40 Meter großer Skaterpark ließe sich für etwa 405 000 Euro auch im Stadtgarten zwischen Spielplatz und „Parkhaus“ realisieren. Allerdings müsste dafür die Kettensäge zunächst Platz schaffen. „Da es sich bei den zu fällenden Exemplaren um große, prägnante Bäume an der Eingangssituation handelt, würde ein Eingriff den Charakter des Parks an dieser Stelle deutlich verändern“, warnt die Planungsverwaltung. Zudem mache die Nähe zur Wohnbebauung und zum Krankenhaus es unwahrscheinlich, dass die Lärmgrenzwerte eingehalten werden könnten. Einfacher wäre eine Realisierung neben dem Bolzplatz (20 x 40 Meter, 285 000 Euro). Zwar finden sich auch dort in 50 Metern Abstand erste Wohnhäuser, doch die Fläche liegt in einer lärmmindernden Senke. Allerdings liegt der Platz so abseitig, dass mit der Zielgruppe zunächst einmal geklärt werden müsste, ob dieser deutlich kleinere Standort überhaupt attraktiv wäre.

Der Grünzug Buschey

  • Eine 20 x 40 Meter große Skater-Anlage ließe sich auch am Grünzug Buschey zwischen Kultopia und dem Bergischen Ring errichten: aufgrund der Nähe zur Innenstadt und an der Schnittstelle zu Wehringhausen nach Einschätzung der Fachverwaltung ein absolut attraktiver Standort. Die erheblichen Erdarbeiten würden dort für die eher kleinere Anlage allerdings Kosten von etwa 365 000 Euro auflaufen lassen. Zudem sei angesichts der Nähe zum Caritas-Seniorenwohnprojekt aus Gründen der Lärmimmessionen mit erheblichen Konflikten zu rechnen.

Der Funckepark

  • Unweit der Hildegardis-Schule hat die Verwaltung zudem noch im Funckepark eine 20 x 30 Meter große Fläche ausgemacht. „Da es sich bei dem Park jedoch um ein landschaftliches Gesamtensemble handelt, kann hier aus gestalterischen Gesichtspunkten ein Skater-Park nur schwer integriert werden“, beurteilt die Stadt selbst das 220 000-Euro-Projekt. Zudem befürchtet die Stadt hier aufgrund der Nähe zur Wohnbebauung ebenfalls Lärmprobleme.

>>HINTERGRUND: POLITIK GIBT NICHT AUF

  • „Für mich ist das Thema Skater-Park mit der Antwort der Verwaltung noch nicht abschließend durch“, versichert Bezirksbürgermeister Ralf Quardt, mit Vertretern der anderen Fraktionen über Alternativen nachdenken zu wollen.
  • Beim Umbau der Innenstadt, so Quardt, habe in den vergangenen Jahren der Fokus bevorzugt auf den Interessen des Handels oder auf den Kinderspielplätzen gelegen. Jetzt müssten – gesamtstädtisch finanziert – auch einmal die Interessen der Jugend berücksichtigt werden.
  • Im Rahmen des WP-Bürgerbarometers hatte das Gros der Befragten ausdrücklich gefordert, dass man sich in Hagen mit Priorität um Jugendliche und Familien kümmern müsse. Genau in dieses Segment würde ein Skater-Angebot in der Innenstadt passen.