Hagen. . Angesichts der maroden Brücken überprüft die Hagener Planungsverwaltung ihre Verkehrsstrategie. Abrisse der Bauwerke wären vielfach möglich.
- Die Hagener Planungsverwaltung setzt bei den maroden Brücken vorzugsweise auf Abriss
- Auf der B54-Achse zwischen Eckesey und Delstern macht eine Sanierung kaum noch Sinn
- Die Verkehrsströme der Zukunft wären nach Ansicht von Experten auch so beherrschbar
Mit einem Investitionsvolumen von 65 Millionen Euro gilt der Bau der Bahnhofshinterfahrung als das aktuell größte kommunale Straßenbauprojekt in Nordrhein-Westfalen. Doch die Eröffnung der neuen Verbindungstangente zwischen Wehringhausen und Eckesey im Jahr 2019 wird absehbar bloß der Auftakt zu weiteren Großbaustellen sein, durch die in den nächsten 30 Jahren der innerstädtische Verkehr auf der Verbindungsachse B 54 zwischen Eckesey und Delstern völlig neu geordnete wird.
Volmetalstraße überdimensioniert
Im Stadtentwicklungsausschuss rollte am Dienstag der Verkehrs- und Städteplaner Wolfgang Mesenholl, der mit seinem Fachbüro bereits seit drei Jahrzehnten als Experte die kommunalen Entwicklungsprozesse in Hagen extern begleitet, eine Konzeption aus, mit der künftig in Altenhagen nicht bloß auf das marode Stahlbeton-Monstrum „Ebene 2“, sondern in Eilpe auch auf die völlig überdimensionierte und ebenfalls sanierungsbedürftige Brückenkonstruktion der Volmetalstraße verzichtet werden könnte. Ein Mammut-Projekt, das nach ersten Grobschätzungen mindestens 300 Millionen Euro verschlingen und die Verkehrsflüsse in der Innenstadt über Jahrzehnte diktieren dürfte.
Auslöser dieser planungsstrategischen Überlegungen sind die Untersuchungsergebnisse zu den maroden Stahlbetonbrücken in Hagen. Dabei haben Gutachter festgestellt, dass durch sogenannte Spannungsrisskorrosion die Stabilität der Konstruktionen gefährdet ist und in den nächsten Jahren ohnehin Sanierungsarbeiten in zigfacher Millionenhöhe drohen.
Verkehrsplanung grundsätzlich überdenken
Vor diesem Hintergrund hat die Planungsverwaltung jetzt die Initiative ergriffen, die innerstädtische Verkehrsplanung einmal grundsätzlich zu überdenken. Zumal parallel auch in der Politik immer häufiger andiskutiert wird, wie langfristig die Abkehr vom motorisierten Individualverkehr in Hagen gelingen kann, wie Räume für Radfahrer und ÖPNV geschaffen und alternative Mobilitätssysteme etabliert werden könnten.
„Der Umbruch in der Nah-Mobilität wird ab 2030 erwartet“, verweist Mesenholl auf entsprechende Studien. Daher sei es geboten, schon heute offensiv für nachhaltige und innovative Konzepte zu werben, „statt den Verlust einer vergangenen Verkehrsentwicklungspolitik der 60er- und 70er-Jahre zu betrauern“.
Stadtbaurat Thomas Grothe plädiert ebenfalls dafür, jetzt schon die Weichen zu stellen, dass künftig nur noch Verkehre die Innenstadt ansteuern, die zur Vitalität in der City und damit auch zu mehr Lebensqualität beitragen. Ströme, die lediglich sich zwischen den Autobahn-Anschlussstelle Hagen Süd (A45) und Hagen-West (A1) quer durchs Zentrum bewegen, sollten künftig der Vergangenheit angehören, so der Planungsdezernent.
Abriss ist keine nachhaltige Lösung
Den Wunsch aus der Politik, am Märkischen Ring in Höhe des Finanzamtes Immobilien anzukaufen, diese abzureißen, um dort durch eine bessere Durchlüftung die Schadstoffbelastung zu senken, lehnt Grothe ab. Dies zementiere lediglich ein antiquiertes Verkehrsverständnis, anstatt den Einstieg in zukunftsorientierte Alternativkonzepte zu wagen.
>>HINTERGRUND: RISSE IN DEN BRÜCKEN
- Marode Spannbetonbrücken werden noch über Jahrzehnte die Verkehrsströme in Hagen beeinflussen. Solange ein Nachgeben der Bauwerke durch Rissbildungen sich ankündigt, müssen diese nicht gesperrt, sondern lediglich entsprechend sorgfältig überwacht werden.
- Kein Ankündigungsverhalten zeigt die Stennertbrücke in Hohenlimburg, die jetzt durch ein akustisches Verfahren kontrolliert wird. Problematisch bleibt die Rampe hinter dem Arbeitsamt, bei der, so die Gutachter, keine Risse ein Versagen ankündigen. Hier droht eine Sperrung.