Berchum. . Das Insolvenzverfahren ist eingeleitet, und Insolvenzverwalter Schoss hat seine Arbeit in der Jugendbildungsstätte Berchum aufgenommen.

Was passiert mit der Jugendbildungsstätte Berchum der evangelischen Schülerinnen und Schülerarbeit in Westfalen e.V. nach dem Insolvenzantrag? Wie lange ist diese Einrichtung noch geöffnet? Bis zu welchem Zeitpunkt können die Gruppen noch anreisen? Das beschäftigte gestern nicht nur die aktuell noch 29 Mitarbeiter.

Am Freitagmittag hatte, wie berichtet, der Bochumer Rechtsanwalt Dr. Thomas Huesmann für den eingetragenen Verein beim Amtsgericht Hagen Insolvenz beantragt, weil die Schulden des eingetragenen Vereins dessen Vermögen übersteigen.

Zum Insolvenzverwalter wurde deshalb kurzfristig der Wuppertaler Rechtsanwalt Andreas Schoss bestellt. Beide Rechtsanwälte waren gestern zu diesem Fall nicht zu sprechen. Auch nicht Ute König, Geschäftsführerin der Jugendbildungsstätte und in dieser Funktion Mitglied des Vereinsvorstandes der eSw.

260 000 Euro gestrichen

Zur Vorgeschichte: Anfang April hatte das Landeskirchenamt Bielefeld dem Trägerverein mitgeteilt, dass es ab dem 1. Januar 2018 den jährlichen Zuschuss in Höhe von 260 000 Euro streichen werde.

„Es ist hart, eine solche Entscheidung zu treffen“, hatte Udo Bußmann, Landesjugendpfarrer der evangelischen Kirche von Westfalen mit Sitz in Schwerte-Villigst, vor fast drei Monaten gesagt. Diese Entscheidung sei jedoch unausweichlich, schließlich könne die Landeskirche nicht weiterhin Geld in eine Einrichtung stecken, die nicht kostendeckend zu führen sei. „Das verbietet die Gesamtentwicklung der kirchlichen Finanzen.“

Im April gab es noch Hoffnung

Dennoch wollte Anfang April Ute König, Geschäftsführerin der eSw und Leiterin des Hauses, die Flinte nicht ins Korn werfen. „Wir suchen nach einer Lösung. Ideen gibt es genug.“ Doch diese Hoffnungen erfüllten sich nicht. Die Gespräche mit anderen Trägern von Jugendeinrichtungen auf Übernahme des Hauses am Ergster Weg fanden keinen positiven Abschluss. Es war niemand bereit einzusteigen. Auch die Landeskirche blieb bei ihrem Beschluss, die Unterstützung für den Verein ab dem 1. Januar 2018 einzustellen.

Betroffen von der Insolvenz sind noch 29 Mitarbeiter. Andere sind bereits abgesprungen, nachdem im April die wirtschaftliche Schieflage bekannt wurde. „Ute König ist intensiv bemüht, die Mitarbeiter unterzubringen“, versicherte Udo Bußmann gestern. „Aus diesem Grund hat es bereits Gespräche mit der Stadt Hagen gegeben.“ So über eine Übernahme des hauptamtlichen Mitarbeiters des Musik-Office-Hagen und der beiden Angestellten des Vereins Wildwasser e.V., die sich um Kinder, Jugendliche und Erwachsene kümmern, die von sexuellem Missbrauch betroffen sind.

Die eSw-Mitarbeiter Ute König, Renato Liermann und Claudia Burg-Ahrendt sollen zukünftig von „Haus Villigst“ (Schwerte) aus die Schülerarbeit fortsetzen. „Möglicherweise ab dem 1. September“, wie Pfarrer Udo Bußmann andeutete. Problematischer ist es, für die Küchen-, Hauswirtschaft- und Reinigungskräfte eine Folge-Anstellung zu finden. Bußmann: „Wir wollen helfen und haben alle kirchlichen Träger informiert, an diese zu denken, wenn sie freie Stellen haben.“

Grundstück für Bauträger interessant

Und was soll mit dem Gebäude geschehen? Darüber wollte sich Pfarrer Bußmann nicht konkret äußern. „Möglicherweise steigt nach der Insolvenz doch ein anderer Träger ein?“ Er will aber auch nicht ausschließen, dass aufgrund der besondere Lage des Grundstückes sich Bauträger dafür interessieren könnte. „Dazu müsste aber der Bebauungsplan geändert werden.“

20000 Übernachtungen pro Jahr

Als Sitz der eSw (Evangelische Schülerinnen- und Schülerarbeit in Westfalen e.V.) ist die Jugendbildungsstätte seit Jahrzehnten weit über Berchum und Hagen hinaus bekannt.

Die Zahl der Übernachtungsgäste gab die eSw für das Jahr 2016 mit rund 20 000 an.

Der Vereinsvorstand der Evangelischen Schülerinnen- und Schülerarbeit: 1. Vorsitzender: Dr. Michael Fink; 2. Vorsitzende: Tina Lachner, Schatzmeister: Jürgen Klute, Schriftführer: Marcel Gießwein, geschäftsführende Bildungsreferentin: Ute König. Sie löste den langjährigen Leiter Paul Gaffron ab.