Hagen. Merh als die Hälfte der Besucher des Hagener Kunstquartiers kommen von außerhalb. Viele Hagener sind auf der Suche nach Erinnerungen.

Die Hagener und ihr Kunstquartier – fragt man Dr. Birgit Schulte, Kuratorin des Osthaus-Museums, und Rouven Lotz, wissenschaftlicher Leiter des Emil-Schumacher-Museums, ist dies eine Geschichte der Beständigkeit, aber auch eine der Suche nach immer zeitgemäßeren Angeboten.

 Birgit Schulte.
Birgit Schulte. © Michael Kleinrensing

Fakt, so Dr. Birgit Schulte, sei: Über 50 Prozent der Besucher des Kunstquartiers kämen von außerhalb. Sie würden angezogen von den spektakulären Ausstellungen namhafter Persönlichkeiten wie Armin Mueller-Stahl oder Henri de Toulouse-Lautrec. Die Hagener aber, die ihren Weg ins Emil-Schumacher- oder Osthaus-Museum finden, die suchen zumeist etwas ganz anderes – oftmals nach Erinnerungen. Zumindest kann man es so interpretieren, hört man den beiden zu, wenn sie über die Volmestädter Besucher erzählen. Da erzählt Rouven Lotz über die ältere Dame, die nach Jahren wiedergekommen sei und sich auf die Suche nach den Werken machte, die sie beim Besuch während ihrer Schulzeit das erste Mal gesehen hatte.

Senior gießt die Blumen

„Wir sind für viele das Bindeglied zu früher“, versucht Birgit Schulte die besondere Treue der Hagener Museumsgänger in Worte zu fassen. Die zeigt sich, so Rouven Lotz, sogar in einem Senior, der es sich seit zwei Jahren zur Aufgabe gemacht habe, die Blumen zu gießen. Treue und Beständigkeit würden aber auf gar keinen Fall Stillstand erzeugen. Denn auch die Jugend gelte es abzuholen. Kürzlich, so Birgit Schulte, sei sie von einer regelmäßigen Besucherin angesprochen worden – Anfang 20

Rouven Lotz.
Rouven Lotz. © Yvonne Hinz

vielleicht. „Ich finde es so toll, was Sie hier machen“, habe diese gesagt. Doch Ausstellungseröffnungen sonntagsvormittags seien nichts für ihre Freunde. Sie wolle diese aber mitbringen, um ihre Kunst-Begeisterung mit ihnen zu teilen. Doch sonntagsvormittags nach einer Partynacht? „Warum veranstalten Sie nicht einmal eine Eröffnung an einem Freitagabend?“, habe sie gefragt. „Hier sieht man, wo die Zukunft liegt“, sagt Birgit Schulte. „Ich denke, wir müssen auch daran arbeiten, unsere Zeiten zu ändern, um noch mehr junge Menschen ins Museum zu holen.“ Schon seit einer Weile geht das Kunstquartier neue Wege. Ein abendliches Konzert, Veranstaltungen des Urlaubskorbs, ein Vortrag von Bundestagspräsident Norbert Lammert – dann strömen die Hagener in Scharen in ihr Kunstquartier.

Türen für alle Sparten öffnen

„Es ist als Ort für Bilder und Skulpturen geschaffen, aber wir sind mit den Räumlichkeiten in der Lage, viel mehr zu machen“, sagt Rouven Lotz. „Wir können die Türen für alle Sparten öffnen“, ergänzt Birgit Schulte. Dies biete dem Kunstquartier die große Möglichkeit, die in Hagen lebenden Künstler zu fördern, ihnen einen Raum zu geben, ihre Perspektive auf Hagen zu zeigen. „Ja, so wirken wir tatsächlich relativ stark in die Stadt hinein. Und ich denke, genau so wird es sich Karl Ernst Osthaus auch vorgestellt haben.“