Hohenlimburg. . Dr. Tabea Esch ist Pfarrerin der evangelisch-reformierten Kirchengemeinden in Hohenlimburg und Wiblingwerde.

Viele Mitglieder der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde sehen ihre Pfarrerin Dr. Tabea Esch „nur“ während des Gottesdienstes. Aber was macht sie den Rest der Woche? Wie lange dauert die Vorbereitung auf eine Predigt? Und wie schafft sie den Spagat zwischen den Gemeinden in Hohenlimburg und Wiblingwerde? Das wollte diese Zeitung wissen. Dr. Tabea Esch nahm sich Zeit für ein Interview.

Frau Esch, was macht eine Pfarrerin, wenn kein Gottesdienst ist?

Dr. Tabea Esch: (lacht) Viele Sachen in den Gemeinden vor Ort. Jede Gemeinde hat dabei noch besondere Arbeitsbereiche. So bin ich in Wiblingwerde viel mit dem Kindergarten der Gemeinde in Kontakt; in Hohenlimburg gehört es mit zur meiner Aufgabe, die Bewohnerinnen und Bewohner im Hülsemannhaus zu begleiten. Ich bin seelsorgerisch tätig, mache Kranken- und Geburtstags-Besuche. Hinzu kommen viele administrative Arbeiten, Sitzungen, Gremien, Organisatorisches.

Nicht zu vergessen die Konfi- und Jugendarbeit, Trauungen, Taufen und Beerdigungen. Auch versuche ich, mir hin und wieder die Zeit zu nehmen, mich theologisch fortzubilden. Es ist ein vielfältiger Beruf, was mir sehr gefällt.

Wie passt das alles in eine 75-Prozent-Stelle?

Das wusste ich vorher, ich habe mich auch bewusst auf die Pfarrstelle beworben, da sie mir einfach zusagt. Manchmal gibt es Phasen, wo es mehr ist. Aber in beiden Gemeinden wird selbstständig gearbeitet, es sind viele ehrenamtliche Helfer tätig, ich habe zwei tolle Presbyterien, die mich an vielen Stellen entlasten. Ich habe zum Beispiel keinen Vorsitz im Presbyterium, so wie das viele Pfarrer machen. Die Gemeindeglieder sind sehr verständnisvoll und wissen, dass ich nicht immer präsent sein kann. Das weiß ich sehr zu schätzen.

Passt das denn mit der Entfernung zwischen Hohenlimburg und Wiblingwerde?

Das ist gut machbar. Ob ich einen Termin in Reh habe oder Wiblingwerde, das tut sich von der Fahrzeit nicht viel. Es sei denn, es geht in die kleinen Orte oben auf dem Berg. Manchmal gibt es auch Sitzungen in Nachrodt oder Altena, da bin ich schon länger unterwegs.

Haben Sie jeweils ein Büro hier und in Wiblingwerde?

Ich arbeite so manches von zu Hause aus. Die Leute kommen auch weniger zu mir, sondern ich besuche die Menschen zu Hause. Das wird sehr gut angenommen und ergibt viele und gute Kontakte. Mein Vater ist ebenfalls Pfarrer gewesen, im kleinen Ort Neunkirchen/Siegerland. Da kamen die Menschen immer zu ihm, bzw. zu uns nach Hause.

Wie lange dauert die Vorbereitung für eine Predigt?

Es kommt immer drauf an, was einem der Text sagt. Es gibt so genannte vorgeschriebene Perikopen, die das Thema des Gottesdienstes vorgeben. Das heißt, alle sechs Jahre wiederholt sich der Predigttext. Ideal wäre es, montags oder dienstags den Text anzuschauen und dann damit schwanger zu gehen. Es dauert mal vier bis sechs Stunden, mal acht Stunden, manchmal geht es auch schneller.

Es ist wichtig, einen roten Faden da hinein zu bekommen. Ich schreibe die Predigt so auf, wie ich spreche. Ich bewundere Pfarrer, die sich Stichpunkte machen und frei predigen.

Wenn Sie nach dem Gottesdienst in Hohenlimburg anschließend noch Vertretung in der Berchumer Gemeinde haben – ist die Predigt dann die gleiche?

Es ist der gleiche Gottesdienst. So war es vergangene Woche. Eun-Sook Kim ist ja auch Organistin in Berchum. Wenn ich Doppeldienst in Hohenlimburg und Wiblingwerde habe, sieht es etwas anders aus.

Wenn Sie nach Hohenlimburg noch „eine Kirche weiter“ müssen - schauen Sie nervös auf die Uhr?

Nur, wenn Abendmahl stattfindet (schmunzelt). Nein, es kommt zeitlich immer gut hin. Ich nehme mir auch immer die Zeit, die Leute nach dem Gottesdienst an der Tür noch zu verabschieden.

Was macht Ihnen an der Gemeindearbeit am meisten Spaß?

Der Kontakt mit Menschen zu unterschiedlichen Zusammenhängen und Themen. Als Pfarrerin hat man ein Stück weit Vertrauensvorschuss, die Menschen öffnen sich. Die Lebensgeschichten finde ich unheimlich spannend, wie Menschen durch das Leben gekommen sind. Bei Trauungen und auch bei Beerdigungen kann man den Menschen sehr nah sein. Es ist schön, das Wort Gottes in die Welt zu sprechen, die Menschen im Blick zu haben, und zwar nicht von oben herab.

Letzte Frage - warum wollten Sie Pfarrerin werden? Es liegt ja in der Familie...

Ja,aber meine Eltern haben mich zu nichts gezwungen. Mich hat die Theologie immer fasziniert, darum habe ich sie auch studiert. Das Leben der Gemeinde fasziniert mich ebenfalls. Ich merke es an meinem Sohn, dass er hier zu Hause ist. Es ist ein schöner Beruf, ich empfinde ihn als Privileg.