Hagen. . Das Grundstück für den Ausbau der Drogenklinik wäre laut Gutachterausschuss 444 000 Euro wert – aber nur dann, wenn dort auch Baurecht besteht.
- Das Grundstück für den Klinik-Ausbau im Deerth ist 444 000 Euro wert
- Voraussetzung ist jedoch, dass das Forstgrundstück zu Bauland erklärt wird
- Die AWo wirbt bei der Politik vor der Ratssitzung für ihre Erweiterungspläne
In die ohnehin schon arg hitzige Debatte rund um die Erweiterung der Drogenklinik im Deerth und die damit verbundenen Grundstücksverkäufe platzt jetzt ein Verkehrswert-Gutachten für das fragliche Areal: Demnach kommt der von der AWo beauftragte Gutachterausschuss der Stadt Hagen zu dem Ergebnis, dass das etwa 16 500 Quadratmeter große Gelände einen Wert von 444 000 Euro habe. Allerdings nur dann, wenn auch tatsächlich ein rechtskräftiger Bebauungsplan für ein Sondergebiet Maßregelvollzug an dem Standort im Hagener Stadtwald zustande kommt.
36 000 Euro für Waldgelände gezahlt
Der Wohlfahrtsverband hatte beim Erwerb des Grundstücks im Jahr 2014, bei dem es sich bislang um ein Wiesen- und Waldgelände handelt, lediglich 36 000 Euro gezahlt, weil es sich weder um Gewerbeflächen noch um Bauerwartungsland handelte.
Der gezahlte Preis von 2,22 Euro pro Quadratmeter lag seinerzeit deutlich über dem im Gutachten ausgewiesenen Bodenrichtwert für forstwirtschaftliche Flächen in Höhe von 1,10 Euro/qm. Der Verwaltungsrat des Wirtschaftsbetriebes Hagen, in dem die Politik vertreten ist, wurde über das Geschäft im Mai 2017 informiert.
Der Gutachterausschuss der Stadt Hagen weist ausdrücklich darauf hin, dass der Verkehrswert von 444 000 Euro auf Grundlage eines noch zu beschließenden rechtskräftigen Bebauungsplanes auch nur dann anzusetzen sei, wenn die AWo die erforderlichen Erschließungsmaßnahmen durchführe. Dabei sei davon auszugehen, dass die erforderlichen Erschließungskosten, der Aufwand für Erdbewegungen sowie die fällig werdenden Ausgleichs- und Ersatzleistungen den jetzt ermittelten Verkehrswert klar überschreiten würden.
AWo wirbt für ihr Konzept
Im Vorfeld der Ratssitzung am kommenden Donnerstag (31. August, 15 Uhr, Ratssaal) betonen die AWo-Vorsitzende Renate Drewke und Geschäftsführerin Birgit Buchholz in einem Schreiben an sämtliche Ratsfraktionen erneut, dass eine räumliche Nähe des bestehenden offenen sowie eines künftigen geschlossenen Maßregelvollzuges am Standort Deerth organisatorisch, aber auch für den therapeutischen Erfolg von hoher Bedeutung wäre.
Der Rat wird sich jetzt mit einem Einwohnerantrag beschäftigen, der das sofortige Ende für das Bebauungsplanungsverfahren fordert und stattdessen dafür wirbt, den geschlossenen Maßregelvollzug an einem anderen Standort umzusetzen. Absehbar wird die Politik diesen Vorstoß derzeit jedoch nicht unterstützen, weil nicht auszuschließen ist, dass damit Regressforderungen seitens der AWo auf die Stadt zukommen.
Daher werden die Fraktionen erst im Herbst, wenn im Rahmen des regulären Bebauungsplanverfahrens die Offenlage ansteht, abschließend über die Realisierungs- pläne der AWo entscheiden.