Hagen. . Bis in den Wald sind es von überall in der Stadt nur wenige Minuten zu Fuß. Wer sich auf den Weg macht, kann Tiere in freier Wildbahn beobachten.

  • Zwischen 11 und 13 Uhr ist eine gute Zeit, um Rehe in der Hagener Natur zu beobachten.
  • Wichtig ist dem Förster, dass Soaziergänger sich im Wald an bestimmte Regeln halten.
  • Tiere gewöhnen sich nach und nach immer mehr an die Menschen.

Im Wald hat der Förster schon so manches erlebt. Und trotzdem gibt es in dieser fantastischen Natur diese Momente, die auch ihn überraschen. „Es war nah am Haus. Er kam von hinten. Und er flog direkt über meinen Kopf hinweg. Ein ganz leiser Flugstil, sehr elegant“, beschreibt Michael Knaup, der im Forsthaus am Kurk in Haspe wohnt jenen Augenblick, als plötzlich ein Uhu über ihn hinweg schwebte.

Knaup wohnt im Wald. Jeder Hagener eigentlich am Wald. Denn aus nahezu jedem Winkel der Großstadt ist man in Nullkommanichts mitten drin in der Natur – und zwar zu Fuß, nicht mit dem Auto.

Ein echter Glücksfall für Großstädter

Man ist da, wo Fuchs und Hase einander gute Nacht sagen. Und nicht nur diese beiden, sondern auch zahlreiche weitere Tiere. Sie überhaupt in ihrem natürlichen Raum beobachten zu können, ist für einen Großstädter ein wahrer Glücksfall. Sie bei einem ausgedehnten Spaziergang anzutreffen, ist in Hagen aber gar nicht so unwahrscheinlich. Gerade in der Ferienzeit.

Was naturgemäß nichts damit zu tun hat, dass das Wild sich nicht auf Reisen begibt. „Aber“, sagt Knaup, „zwischen 11 und 13 Uhr ist eigentlich gar keine schlechte Zeit. Das passt für Familien gerade, wenn keine Schule ist. Denn in diesen Stunden zieht das Rehwild noch einmal aus.“ Hinzu kommt: Die Tiere gewöhnen sich mehr und mehr an den Menschen. Damit wird es einfacher, sie zu beobachten.

Auch im Wald gelten feste Regeln

Erfolgreich ist, wer sich an Regeln hält. Und die sind Förster Knaup, der sehr dafür plädiert, dass die Hagener sich ihren Wald erschließen, wichtig. „Der Wald ist die Heimat der Tiere. Wer sie antreffen will, muss das respektieren“, so Knaup. „Wichtig ist, dass man auf den Wegen bleibt und die Fluchtdistanz zu den Tieren einhält.

Wer glaubt, querfeldein trampeln zu müssen, um dem Wild möglichst nahe zu kommen, irrt. Durch sein Verhalten verschreckt er die Tiere.“ Die wiederum, so Knaup, wüssten genau, auf welchen Pfaden sich die Menschen bewegen. „Wildschweine sondieren das beispielsweise ganz genau, bevor sie einen Weg kreuzen.“

Hunde sind kurz an der Leine zu führen

Regeln gelten im Wald auch für Vierbeiner. Und zwar für die, die Menschen begleiten. „Hunde sollte man im Wald auf jeden Fall kurz halten und auf keinen Fall frei laufen lassen“, sagt Michael Knaup, „sonst besteht die Gefahr, dass sie durch die Kinderstuben der Waldbewohner spazieren.“ Eine erhöhte Rücksichtnahme sei in der Phase der Aufzucht von März bis Juni erforderlich.

Wer das beherzigt, den erwarten natürliche Einblicke in eine faszinierende Welt. Echt, authentisch – so wie sie keine App und kein Smartphone jemals liefern könnten. „Ich habe in diesem Jahr auf einer Fläche an der Hinnenwiese beobachtet, wie eine Ricke ein Kitz gesetzt hat. Vom Hochsitz aus habe ich einen Dachs gesehen, der sich ein paar Beeren gepflückt hat. Im Kettelbach kann man der Wasseramsel dabei zuschauen, wie sie gegen den Strom eintaucht und nach Wasserinsekten sucht“, sagt Michael Knaup. „Solche Beobachtungen kann man aber nur machen, wenn man sich respektvoll bewegt und die nötige Distanz zu den Tieren einhält.“

Artenvielfalt ist ein Merkmal des Hagener Waldes

Die Artenvielfalt ist ein Qualitätsmerkmal des Hagener Waldes. Und sie bewirkt wiederum, dass die Menschen diesen Lebensraum bewusster wahrnehmen und erleben wollen. „Als ich nach Hagen gekommen bin, gab es nur wenige Spaziergänger“, sagt Knaup, „das hat sich in den letzten Jahren geändert. Unsere Arbeit beim Fachbereich ist darauf ausgerichtet, das positive Element Natur in den Fokus zu rücken. Ich würde mich freuen, wenn noch mehr Menschen in den Stadtwald kämen. Dafür unterhalten wir ihn ja.“

>>HINTERGRUND: DIESE TIERE LEBEN IN HAGEN

Unzählige Wildtiere und Tierarten lassen sich in den Hagener Wäldern finden. Neben Rehen und Wildschweinen hier einige Beispiele:

Der Eisvogel

2009 ist der Eisvogel zum Vogel des Jahres gekürt worden. Er bevorzugt klare, ruhige Gewässer mit vielen kleinen Fischen. Er misst rund 17 Zentimeter und ist 40 Gramm schwer. Unverwechselbar macht ihn sein dicker Kopf. Auch seine schillernden Farben sind einzigartig. Je nach Lichteinfall und Sonneneinstrahlung wirken die Farben des Eisvogels anders. Der Rücken leuchtet von türkis bis blau. Die Unterseite von rot bis rostbraun. Der Eisvogel brütet normalerweise zweimal pro Jahr. Er legt am Ende einer gegrabenen Brutröhre in einem Nest 5 bis 7 Eier.

Der Uhu

Auch Uhus fühlen sich in Hagen heimisch.
Auch Uhus fühlen sich in Hagen heimisch.

Der Uhu zählt zur Familie der Eulen. Er ist mit einer Größe von 75 Zentimetern und einem Gewicht von 3,4 Kilogramm und einer Spannweite von 1,80 Metern die größte Eule weltweit. In der Natur werden Uhus bis zu 25 Jahre alt. Die Weibchen sind deutlich größer und schwerer als die Männchen. Gegenüber anderen Eulen zeichnet sich der Uhu durch seinen kräftigen Kopf mit den großen Federohren, die großen orange-roten Augen, den dunklen Schnabel und die gefiederten Beine aus. Der Lebensraum des Uhus ist sehr unterschiedlich. In der Regel gehen sie in der Abenddämmerung auf die Jagd.

Die Ringelnatter

Die Ringelnatter ist zwischen 60 und 100 Zentimetern lang. Sie wird 5 bis 15 Jahre alt und ernährt sich von Fleisch (Fisch, Frösche, Kröten, kleine Säugetiere). Sie lebt in Uferlandschaften, an Gewässern und auf Feuchtwiesen und ist am Tag aktiv. Sie zählt zu den ungiftigen Schlangen. In Mitteleuropa ist die Ringelnatter die Schlange, die am häufigsten in freier Wildbahn anzutreffen ist. Die Weibchen sind deutlich länger und dicker als die Männchen. Ringelnattern sind sehr scheue Tiere, die keine Gefahr für den Menschen darstellen. Sie können bis zu 25 Jahre alt werden.

Der Dachs

Der Dachs ist ein kompakter, gedrungener Erdmader, der von der Nasenspitze bis zum Rumpfende zwischen 64 und 88 Zentimeter groß und zwischen sieben und 14 Kilogramm schwer wird. Weibchen sind kleiner und leichter als Männchen. Charakteristisch sind die schwarz-weiße Zeichnung des Kopfes sowie die rüsselartige Nase. Der Dachs lebt gerne in hügeliger Landschaft, bevorzugt in Laubmischwäldern mit einer Strauchschicht. Seinen Bau (oft über mehrere Etagen) legt der Dachs oft an Hängen an. Seine Nahrung (vor allem Regenwürmer) sucht er oft auf landwirtschaftlichen Flächen.

Der Marderhund

Auch der Marderhund scheint nach Hagen zurückzukehren. Ein totes Tier wurde unlängst auf einer Autobahn entdeckt. Eine Erlegung hat es nach Angaben von Förster Michael Knaup in Hagen noch nicht gegeben. Marderhund erinnern dem Äußeren nach an Waschbären. Sie werden (Schwanz nicht mit eingeschlossen) 50 bis 60 Zentimeter lang und vor der Winterruhe bis zu 7,5 Kilogramm schwer. Tagsüber halten sie sich zwischen Felsen sowie in hohen Bäumen auf. In der Regel werden sie nachts aktiv. Die Fellfarbe ist beige-grau, an Bauch sowie am Rücken schwarzbraun. Marderhunde gelten als Allesfresser. Sie ernähren sich unter anderem von Mäusen, Vögeln, Eiern, Insekten und Fischen.