Hohenlimburg. . Die „Lego-Brücke“ in Hagen soll für ganz NRW Vorbild werden: Das Bauwerk aus 178 Fertigbauteilen über die A 46 soll in nur 100 Tagen entstehen.

  • Modellprojekt für ganz NRW: Neue Brücke über A 46 entsteht komplett mit Fertigbauteilen
  • Bauzeit soll nur 100 Tage dauern, in konventioneller Bauweise wären es 220 Tage
  • Viel befahrene Autobahn 46 muss während der Bauzeit nicht gesperrt werden

Sie soll ein Modellprojekt für ganz Nordrhein-Westfalen werden: Die so genannte „Lego-Brücke“, die in nur 100 Tagen Bauzeit komplett aus vorgefertigten Betonteilen gebaut werden und das derzeitige marode Brückenbauwerk Hammacher Straße über die Autobahn 46 ersetzen soll. Jetzt ist auch der Zeitplan klar, wann das außergewöhnliche Bauwerk entstehen soll: Von Ende Juni bis Anfang Oktober werden die Bauarbeiten dauern.

Die gute Nachricht für die Autofahrer: Zwar muss die Hammacher Straße während der Bauzeit komplett gesperrt werden – die Brücke wird ja abgerissen. Doch der Verkehr auf der Autobahn A 46 zwischen Iserlohn und Hagen kann generell wie gewohnt in jede Richtung laufen. Die Fahrbahnen werden im Baustellenbereich lediglich verengt. Und eventuell kann es nachts zu kurzzeitigen Sperrungen kommen. Das ist eine wichtige Nachricht, denn immerhin passieren diesen Abschnitt der Autobahn 46 täglich 46 600 Fahrzeuge – der Anteil der Lkw liegt bei immerhin 7,2 Prozent.

178 Teile werden gegossen

Derzeit werden die 178 Teile (68 große und 110 kleine Teile), aus der die Brücke bestehen wird, in einem Betonwerk in Dorsten gegossen. Ende Juni beginnen dann die Arbeiten in Hohenlimburg: Die alte Brücke wird bei laufendem Verkehr auf der A 46 abgerissen, die neuen Widerlager werden anschließend auf beiden Brückenseiten eingebaut. Ab September werden dann die Stahlträger für die Fahrbahn über die A 46 hinweg verlegt, bevor die Fahrbahnplatten, die Kappen und die Geländer montiert werden –

Der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Michael Groschek (Mitte) füllt am Dienstag in Dorsten während eines Pressetermins bei der Firma Fuchs die Schalung für ein Widerlager der neuen Brücke an der Hammbacher Straße bei Hagen mit der Professorin Beate Wiemann, der Strasse.NRW-Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek, dem Präsidenten der Architektenkammer NRW, Heinrich Bökamp und dem Fuchs Vertriebsleiter Werner Schroer (v.l.) mit Beton.
Der nordrhein-westfälische Verkehrsminister Michael Groschek (Mitte) füllt am Dienstag in Dorsten während eines Pressetermins bei der Firma Fuchs die Schalung für ein Widerlager der neuen Brücke an der Hammbacher Straße bei Hagen mit der Professorin Beate Wiemann, der Strasse.NRW-Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek, dem Präsidenten der Architektenkammer NRW, Heinrich Bökamp und dem Fuchs Vertriebsleiter Werner Schroer (v.l.) mit Beton. © Volker Hartmann

wohlgemerkt alles vorbereitete Fertigteile. Nach Asphaltier- und Restarbeiten soll die „Lego-Brücke“ Anfang Oktober befahrbar sein.

220 Tage würde die Bauzeit in konventioneller Bauweise dauern, mit den Fertigbauteilen sollen es nur 100 Tage werden. Allerdings: Das Ganze ist teurer: Mit 3,3 Millionen Euro Kosten wird kalkuliert, in herkömmlicher Bauweise, so Straßen-NRW-Sprecherin Ingrid Scholtz, wäre es wohl eine Million Euro weniger.

In Dorsten werden Fertigteile für Lego-Brücke gegossen

Das „Lego-Brücken“-Modell in Hagen genießt auch bei der Landesregierung weiter hohe Aufmerksamkeit. Am Dienstag hat NRW-Verkehrsminister Michael Groschek die Firma Fuchs in Dorsten besucht, wo die Fertigteile für die Brücke entstehen.

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Michael Groschek (SPD) drückt dort auf einen Knopf, prompt platscht von der Decke ein Kubikmeter Beton in einen Kübel und wird in eine Form gegossen. Ministerieller Alltag, so ein Knopfdruck, aber Groschek wäre nicht Groschek ohne einen routiniert starken Halbsatz: „Lasst uns Deutschland reparieren!“

Es ist schließlich ein Knopfdruck mit Anspruch an diesem Dienstagmittag, die Zukunft des Brückenbaus gilt als eingeläutet und trägt einen Namen voller Stolperfallen: „Vollfertigteilbauweise“. Er besagt: Der Landesbetrieb „Straßen NRW“ baut in den nächsten Jahren im Land mehrere Brücken, die ausschließlich aus Fertigteilen bestehen, um festzustellen, ob sie als vollwertige Brücken taugen.

Projekte bei Hamm und Werne sollen folgen

Folgendes Problem steckt dahinter: Von über 10 000 Brücken, für die „Straßen NRW“ zuständig ist, müssen früher oder später Tausende verstärkt oder ersetzt werden. Gut 500 sind jetzt statisch nachgerechnet, 284 muss man neu bauen – über die Jahre. „Keine droht einzustürzen“, beruhigt Ingrid Scholtz von „Straßen NRW“.

Die Vollfertigteilbauweise sei eine „Expedition ins Neuland“, sagt die „Straßen-NRW“-Direktorin Elfriede Sauerwein-Braksiek, und Groschek fällt dazu ein: „Unser Neuland heißt Niederlande.“ Dort wird schon so gebaut, freilich auch noch nicht so lange, dass man etwas wüsste über die Lebensdauer dieser sogenannten „Lego-Brücken“.

Die Lebensdauer unklar, die Herstellung teurer, und an der Baustelle muss Platz für riesige Kräne sein – das sind die Probleme. Die Vorteile sind: Das Bauen geht deutlich schneller, der Verkehr wird weniger beeinträchtigt. Dem Hagener Projekt sollen zwei neue Landesstraßenbrücken bei Hamm und Werne folgen.

Von Fuchs aus Dorsten stammen auch die Pfeiler für die neuen Lennetalbrücke der A45 in Hagen: