Haspe. Wie durch ein Wunder ist in Hagen eine Familie bei einem Raserunfall davongekommen. Ein Audi RS5 verfehlte ein Kleinkind nur knapp.

  • Zwei hochmotorisierte Audi rasen mit hohem Tempo in Haspe über die Berliner Straße.
  • Schwarze Luxus-Limousine schleudert vor eine Verkehrsinsel und verfehlt eine Familie knapp.
  • Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln gegen den 28-jährigen Fahrer.

Manchmal sind es Winzigkeiten, die über Leben und Tod entscheiden. Der kleine Mustafa, gerade 20 Monate alt, seine Mutter Ferinte Chakim Memet und ihr Mann Tcounet Ismail könnten tot sein. Ausgelöscht, eine kleine Familie, von einer Sekunde auf die andere. Aber sie leben. Und das ist ein kleines Wunder.

Freitagabend, Berliner Straße, Haspe: zwei hochmotorisierte Audi-Sportwagen rasen über die ehemalige Bundesstraße 7. Auf einer Verkehrsinsel an einem Zebrastreifen steht die Familie. Der 31-jährige Fahrer des voranrauschenden Audi R8 tritt voll auf die Bremse. Der goldbraune, flache Luxus-Sportwagen kommt zum Stehen.

Audi-Fahrer schleudert vor eine Verkehrsinsel

Dieser schwarze Audi RS5 verfehlt eine Familie mit Kinderwagen nur um Zentimeter.
Dieser schwarze Audi RS5 verfehlt eine Familie mit Kinderwagen nur um Zentimeter. © Kai-Uwe Hagemann

Der 28-jährige Fahrer eines Audi RS5 reagiert zu spät. Er verreißt das Steuer, der Wagen schleudert gegen ein Zebrastreifen-Schild und erwischt Ferinte Chakim Memet am Knie. Die junge Frau stürzt nach hinten, zieht sich eine Prellung des Gelenks zu. Mehr passiert nicht. Den Kinderwagen, in dem der kleine Mustafa sitzt, und den Vater verfehlt das tonnenschwere schwarze Geschoss.

Minuten vorher hatte die kleine Familie, die erst vor wenigen Wochen aus Griechenland nach Deutschland gekommen ist, noch mit Verwandten am Tisch gesessen. Dann verlässt sie gegen 20.10 Uhr die Wohnung: „Ich musste arbeiten“, sagt Ferinte Chakim Memet, „mein Mann wollte mich mit Mustafa zum Bus bringen.“

Familie hört heulende Motoren schon von Weitem

Die Haltestelle liegt auf der gegenüberliegenden Seite. Am Zebrastreifen will die Familie die Straße, die an diesem Abend kaum befahren ist, überqueren. „Wir haben die aufheulenden Motoren schon von weitem gehört“, sagt Ferinte Chakim Memet, „beide Autos sind mit hoher Geschwindigkeit gefahren. Ich habe noch gedacht, die fahren wie auf der Autobahn. Das sah aus, als würden sie sich ein Rennen liefern. Deshalb haben wir in der Fahrbahnmitte gewartet.“

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Während der R8 anhält, kracht der RS5 links hinten in das Heck des Sportwagens. „Plötzlich kam er auf die Insel zugerast“, sagt Ferinte Chakim Memet, „das ging alles so schnell.“

Einbetoniertes Schild wird aus Verankerung gerissen

Der Audi reißt ein in den Boden betoniertes Schild um. „Dadurch ist er wohl noch gebremst worden“, so Ferinte Chakim Memet. „Vielleicht hat uns das das Leben gerettet.“

Die Mutter und der kleine Mustafa werden in einem Rettungswagen behandelt, müssen in eine Klinik. Außer einem blauen Knie trägt Ferinte Chakim Memet keine Verletzungen davon. Aber die Erinnerung an den Freitagabend bleibt: „Der Kleine schläft seither schlecht. Er weint, sobald er ein lautes Motoren-Geräusch hört“, sagt Ferinte Chakim Memet . „Und auch ich habe Angst, die Haltestelle und den Bus zu nutzen. Ich lasse mich von Verwandten mit dem Auto zur Arbeit bringen.“

Tödlicher Raserunfall auch in Mönchengladbach

Erst vor etwas mehr als einer Woche war es in Mönchengladbach zu einem Raser-Unfall gekommen, bei dem ein 38-jähriger unbeteiligter Fußgänger getötet worden war. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Mordes. An diesem Wochenende lieferten sich ein 18- und ein 19-Jähriger in einem Kölner Industriegebiet ein Autorennen. Auch hier kam es zu einem Unfall mit hohem Sachschaden.

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In dem Hagener Fall haben Polizei und Staatsanwaltschaft die Ermittlungen aufgenommen. Laut Polizei gibt es ein Video, das den Unfall dokumentiert. Der Führerschein des 28-Jährigen ist sichergestellt. „Am Unfallort hat er immer wieder ,Entschuldigung’ gestammelt“, sagt Ferinte Chakim Memet, „aber davon haben wir nichts. Wer so fährt in einer Gegend, in der viele Kinder leben, handelt unverantwortlich.“ Sie hofft, dass der Fahrer eine gerecht Strafe erhält.

>>HINTERGRUND: RASERPROZESS IN HAGEN