Breckerfeld. . Die evangelische Gemeinde Breckerfeld zählt zu den wenigen, die Menschen mit Behinderung Arbeit geben – für Christina Sutter (25) ein Glücksfall.

Sie ist glücklich. Und das erzählt sie auch jedem, der sie fragt. „Hier“, sagt Christina Suttner, „hier will ich nie wieder weg.“

Christina Suttner, 25 Jahre jung, Hauswirtschafterin. Sie ist glücklich, weil sie ihren ganz persönlichen Traumjob gefunden hat, weil sie im Kindergarten Zwergenwald in einem Team arbeitet, dass sie so akzeptiert, wie sie ist, und weil sie einen Arbeitgeber hat, der es ihr ermöglicht, etwas zu tun, bei dem sie selbst frei und eigenverantwortlich arbeiten kann.

Die christliche Verantwortung spielt eine Rolle

“Hier will ich nicht mehr weg“, sagt Christina Sutter über ihren Arbeitsplatz.
“Hier will ich nicht mehr weg“, sagt Christina Sutter über ihren Arbeitsplatz. © Jens Stubbe

Die evangelische Kirchengemeinde Breckerfeld bietet Christina Suttner, die in einer Wohngruppe von Bethel Regional in Haspe wohnt, diese Chance. Ihr und drei weiteren Menschen mit Behinderung, die sie beschäftigt. Als einzige Gemeinde mit einer eigenen „Integrationsabteilung“, wie es formal heißt. Eine solche darf man erst einrichten, wenn man mindestens drei Menschen mit Behinderung beschäftigt.

Dabei steckt ein Prozess hinter dem Projekt, der schon vor vielen Jahren seinen Anfang genommen hat. „Natürlich hat das, was wir hier in unserer Gemeinde tun, auch etwas mit der christlichen Verantwortung gegenüber den Menschen zu tun“, sagt Pfarrer Paul-Gerd Diehl, „aber die Reihenfolge ist eine andere. Die Erfahrungen aus der Praxis haben uns dahin gebracht, mehr Menschen mit Behinderungen eine berufliche Perspektive zu geben.“

Enger Kontakt zu Bethel Regional ist von Bedeutung

Pädagogen begleiten vier Mitarbeiter

Die evangelische Kirchengemeinde Breckerfeld ist für vier Menschen mit Behinderung Arbeitgeber.

Dafür hat die Gemeinde eigens eine sogenannte Integrationsabteilung gegründet.

Die Mitarbeiter werden durch ausgebildete Pädagogen begleitet.

Ein weiterer bekannter Integrativ-Betrieb ist das Hotel „Auf’m Kamp“ in der Selbecke.

Die Wurzeln liegen im ohnehin engen Kontakt, den die Gemeinde seit Jahrzehnten mit Bethel Regional pflegt. „Einst war die Stiftung selbst Träger des Kindergartens in Zurstraße“, sagt Diehl. „Menschen, die eigentlich in den Werkstätten arbeiten, haben immer mal wieder in der Einrichtung ausgeholfen.“ Daraus ist eine systematische Integration erwachsen, die die Kirchengemeinde als neuer Träger des Zwergenwalds mit Unterstützung der Caritas verfestigt hat.

„2014 haben wir uns dazu entschlossen, eine eigene Integrationsabteilung einzurichten“, sagt Diehl, der die Sorgen im Prozess nicht verschweigt. „Natürlich bedeutet das für uns als Gemeinde und Arbeitgeber auch ein gewisses Risiko. Natürlich haben auch wir uns gefragt, ob die Integration so gelingen kann, wie wir uns das vorstellen. Aber wenn wir nicht mit gutem Beispiel vorangehen – wer dann?“

Mitarbeiter erhalten den üblichen Tariflohn

Vier Menschen mit Einschränkungen ganz unterschiedlicher Ausprägungen arbeiten seither für die Jakobus-Gemeinde und werden nach Tarif bezahlt. Unterstützt wird das Integrations-Projekt anfangs von der Arbeitsagentur und dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe. Mittlerweile fließen die Fördermittel komplett über den LWL.

„Uns ist wichtig, den Mitarbeitern mit Behinderung das Gefühl zu geben, dass sie zu unseren Teams dazugehören“, sagt Paul-Gerhard Diehl.

Behinderte fühlen sich als ein Teil des Teams

„Ihre Zufriedenheit, ihr seelische Befinden – das hat große Bedeutung für uns. Mitarbeiter mit pädagogischer Qualifikation stehen ihnen als feste Ansprechpartner zur Verfügung. Und dabei geht es nicht immer nur um Dinge, die unmittelbar mit ihrem Beruf zu tun haben.“

Christina, die Hauswirtschaftskraft, strahlt, wenn sie über ihre Arbeit erzählt. „Als ich noch in der Werkstatt gearbeitet habe, musste ich den ganzen Tag Schrauben herstellen. Immer dieselbe Tätigkeit, das war langweilig,“, sagt die junge Frau, die in die eigentliche pädagogische Arbeit der Einrichtung nicht eingebunden ist. „Hier kümmere ich mich um die Wäsche, ich fege in den Gruppen und in den Fluren, ich wasche die Tische ab.“

Sie ist glücklich. Weil sie ihre Arbeit im Kindergarten mag, weil sie die Kinder mag, die die Einrichtung besuchen und die sich freuen, sie zu sehen. Und weil sie Teil des Teams ist. „Bald ist unser Sommerfest“, sagt Christina, „darauf freue ich mich schon.“