Michael Koch kommentiert das Hagener Bundestagswahlergebnis
Bei Redaktionsschluss war es noch unklar, ob es ein Solo für René Röspel oder ein Hagener Trio für Berlin aus Röspel, Cemile Giousouf (CDU) und Katrin Helling-Plahr wird. Man muss kein Fan von CDU oder FDP sein, um für die Stadt zu wünschen, dass zumindest eine der beiden Frauen den Einzug über die Landesliste der Partei noch schafft. Denn es wird zu einer Jamaika-Koalition aus CDU, FDP und Grünen im Bund kommen. Und es ist immer gut, wenn eine Stadt auch direkten Kontakt in die Regierungsfraktionen in Berlin hat.
Für René Röspel wird es ein neues Kapitel werden. Er hat in seinen nun schon fast 20 Jahren als Abgeordneter zwischen 2009 und 2013 zwar schon mal das Oppositionsdasein üben dürfen. Doch jetzt ist es auch seine ganz persönliche Aufgabe für Hagen, die Menschen mit echter Oppositionspolitik für eine einst stolze Volkspartei zu begeistern. Röspels Persönlichkeit beschert ihm zwar immer noch knapp zehn Prozentpunkte mehr als seiner Partei, aber auch er muss im Vergleich zur Wahl 2013 Federn lassen.
Seine CDU-Kontrahentin mag sich nun selbst zugute halten, dass sie diesmal zumindest ein klein wenig besser bei den Erststimmen abgeschnitten hat als ihre Partei bei den Zweitstimmen. Doch das ist im Grunde Schönfärberei. In Wahrheit hat sie Stimmanteile verloren, nur nicht ganz so stark wie ihre Partei. Da ist kein echter „Amtsbonus“ in den vergangenen vier Jahren gewachsen.
Die 12,8 Prozent der AfD in Hagen zeigen, welche Unzufriedenheit auch bei uns in der Stadt herrscht. Wann, wenn nicht jetzt, muss ein Signal von den etablierten Parteien in Hagen ausgehen: Ja, wir hören auf mit den innerparteilichen Streitigkeiten, die hier ja gerne immer auf öffentlicher Bühne ausgetragen werden. Ja, wir streiten uns über Inhalte, wir beziehen auch unterschiedliche Positionen, streiten und profilieren uns darüber. Aber am Ende steht die Sache im Vordergrund und der Weg nach vorne. Beim Aufstieg der AfD kann man zu Recht auf die große Politik schauen. Es gilt aber auch, auf Fehler vor Ort hier in Hagen zu blicken. Michael Koch