Hagen. . Mit der Schaffung von zehn Großtagespflegestellen will die Stadt Hagen das Angebot an Betreuungsplätzen für unter dreijährige Kinder verbessern.

  • Stadt Hagen geht mit der Einrichtung von zehn Großtagespflegestellen neue Wege in der Kinderbetreuung
  • Damit soll vor allem der verstärkten Nachfrage nach Betreuungsplätzen für unter dreijährige Kinder Rechnung getragen werden
  • Ein Großtagespflegestelle wird von zwei Tagesmüttern gebildet und darf maximal neun Kinder betreuen

Die Stadt Hagen geht neue Wege in der Kinderbetreuung: Noch in diesem Jahr sollen zehn Großtagespflegestellen eingerichtet werden, die Platz bieten für 90 Kinder. Damit will der Fachbereich Jugend und Soziales vor allem der verstärkten Nachfrage nach Betreuungsplätzen für unter dreijährige Kinder (U3) Rechnung tragen. „Im Vergleich zu anderen Großstädten haben wir hier noch ein bisschen aufzuholen“, so Fachbereichsleiter Reinhard Goldbach.

Eine Großtagespflegestelle wird von zwei Tagesmüttern gebildet, die maximal neun Kindern betreuen, eine weitere Tagesmutter steht als Vertretung Gewehr bei Fuß. Damit die Kinder feste Bezugspersonen haben, wird genau festgelegt, welche Tagesmutter für welches Kind zuständig ist.

Familiärer Charakter

Damit bleibt der familiäre Charakter der Großtagespflegestelle erhalten, wenngleich sich im Alltag natürlich jede der beiden Tagesmütter um jedes Kind kümmert. „Im Grunde sind Großtagespflegestellen kleine Kindergärten“, berichtet Dirk Hannusch, Abteilungsleiter für Kindertagesbetreuung.

Die Zahl der Kinder in Hagen ist in den vergangenen Jahren durch die Aufnahme von Flüchtlingen und die Zuwanderung aus anderen EU-Staaten enorm gestiegen. In den Kindergärten sind erstmals seit zehn Jahren wieder mehr als 6000 Jungen und Mädchen angemeldet. Vor allem Wehringhausen, Altenhagen und Hagen-Mitte sind, was die Zahl der Betreuungsplätze angeht, unterversorgt. Zudem steigt die Geburtenrate steil nach oben (2013: 1506 Neugeborene, 2014: 1627, 2015: 1764).

Neubau von Tagesstätten

Um die Betreuungssituation zu verbessern, hat die Stadt Hagen bereits im vergangenen Jahr 68 neue U3-Plätze in Kindergärten geschaffen sowie den Aus- bzw. Neubau mehrerer Tagesstätten auf den Weg gebracht. Zudem wurden die Zugangsvoraussetzungen für potenzielle Tagesmütter erleichtert und die Abrechnungsmodalitäten entbürokratisiert. Kam ein Kind, etwa weil es erkältet war, nicht zur Betreuung, erhielt die Tagesmutter kein Geld. „Mittlerweile bekommt sie unabhängig vom Erscheinen des Kindes den vollen Betrag“, erläutert Hannusch.

Zwar können sich Tagesmütter auch mit einer Großtagespflegestelle selbstständig machen. Die Stadt Hagen setzt aber, um das Angebot nach den so dringend benötigten Betreuungsplätzen kurzfristig zu erhöhen, auf die Zusammenarbeit mit Wohlfahrtsverbänden. Caritas, Arbeiterwohlfahrt, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und die Alternativen Lebensräume, ein privater Träger aus Siegen, der im Siegerland bereits mehrere Großtagespflegestellen betreibt und seine Erfahrungen mit an die Volme bringen soll, werden die Einrichtungen mit fest angestellten Tagesmüttern betreiben. Dazu müssen sie Wohnungen anmieten und kindgerecht umbauen. „Für selbstständige Tagespflegepersonen ist das wirtschaftliche Risiko doch recht groß, aber im Beschäftigungsverhältnis lässt sich das gut realisieren“, so Goldbach.

Flexible Öffnungszeiten

Ein weiterer Vorteil der Großtagespflegestellen sind die Öffnungszeiten, die mit den Eltern flexibel abgestimmt werden können. Für Goldbach und Hannusch sind Einrichtungen, die von 6 bis 14 Uhr, und solche, die von 10 bis 20 Uhr geöffnet haben, denkbar. Auf jeden Fall sollen die Einrichtungen wohnortnah liegen, also in Vierteln, in denen besonders viele Kinder leben.

Frühestens im August wird die erste Großtagespflegestelle in der Stadt ihre Pforten öffnen und damit ein neues Kapitel in der Betreuung von Kindern beginnen.

>>Hintergrund: 90 Tagesmütter

  • Die Einrichtung der zehn Großtagespflegestellen in diesem Jahr lässt sich die Stadt Hagen 800 000 Euro kosten.
  • Derzeit sind in Hagen rund 90 freiberufliche Tagesmütter tätig, sie betreuen in den eigenen vier Wänden rund 220 Kinder. Eine Tagesmutter darf maximal fünf Kinder aufnehmen.