Vorhalle. . Der Christliche Verein Junger Menschen (CVJM) besitzt in Vorhalle einen Ort, der zu den schönsten in Hagen gehört: den Naturgarten im Stell.

  • CVJM lädt am Fronleichamstag zu einem Besuch in seinen Naturgarten in Vorhalle
  • Christlicher Verband erwarb das 7000 Quadratmeter große Grundstück 1984 im Tausch von der Stadt Hagen
  • In 80er Jahren griff CVJM die aufkeimende alternative Lebenseinstellung auf und machte aus Parzelle ein ökologisches Projekt

Es gibt einen Ort in Hagen, der könnte der Schweden-Idylle eines Astrid-Lindgren-Buches entspringen. In dem spiegelt sich alles, was Landlust bedeutet. Der an einem lauen Sommertag etwas ausstrahlt vom verlorenen Paradies. „Ich bin so glücklich, dass es diesen Ort gibt“, sagt Kurt Ulbrich.

Der Ort, der diesen paradiesischen Hauch aussendet, ist der Naturgarten des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) in Vorhalle. Sanft streicht der Wind durch hohe Gräser und Margeriten, die Wegwarte, die aussieht wie ein genetisch manipulierter Löwenzahn, und der Große Alant, eine alte, dekorative Bauernpflanze, säumen den Fußpfad, das Kötterhaus duckt sich, umrankt von einem alten Weinstock, unter Eichen. „Die Trauben überlassen wir den Amseln“, sagt Ulbrich.

Grundstück von Stadt eingetauscht

Der 75-jährige Hagener ist Leiter des Arbeitskreises Naturgarten im CVJM und hat die Aura dieses Ortes geprägt. Er war schon dabei, als der ökumenische Verband das 7000 Quadratmeter große Grundstück 1984 im Tausch von der Stadt Hagen erwarb und das einigermaßen verfallene Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert, in dem einst Kleinstbauern (Kötter) wohnten, wieder in einen respektablen Zustand versetzte. Seinerzeit griff der CVJM die aufkeimende alternative Lebenseinstellung auf und machte aus der herrlich im Wald gelegenen Parzelle ein ökologisches Projekt. „Ich glaube, wir in Hagen sind die einzige CVJM-Abteilung, die so etwas vorzuweisen hat.“

Exkursionen und Pädagogik

Es gibt wohl keinen geeigneteren Ort für Umweltpädagogik als dieses elysäische Plätzchen. Pflanzenexkursionen finden hier statt, Öko-Wochenenden für Jugendliche und Umwelttage für Kinder. Die Liebfrauen-Grundschule aus Vorhalle beackert ein Beet, Schüler des Käthe-Kollwitz-Berufskollegs sammeln Wissen über die Natur und ökologische Zusammenhänge. Unwillkürlich ertappt man sich bei dem Gedanken, dass das Paradies ein Synonym für die von Gott erschaffene Natur darstellt, in die der Mensch noch nicht eingegriffen hat. „Christliche Jugendarbeit muss Schöpfungsbewahrung beinhalten“, sagt Ulbrich.

Sedum und Habichtskraut

Selbstverständlich ist der Mensch hier tätig. Auf dem Scheunendach grünen Sedum und Habichtskraut, im Komposthaufen ist die Wilde Karde, aus deren trichterförmigen Blättern Vögel das Regenwasser nippen, emporgeschossen, am Waldteich leuchtet die Gelbe Schwertlilie, über die Grauwackenmauer flitzen Eidechsen, und auf einem Steinhaufen haben sich Gänsefingerkraut, Apfelminze und Große Schlüsselblume angesiedelt. In der Garten-Arche wimmelt es von Insekten und Vogelnestern: „Sie ist ein Zufluchtsort für viele Tiere wie die Arche in der Bibel“, sagt Ulbrich.

Gelegenheit für Schmetterlinge

Auch die Brennesselbestände in einigen Sektionen dieses verwunschenen Fleckens Erde sind wichtig für einen Naturgarten, bieten sie doch Schmetterlingen Gelegenheit zur Eiablage. Es gibt noch viel mehr zu bestaunen in diesem wundervollen Arkadien, dessen Pforte sich am Fronleichnamstag für Besucher öffnet. Wenn Sie vorbeischauen, entdecken Sie vielleicht den ururalten Mirabellenbaum (oder ist es eine Pflaume?), den der CVJM vor 30 Jahren aufgrund seiner vermeintlichen Altersschwäche abholzen wollte. Doch im Paradies gelten die irdischen Gesetze nicht, der Baum trägt bis heute süße, gelbrote Früchte.

Eine Köstlichkeit. Eine Kostbarkeit.

>>Hintergrund: Kräutertag

Der CVJM lädt am Donnerstag, 15. Juni (Fronleichnam), zu einem Kräutertag in den Naturgarten. Die Adresse: Im Stell 2.

Von 10 bis 12.30 Uhr gibt es Kräuter-Exkursionen mit Ursula Stratmann, von 13 bis 14 Uhr ist das Buffet (gegen Kostenbeteiligung) geöffnet.

Anschließend werden Gartenführungen angeboten und Bio-Kräuter, Bio-Stauden sowie Garten- und Kochbücher verkauft.