Hagen. . Der Hagener Schulausschuss setzt ein Zeichen und schickt eine Resolution nach Düsseldorf. Sprachkurse sollen verpflichtend sein können.
- Mit den Stimmen aller Mitglieder hat der Hagener Schulausschuss eine Resolution an die Landesregierung mit der Forderung verabschiedet
- Landesregierung wird aufgefordert, die Wiedereinführung von Vorschulen bzw. Schulkindergärten zu prüfen
- Denn durch den hohen Zuzug von Migrantenfamilien hat sich die Schülerschaft besonders in Hagen erheblich verändert
Mit den Stimmen aller Mitglieder hat der Hagener Schulausschuss eine Resolution an die Landesregierung mit der Forderung verabschiedet, dass Kinder zur Teilnahme an vorschulischen Sprachförderkursen verpflichtet werden können. Außerdem wird die Landesregierung aufgefordert, die Wiedereinführung von Vorschulen bzw. Schulkindergärten zu prüfen und gegebenenfalls das Schulgesetz entsprechend zu ändern.
Die Resolution kann man auch als Hilferuf verstehen. Denn durch den hohen Zuzug von Migrantenfamilien hat sich die Schülerschaft besonders in Hagen erheblich verändert. Während früher Kinder mit fehlenden Sprachkenntnissen eher die Ausnahme waren, spricht heutzutage eine große Anzahl von ihnen bei der Einschulung kaum ein Wort Deutsch. Michael Gronwald, Ratsherr von Hagen Aktiv, hatte bereits im Februar auf dieses drängende Problem hingewiesen und beantragt, dass aller zugezogenen Kindern ab dem vierten Lebensjahr innerhalb von vier Wochen nach ihrer Anmeldung in Hagen einen Sprachtest ablegen und, falls notwendig, einem Sprachkursus zugewiesen werden sollten: „Aufgrund der erheblichen Defizite in der Menge an Kindern, die in Hagen leben, ist eine solche Förderung absolut notwendig.“
Erhebliches Konfliktpotenzial
Gronwald geht es vor allem um die Integration der zahlreich in Hagen lebenden Einwanderer aus Rumänien und Bulgarien, die häufig in Großfamilien und Clans zusammenwohnen und für erhebliches Konfliktpotenzial sorgen. Seine im täglichen Dienst als Polizeibeamter gemachten Erfahrungen hätten in ihm die Erkenntnis reifen lassen, dass zwar für Flüchtlinge diverse Sprach- und Integrationsprogramme bereit gehalten werden: „Aber nicht für Zuwanderer aus Staaten der Europäischen Union. Dabei brauchen sie diese Unterstützung mindestens genauso dringend. Wir können sie nicht einfach hier vor sich hin wohnen lassen.“
35,3 Prozent der Kinder sprechen kein Deutsch
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes wurde 2016 bei 35,3 Prozent der in Hagen betreuten Kinder in den Familien vorrangig nicht Deutsch gesprochen – die aus Südosteuropa zugewanderten Clans gehören in der Regel dazu. „Eigentlich müssten die Eltern auch einen Sprachkursus belegen“, so Gronwald: „Wenn die Eltern die deutsche Sprache nicht können, wie sollen sie ihren Kindern dann zu Hause helfen?“ Den Aufschrei der Grundschulen, an denen diese Kinder massiv die Unterrichtsabläufe stören, könne er verstehen.
Schulministerium legt Kreis fest
Allerdings scheiterte Gronwalds Antrag seinerzeit an rechtlichen Hürden bzw. fehlenden Kompetenzen der Stadt. Weil jedoch alle Mitglieder des Schulausschusses dringenden Handlungsbedarf in Sachen Sprachförderung sehen, wurde die Resolution an die in dieser Frage zuständige Landesregierung auf den Weg gebracht. Denn das Schulministerium in Düsseldorf legt den Kreis der zu überprüfenden Kinder als auch den Zeitraum fest, in dem ihre Deutschkenntnisse geprüft werden. Weil aber ständig neue Familien zuziehen, fallen zahlreiche Kinder durch dieses Raster und werden gar nicht getestet.
Außerdem sind die Sanktionsmöglichkeiten gering, falls Eltern ihr Kind nicht zu einem eigentlich notwendigen Sprachkursus schicken. Das Schulamt kann dann zwar ein Bußgeld wegen einer Ordnungswidrigkeit verhängen, weitere gesetzliche Möglichkeiten, eine Teilnahme durchzusetzen, bestehen allerdings nicht. Zudem dürfen Grundschulen die Aufnahme eines Kindes nicht mit der Begründung verweigern, es habe nicht an einem Sprachkursus teilgenommen.
Qualifizierter Unterricht für Klassen nicht möglich
Die Schulpolitiker hoffen jetzt, dass die neue Landesregierung etwas gegen die defizitären Sprachkenntnisse zugewanderter Kinder und die damit verbundenen unhaltbaren Zustände in den Eingangsklassen der Grundschulen unternimmt. Denn nach Lage der Dinge sei ein qualifizierter Unterricht für alle Kinder dieser Klassen nicht möglich, heißt es in der Resolution. Auch das Fernziel einer gelingenden Integration drohe zu scheitern.