Vorhalle. . Stefan Rüsing hält Hühner nicht nur in einem mobilen Hühnerstall. Er hat auch einen Eierautomat aufgestellt, an dem man die Eier ziehen kann.

  • Rund 240 Hühner hält der junge Landwirt auf seinen Flächen in Werdringen im Stadtteil Vorhalle
  • Um die Tiere möglichst artgerecht zu halten, bringt Rüsing einen mobilen Hühnerstall zum Einsatz
  • Die Eier der Hühner können interessierte Kunden direkt an einem Eierautomat in Werdringen ziehen

So mag sie sein, die vollkommene Zufriedenheit des Federviehs. Eine sanfte Brise bläst über die weite Fläche ins Gefieder, mit dem Schnabel zupft das Huhn an einem Kleeblatt, und dann scheint es zufrieden vor sich hin zu gackern. Glücksmomente.

Für eine Hühner-Herde und für Stefan Rüsing – einen Mann, der zumindest in Teilen seine Existenz an die 240 Zweibeiner knüpft, die auf einer Wiese gegenüber des Hofes in Werdringen unterwegs sind. Nicht an Tiere, die in einem großen Stall zu Tausenden Leben, sondern an Hühner, die selbst entscheiden können, ob sie über die Wiese laufen oder sich in den Stall zurückziehen möchten, um zum Beispiel in einem Weichen Nest ein Ei zu legen, das Rüsing dann wiederum in einem Automaten direkt gegenüber verkaufen kann.

Rüsing vor seinem Eierautomat.
Rüsing vor seinem Eierautomat.

Landwirt Rüsing ist an diesem Morgen früh unterwegs. Einmal in der Woche verlegt er zusammen mit seinem Vater Reinhold den mobilen Stall. Mit einem Traktor ziehen sie dann den Hänger voll Hühner ein paar Meter weiter. Sie setzen den Zaun neu. Und die Tiere können frisches Gras verspeisen.

Die Idee zu dem in der Region einmaligen Projekt ist in Rüsing nach und nach gereift. „Schon im Studium habe ich mich mit Haltungsmethoden beschäftigt“, sagt der junge Bauer, „was wir hier machen, ist naturnah und absolut artgerecht. Der Kunde kann genau sehen, wie wir unsere Tiere halten. Wir haben eine direkte Bindung zueinander.“

Ackerbau reicht als Perspektive nicht mehr aus

Der Antrieb? Liebe zu den Tieren, Liebe zu Natur aber letztlich auch wirtschaftliche Gründe. „Ich habe unseren Hof ja gerade erst übernommen. Und im Grunde war klar, dass der Ackerbau, den wir seit Jahren betreiben, nicht mehr ausreicht, um die Existenz zu gewährleisten“, sagt Rüsing.

Also soll das an die praktische Direktvermarktung gekoppelte Hühnerprojekt ein weiteres Standbein werden. „Bislang sind wir sehr zufrieden. Täglich haben wir zwischen 200 und 210 Eiern. Das entspricht einer Quote zwischen 90 und 95 Prozent. Ich denke, dass so ein Projekt gerade am Rande einer Stadt funktionieren kann, in der die Menschen ja gerne erfahren wollen, wo die Produkte, die sie verzehren, herkommen.“

Ware findet vor Ort erste Abnehmer

Und so findet die naturnahe Bio-Ware direkt vor Ort erste Abnehmer. „Bei dem schönen Wetter am letzten Samstag und den vielen Ausflüglern war unser Automat schon um 15 Uhr leer“, erzählt Stefan Rüsing. „Viele Camper versorgen sich auf dem Weg zum Platz direkt bei uns. Hinzu kommen die Besucher des Wasserschloss Werdringen. Und auch aus dem Stadtteil kommen schon Kunden zu uns herüber.“

Solaranlage liefert Strom

Fünf Hähne hat der Vollerwerbslandwirt unter seine Hennen gemischt. Als Aufpasser. „Hähne sind aufmerksamer“, sagt Stefan Rüsing, „die nehmen auch mal einen Greifvogel wahr und warnen die Hühner.“ Auch der Fuchs hat sich noch nicht blicken lassen. „Abends geht das Licht im Stall an und lockt die Tiere wieder hinein.“ Den Strom dafür liefert eine kleine Solaranlage auf dem Dach des mobilen Stalls.Der mobile Hühnerstall kann Perspektiven eröffnen. „Jetzt, wo viele Menschen an den Seen unterwegs sind, läuft es gut“, so Rüsing, „wir warten jetzt mal den ersten Winter ab. Und dann entscheiden wir, ob wir das Projekt ausbauen.“