Hagen. . Darf nach dem Baldeneysee bald auch im Hengsteysee geschwommen werden? Der Ruhrverband hat nichts dagegen – doch es gibt andere Hürden.

  • Auch für Hengstey- und Harkortsee ist Baden in der Ruhr denkbar, sagt der Ruhrverband.
  • Doch die Initiative muss aus Hagen kommen, bislang gibt es sie aber nicht
  • Geringe Wassertiefe und Elodea sind Hindernisse, Ruhrverband fühlt sich nicht zuständig

Essen macht Schlagzeilen: Nach 46 Jahren ist dort seit dieser Woche das Baden in der Ruhr im Baldeneysee zumindest zeitweise erlaubt. Und was macht Hagen? Wäre das auch wieder eine Option für Hengsteysee und Harkortsee? Der Ruhrverband hätte nichts dagegen, wenn denn bestimmte Kriterien erfüllt sind. Doch die Initiative müsste von der Stadt ausgehen – die fehlt aber bislang.

Die Ausgangslage

Unser Bild zeigt es: Früher herrschte reger Schwimmverkehr auf dem Hengsteysee. Seit den 1970er-Jahren ist das Baden in der Ruhr verboten. Zu belastet war sie damals mit Schadstoffen. Doch seitdem hat sich viel getan, der Ruhrverband hat in Kläranlagen investiert, die Wasserqualität ist erheblich gestiegen. Das trifft zusammen mit den Überlegungen, wie Hengstey- und Harkortsee attraktiver gemacht werden können. In den aktuellen Plänen für das Hengsteyseeufer (die WP berichtete) sind zwar ein Strand am Seeufer und ein Badeschiff, das quasi ein schwimmender Pool wäre, vorgesehen. Das direkte Baden in der Ruhr kommt aber nicht vor.

Die Wasserqualität

Grundsätzlich, so der Ruhrverband, wäre das Baden auch im Hengstey- und Harkortsee möglich. Allerdings nicht sofort: „An der vorgesehenen Stelle müssten zuvor in zwei vollständigen Badesaisons Wasserproben genommen werden“, so Ruhrverbands-Sprecherin Britta Balt zur WESTFALENPOST. Sind die Werte in Ordnung, dann ist das Baden bei trockenem Wetter möglich.

Zusätzlich muss aber ein Frühwarnsystem aufgebaut werden, das insbesondere den Niederschlag und den Ruhrpegel im Auge hat. Bei mehr als 5 Millimeter Niederschlag besteht die Gefahr, dass sich die Regenüberlaufbecken der Kanalisation zum Teil in die Ruhr entleeren und so zumindest kurzzeitig die Wasserqualität verschlechtern.

Zur Orientierung: Im trockenen Sommer 2015 hätte nach diesen Kriterien an 50 Tagen im Baldeneysee gebadet werden können.

Wasserpest und Wassertiefe

Aber abgesehen von der Wasserqualität: Wären auch sonst die Bedingungen für eine Badestelle erfüllt? „Es muss geprüft werden, ob es zum Beispiel gefährliche Unterströmungen gibt“, so Britta Balt. An Investitionen, die hier eventuell nötig wären, würde sich der Ruhrverband jedenfalls kaum beteiligen: „Der Ruhrverband hat gesetzlich fest definierte Aufgaben“, so Balt. „Tourismus und Freizeit gehören definitiv nicht dazu.“

Die womöglich größten Hürden könnten aber die geringe Wassertiefe des Hengsteysees und die starke Ausbreitung der „Wasserpest“, also der Pflanze Elodea sein. Wassersportler hatten gefordert, den Hengsteysee erneut auszubaggern (WP berichtete). Doch die Ruhrverbands-Sprecherin macht hier keine Hoffnung: „Unsere Experten sind sehr skeptisch, ob mit dem Ausbaggern tatsächlich die Elodea-Ausbreitung gestoppt wird.“ Von allen Ruhrseen sei zuletzt von 1999 bis 2003 der Harkortsee ausgebaggert worden: „450 000 Kubikmeter. Aber man kann nicht sagen, dass es einen längerfristigen Erfolg gegen die Elodea gab“, so Balt.

Und sie weist auch zurück, dass die Hagener Seen dabei benachteiligt würden: „Der Hengsteysee ist zuletzt 1988/89 ausgebaggert worden. Der Baldeneysee, wo jetzt das schwimmen möglich ist, aber zuletzt schon 1983/84. „Der Kemnader See sei seit seiner Einweihung 1979 noch kein einziges mal ausgebaggert worden. Der stehe nun als erstes an.

>>Was sagen die Bürger? Einige Stimmen

„Baden in der Ruhr? Wenn das Algenproblem und noch ein paar Sachen behoben werden und es vernünftige Anlagen gibt: Wieso nicht? Dazu eine schöne „Beachbar“ – und das Freizeitangebot in Hagen würde deutlich attraktiver.“ Christopher Hardt

„Ein Schwimmponton reicht aus. Natur pur, ist gut. Aber am „Mäuseturm“ sollte ein Grill-Imbiss eingerichtet werden.“ Holger Aßmuth

„Wäre schon super. Wir sind als Kinder ohne Aufsicht einfach rein. Wie gefährlich das ist, muss ich, glaube ich, keinem sagen. Vielleicht würde ein offizielles Bad etwas Abhilfe leisten.“ Christian Draconis

>> HINTERGRUND: Genehmigungsverfahren

  • Genehmigt werden müsste eine Bademöglichkeit an Hengstey- und Harkortsee von der Bezirksregierung, genauer gesagt. von der Oberen Wasserbehörde.
  • Die müsste die Gewässergebrauchsordnung für Hengstey- und Harkortsee änder. Denn in der derzeitigen Version ist Eissport und Baden ausdrücklich verboten.