Garenfeld. . Das Gymnasium Garenfeld wurde am Freitag mit Ablauf des letzten Schultages geschlossen. Wie es mit der Immobilie weitergeht, ist unklar.

  • Das Gymnasium Garenfeld wurde am Freitag mit Ablauf des letzten Schultages nach 110 Jahren geschlossen
  • Sinkende Schülerzahlen und finanzielle Schwierigkeiten brachten traditionsreiche Lehranstalt an den Abgrund
  • Was mit der riesigen Immobilie an der Garenfelder Dorfstraße geschieht, ist unklar

Es war eine historische Szene, als sich am vorvergangenen Freitag letztmalig ein Abiturjahrgang zum Gruppenfoto vor den Pforten des altehrwürdigen Privatgymnasiums in Garenfeld versammelte. 17 junge Leute haben dort in diesem Jahr ihre Reifeprüfung abgelegt. Das wird nie wieder geschehen. Das Gymnasium wurde gestern mit Ablauf des letzten Schultages nach 110 Jahren geschlossen.

Zu wenig Schüler

Sinkende Schülerzahlen und damit einhergehende finanzielle Schwierigkeiten haben die traditionsreiche Lehranstalt an den Abgrund gebracht. Im ablaufenden Schuljahr wurde das Gymnasium nur noch von 121 Mädchen und Jungen besucht, nach den Sommerferien drohte die Schülerzahl gar auf 111 zu sinken. „Damit hätten uns 60 000 Euro gefehlt“, so Olaf Hempel, ehrenamtlicher Vorstand der das Gymnasium tragenden Dr. Hermann und Katharina Hille Stiftung: „Angesichts dieser Entwicklung wäre eine Fortsetzung des Schulbetriebs nicht zu verantworten.“

Hempel, der selbst eine Tochter an der Schule hatte, war erst 2016 zum Vorstand berufen worden, um das Ruder herumzureißen. Doch seine Bemühungen, darunter eine breit angelegte Plakataktion zur Werbung neuer Schüler, kamen zu spät. Inzwischen hat er sein Amt niedergelegt, die Stiftung wird nun wieder durch Christian Witte, einen Wirtschaftsprüfer aus Dortmund, vertreten.

Enttäuschte Stimmung

„Mein Ziel war es, die Schule zu erhalten. Das ist mir nicht gelungen“, fasste der enttäuschte Hempel die Stimmung an der Dorfstraße zusammen: „Das ist für mich eine ganz schreckliche Erfahrung. 120 Schüler verlieren ihre schulische Heimat. Das hätte ich ihnen und den Eltern gern erspart.“

Die Schule erhob zuletzt einen finanziellen Beitrag von 675 Euro pro Schüler und Monat. Immerhin wurden inzwischen für alle betroffenen Kinder und Jugendlichen neue Bildungsstätten gefunden, auf denen sie ihre schulische Laufbahn fortsetzen können.

Und die Lehrer?

Aber auch für die meisten Lehrer, die durch die Schulschließung ihren Arbeitsplatz verlieren, habe sich eine Anschlussbeschäftigung gefunden, teilte die Bezirksregierung Arnsberg mit. Zuletzt seien in Garenfeld 13 Lehrer tätig gewesen, darunter neun Beamte. Schulleiter war Hans-Werner Schmitz, der diesen Posten erst im Februar übernommen hatte, nachdem sich in den vergangenen Jahren mehrere Pädagogen an der Spitze des Kollegiums abgewechselt hatten.

Das Gymnasium ist zwar Geschichte, die Dr. Hermann und Katharina Hille Stiftung wird es aber weiterhin geben. Zwar ist der hauptsächliche Stiftungszweck, nämlich die Fortführung des Gymnasiums Garenfeld, nicht mehr gegeben, doch im weiteren Sinne gehört auch die allgemeine Förderung von Bildung zu ihren Aufgaben.

Zukunft der Immobilie unklar

Denkbar wäre, dass die vorhandenen Mittel zukünftig für Stipendien vergeben werden. Sollte die Stiftung aufgelöst werden, fiele ihr Vermögen an die SOS-Kinderdörfer. Was mit der riesigen Immobilie an der Garenfelder Dorfstraße, die der Stiftung gehört, geschieht, ist unklar. Nach Informationen unserer Zeitung soll das Gelände samt Gebäuden verkauft werden.

>>Hintergrund: Die letzten Abiturienten

Die letzten 17 Abiturienten am Garenfelder Gymnasium heißen: Joana, Beckmann, Fritz-Julius Budde, Tristan Büttner, Bendix Dittmar, Daniel Grübel, Daliah Hannes, Tarek Kharroubi, Luisa Mühlmeyer, Simon Neuhaus, Valentina Pignataro, Tillmann Protzner, Pia Rüger, Caroline Schulte, Dominik Stricker, Martin Striewski, Niklas Teimann und Gina Wiesner.