Hagen.. Nach schwierigem Auftakt sieht sich die Wählergemeinschaft Hagen Aktiv auf gutem Kurs. Der Fraktionschef Josef Bücker erklärt, warum das so ist.
Halbzeit einer Wahlperiode, die für Hagen Aktiv durch den Austritt von Fraktionsmitglied Jaques Kempkens noch vor der ersten Ratssitzung äußerst turbulent begann. Über den schwierigen Auftakt, über die komfortable Situation der Wählergemeinschaft sowie über ihre Pläne sprach unsere Zeitung im Rahmen der Sommerinterviews mit dem Fraktionsvorsitzenden Josef Bücker.
Wie schätzen Sie selbst die Situation von Hagen Aktiv im Rat ein?
Josef Bücker: Im politischen Alltag gelingt es uns immer wieder, unsere Standpunkte einfließen zu lassen. Wir befinden uns in der glücklichen Situation, dass die Jamaika-Koalition im Stadtrat keine eigene Mehrheit hat und immer wieder auf unsere Stimmen angewiesen ist. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall. Generell sind wir gut aufgestellt. Wir werden uns sukzessive auf die Kommunalwahl vorbereiten.
Was sind denn Ihre Ziele?
Bücker: Wir haben uns von Wahl zu Wahl gesteigert und sind zu einer festen Größe in Hagen geworden. Immerhin haben wir zuletzt 8,1 Prozent als Wählergemeinschaft und sogar 8,8 Prozent bei der OB-Wahl geholt. Dieses Ergebnis wollen wir verbessern, indem wir weiter darauf setzen, Bürgerinitiativen zu unterstützen und direkte Demokratie zu fördern. Durch unsere regelmäßige Präsenz in der Fußgängerzone sind wir wohl die Fraktion, die den engsten Draht zu den Bürgern hat. So wollen wir 2020 die Zehn-Prozent-Marke knacken.
Dabei ist der Start für Hagen Aktiv in die aktuelle Periode ja eher holprig gewesen...
Bücker: Ohne, dass wir etwas dafür konnten. Es gab keine Differenzen und keinen Streit um Posten mit Jaques Kempkens. Er ist ja zur AfD gewechselt, bevor der Rat sich konstituiert hat. Ich selbst habe damals erst durch Ihre Zeitung von seinem Entschluss erfahren. Das ist kein guter Stil. Er hat uns eine Stimme im Rat genommen, hat ausgerechnet die AfD zur Fraktion gemacht und uns in der Bezirksvertretung Mitte diesen Status genommen. Da habe ich ein Elefanten-Gedächtnis. So etwas vergesse ich nicht.
Wie schätzen Sie die Atmosphäre im Stadtrat ein?
Bücker: Momentan befinden wir uns im Gegensatz zu vielen Kollegen im Stadtrat ja nicht im Wahlkampfmodus. Das entspannt. Bei einigen merkt man schon im Wahljahr, dass der Profilierungsdrang zunimmt. Insgesamt aber ist die Stimmung im Laufe der Legislaturperiode aus meiner Sicht ruhiger geworden. Viel zu lange und viel zu oft standen nicht die Inhalte im Fokus. Vieles, was in Fachausschüssen durchdiskutiert und abgestimmt war, ist im Rat dann trotzdem noch mal durchgekaut worden. Ich meine damit nicht, dass man nicht im Rat diskutieren darf. Aber das war einfach zu viel.
Sind Sie denn auf Landes- und Bundesebene nicht aktiv und vernetzt?
Bücker: Nicht so sehr, als dass wir die Freien Wähler unterstützen oder gar selbst jemanden ins Rennen schicken würden. Gleichwohl würde ich mir wünschen, dass die Hagener Landtags- und Bundestagsabgeordneten auch regelmäßig im Rat über ihre Arbeit und darüber, wie sie sich für Hagener Belange einsetzen, berichten würden.
Wie stehen Sie zum Baumwipfelpfad?
Bücker: Ganz ehrlich: Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Als Lehrer bin ich sehr dafür, Kindern und Jugendlichen die Natur näher zu bringen. Einen solchen Pfad haben wir uns als Fraktion angesehen. Er könnte in der Folge wichtige Impulse auslösen. Auf der anderen Seite habe ich Bedenken, dass es gelingen kann, die absehbar vielen Besucher natur- und umweltverträglich an den geplanten Standort zu bringen.
Auch über das Thema Windkraft wird ja derzeit sehr kontrovers im Rat diskutiert...
Bücker: Neue Anlagen können Mensch und Natur in Hagen ja teilweise auch sehr stark beeinträchtigen. Aber wenn wir keine Zonen ausweisen, laufen wir Gefahr, dass dann ein regelrechter Wildwuchs entsteht. Das kann niemand wollen.
>>> HINTERGRUND: EINSATZ FÜR GRUNDSCHULEN
- Als einen der größten Erfolge der bisherigen Ratsperiode sieht Hagen Aktiv, dass es endlich gelungen ist, einen genehmigten Haushalt aufzustellen. Das sei auch innerhalb der Wählergemeinschaft ein schmerzhafter Prozess gewesen. Auch der Stadtgrün-Entwicklungsplan – aus dem im Verlauf der Masterplan Grün wurde – sei eine Initiative von Hagen Aktiv gewesen. Schließlich habe man sich dafür eingesetzt, sämtliche Grundschulen zu erhalten. Das habe sich im Nachhinein als richtig erwiesen.
- Einsetzen will sich Hagen Aktiv weiter dafür, dass Ratsbeschlüsse zeitnah umgesetzt werden. Hier sieht die Wählergemeinschaft überfälligen Handlungsbedarf. Auch den Prozess hin zu einer fahrradfreundlichen Stadt will man intensiv begleiten. Ein entsprechendes Konzept, dass nun extern erstellt werden soll, habe Hagen Aktiv bereits mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) ausgearbeitet. Schließlich will man sich für eine höhere Verkehrssicherheit auf dem Tücking einsetzen.
- Ein eigener Oberbürgermeister-Kandidat ist für Hagen Aktiv eine Selbstverständlichkeit. Für die Wählergemeinschaft sei es wichtig, ein Gesicht zu zeigen. Ob Josef Bücker noch einmal antritt weiß er noch nicht: „Immerhin bin ich dann schon 60 Jahre alt. Mal gucken, wie fit ich mich noch fühle.“