Hagen. . Über 8000 Menschen suchten im vergangenen Jahr Rat bei der Verbraucherzentrale in Hagen. Darunter auch viele Flüchtlinge, die abgezockt wurden.

  • Abzocker- und Betrüger-Banden arbeiten systematisch Straßen in Hagen ab, in denen Flüchtlinge leben
  • Windige Vertreter nutzen Hilflosigkeit und Gutgläubigkeit der Flüchtlinge dabei schamlos aus
  • Berbraucherzentrale präsentiert dazu ihre Hauptthemenfelder aus dem jahr 2016 in Hagen

Bei der Verbraucherzentrale ist man Kummer von Kunden gewohnt. Was Hagens Verbraucherzentralen-Chef Benjamin Korte da aber über das vergangene Jahr erzählt, macht einfach nur fassungslos.

Abzocker- und Betrüger-Banden arbeiten systematisch Straßen in Hagen ab, in denen Flüchtlinge in von der Stadt bereitgestellten Wohnungen leben und tricksen die oft ahnungs- und hilflosen Leute aus. „Die Verzweiflung dieser geflüchteten Menschen hat uns im vergangenen Jahr extrem beschäftigt“, sagt Benjamin Korte.

Abzocke an der Tür

Telekommunikationsverträge, Strom, Gas und andere Dienstleistungen – die dringende Grundversorgung und den Wunsch, die Verbindung zu Freunden und Verwandten in der Heimat nicht abreißen zu lassen, machen windige Vertreter sich schamlos zu Nutze und legen Flüchtlingsfamilien rein. Korte: „Wir erklären ihnen erstmal, dass kein Energieberater oder Telekommunikationsdienstleister einfach so an der Tür klingelt, um zum Beispiel Daten abzugleichen. In ihrer Angst und ihrer Unwissenheit fallen diese Menschen aber auf die Abzocker herein.“

Migranten und der Müll

Der Konflikt hat nach Ansicht der Verbraucherzentrale zwei Seiten. Viele Bürger machen zugewanderte Menschen für die Müllproblematik verantwortlich. „Andererseits gibt es große Verständnisprobleme bei diesen Menschen“, sagt Umweltberaterin Ingrid Klatte. So haben manche Mitbürger aus osteuropäischen Staaten gelernt, dass der Müll einfach an die Straße gestellt wird. Klatte: „Hier betreiben wie Aufklärungsarbeit.“

Drittanbieter auf Smartphone

Etliche der Ratsuchenden haben Probleme mit Drittanbietern auf ihrem Smartphone. Das Problem entsteht so: Man tippt beim Nutzen des Internets oder von Apps auf dem Smartphone arglos auf die „Schließen-Kreuze“ von plötzlich auf dem Bildschirm erscheinender Werbung und hat – ohne es zu wissen – einen Vertrag abgeschlossen. Oder ein kostenpflichtiges Abo. Bei einem Aktionstag hat die Verbraucherzentrale zuletzt Tipps gegeben, wie man sich schützen kann. Die automatische Übermittlung der Rufnummer des Nutzers ermöglicht den Abzockern die Identifizierung des Mobilfunkanbieters und löst so die Abrechnung aus.

Ärger mit Anbietern

Nach wie vor lang ist die Liste der Anfragen und Beschwerden rund um Dienstleistungen aus dem Bereich Telekommunikation. Und wie gehabt weisen sich die Unternehmen gegenseitig die Schuld zu, wenn es hakt. Und das, obwohl der Anschluss gesetzlich nur einen Tag tot sein darf.

Betrug auf Rezepte-Seite

Mit mehr als 20 000 Rezepten machte die Internetseite www.profi-kochrezepte.de Appetit. Wer danach backen, kochen oder braten will, muss unter Angabe persönlicher Daten einen „Zugang erwerben“. Doch den Button „Jetzt anmelden“ zu drücken, kam teuer zu stehen. Der Betreiber der Seite, eine „B2B Web Consulting GmbH“, verschickte Rechnungen über fast 240 Euro. Tatsächlich gab es auf der Seite einen versteckten Hinweis. In einem von der Verbraucherzentrale angestrengten Verfahren hat das Oberlandesgericht Hamm der Abzocke Anfang 2017 einen Riegel vorgeschoben. Das Unternehmen hat nach Ansicht des Gerichts gesetzliche Informationspflichten nicht erfüllt.