Ischeland.. Die Verkehrswacht Hagen hat ein Pedelec-Sicherheitstraining veranstaltet. Für alle, die gerne auf solche Räder umsteigen wollen. Ein Test.


Mit dem Anstieg an Radlern, die sich von einem Elektromotor unterstützen lassen, steigt auch die Zahl an Unfällen. Von 2015 auf 2016 um satte 39 Prozent. Um dem vorzubeugen, hat die Verkehrswacht Hagen am Samstag ein Pedelec-Sicherheitstraining veranstaltet. Für solche Menschen, die sich vorstellen können, auf ein Pedelec umzusteigen.

So wie diese Teilnehmerin es vormacht, halten die Experten es auch für geboten. Ein Helm ist auf dem Pedelec ein absolutes Muss.
So wie diese Teilnehmerin es vormacht, halten die Experten es auch für geboten. Ein Helm ist auf dem Pedelec ein absolutes Muss. © Michael Kleinrensing | WP Michael Kleinrensing

Zunächst wurden Teilnehmer theoretisch in die Welt der Elektrofahrräder eingeführt. Die grundlegenden Kenntnisse wurden dabei von Fahrradhändler Bernd Trimborn sowie von den ehemaligen Polizisten Ulrich und Peter Grunwald vermittelt. Diese betonten, dass die elektrische Unterstützung zu riskanteren Manövern führen könne und man sich leicht überschätze.




Peter Grunwald hob hervor, dass man auf einem Pedelec „ständige Vorsicht und Rücksicht“ walten lassen sollte. „Fahrradfahrer sind die undiszipliniertesten Verkehrsteilnehmer“, sagt er. Sie würden Regeln wie das Rechtsfahrgebot häufig missachten. Außerdem sei ein Fahrradhelm ein „absolutes Muss“, ungeachtet der Tatsache, dass auch auf dem Pedelec keine Helmpflicht bestehe.

Höhere Geschwindigkeiten

Mit E-Bikes, so Trimborn, könne man eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern erreichen, während diese bei konventionellen Fahrrädern bei 12 Stundenkilometern liege. Trimborn erläuterte auch die Gefahren eines Pedelecs anhand von Beispielen aus dem Straßenverkehr. Die Intensität des Schubes, den man bei einem Tritt in die Pedale bekomme, hänge von der Einstellung ab und könne gerade in Kurven gefährlich werden.

Drei Stufen, die oft schwer zu unterscheiden sind

Bei den meisten Pedelecs gebe es drei Stufen, die nicht einheitlich benannt werden. Häufig stehe „Eco“ für moderate Unterstützung, „Standard“ für etwas mehr und „High“ für die höchstmögliche. Man könne aber auch die Unterstützung ganz ausschalten und fahren wie auf einem normalen Fahrrad.

Der Fahrradhändler empfiehlt, sich anzugewöhnen immer beide Bremsen zu benutzen, da der Radler im Gefahrenfall unter Umständen lediglich die Vorderradbremse benutze, deren abrupte Betätigung oft zu einem Sturz führe.

Zwischen 900 und 2000 Euro

„Ein gutes Pedelec“, meint Bernd Trimborn, „gibt es ab 2000 Euro“. Günstigere Modelle zwischen 900 und 1500 Euro hätten häufig einen Vorderradmotor, der gefährlich werden könne und nur für flache Strecken geeignet sei. Auch ein Heckmotor sei nicht optimal. Trimborn rät zum Mittelmotor, der direkte Kraftübertragung auf die Kette ermögliche.

„Lässt sich wunderbar fahren“, fand Teilnehmer Roland Krapf. Er erhoffe sich vom Pedelec mehr Bequemlichkeit und größere Flexibilität. „Dann sind die Berge nicht mehr so schlimm und man hat mehr Fahrfreude“, meint der 76-jährige.

Das Problem der sinkenden Aufmerksamkeit

Ulrich Grunwald ist Pedelec-Trainer und auch privat mit solchen unterwegs: „Ich kann ohne große Belastung Strecken fahren, die mit einem normalen Fahrrad nicht möglich gewesen wären.“ Doch auch die Gefahren macht Grunwald deutlich: „Man kann längere Strecken fahren und auch schneller fahren. Das führt schnell zu sinkender Aufmerksamkeit.“ Aus diesem Grund würde der ehemalige Polizist gerne ein motorisches Training für Pedelec-Fahrer anbieten.

Sein Bruder Peter Grunwald mahnt zu Ruhe und Gelassenheit. „Man darf nicht zu risikofreudig fahren. Gerade für Umsteiger und Wiedereinsteiger ist das Sicherheitstraining hier wichtig“.

E-Bike gegen Auto tauschen

Cornelia Redegeld möchte mit dem Pedelec für den Urlaub vertraut sein. Sie selber werde sich kein eigenes zulegen. Die 62-Jährige: „Man möchte sich bewegen, aber man hat durch die Unterstützung zunächst den Eindruck gehabt, dass man ja gar nichts mehr macht“. Eine andere Teilnehmerin möchte das Pedelec als „regelmäßiges Verkehrsmittel und Autoersatz nutzen“.

Eine 81-jährige Hagenerin hat sich erst beim Sicherheitstraining wieder getraut, auf einem Fahrrad zu sitzen und wollte erstmal ein paar Runden drehen. Sie möchte sich zum Frühjahr dann ein eigenes Pedelec zulegen, um auch mal größere Touren damit bestreiten zu können.

>> Unterschied zwischen Pedelecs und E-Bikes

Es gibt da einen Unterschied: Pedelecs (Abkürzung für Pedal Electric Cycle) werden häufig fälschlicherweise als „E-Bikes“ bezeichnet, obwohl sie das nicht sind.

Pedelecs haben einen Elektromotor, der bis zu 25 Stundenkilometern unterstützt. Sogenannte „S-Pedelecs“ haben eine Tretunterstützung bis 45 Stundenkilometer und gelten sogar schon als Kraftfahrzeug.

Für sie benötigt der Fahrer einen Führerschein und ein Versicherungskennzeichen. E-Bikes hingegen sind eher selten und fahren ohne die beschriebene Tretunterstützung, dafür aber allein mit Motorkraft bis zu 25 Stundenkilometern. Demnach muss der Fahrer eines E-Bikes auch hier im Besitz eines Kennzeichens und eines Führerscheins sein.

Nach Trekking- und Cityrädern sind Pedelecs in Deutschland mittlerweile der Fahrradtyp, der sich am drittstärksten bundesweit verkauft