Wehringhausen. . Kritiker werfen der Stadt und der AWO Kungelei bei den gelaufenen Grundstücksverkäufen im Deerth vor. Baurat Grothe nimmt im Interview Stellung.
- Wurde bei den Grundstücksverkäufen im Deerth gekungelt? Kritiker werfen Stadt und AWO genau das vor
- IM WP-Interview nimmt Baurat Thomas Grothe Stellung zu den Vorwürfen, die er für an den Haaren herbeigezogen hält
- Grothe macht aber auch deutlich, dass er aus gesellschaftlicher Sicht verlange, dass sich in Hagen um Suchtkranke gekümmert wird
Die Projekt-Gegner des geplanten Erweiterungsbaus der Drogenklinik im Deerth haben die Bauverwaltung angezählt (wir berichteten). Ein Punkt der Kritik: Die Stadt habe die Grundstücke an die AWO viel zu günstig für nur 50 000 Euro verkauft, obwohl sie gewusst habe, dass die Wertsteigerung des Geländes enorm sein würde. Es sei gekungelt worden zwischen Stadt und AWO. Auch ein Raumplanungs-Professor sprach vor diesem Hintergrund von Veruntreuung, die einer staatsanwaltlichen Prüfung bedürfe. Baudezernent Thomas Grothe nimmt im Interview Stellung zu den Vorwürfen.
Herr Grothe, sind die Verkäufe der Grundstücke krumm gelaufen? Und stellen Sie sich als Stadt nicht zu sehr auf die Seite der AWO?
Thomas Grothe: Diese Spekulationen um eine mögliche Veruntreuung finde ich an den Haaren herbeigezogen. Nach internen Recherchen hat die Stadt 2013 vom Erweiterungswunsch der AWO gewusst. Aber für mich war auch immer klar, dass es ein höchst komplexes Verfahren werden würde, den Bebauungsplan zu ändern. Ein positives Ende und auch eine Zustimmung durch den Rat war überhaupt nicht abzusehen. Vor diesem Hintergrund war es korrekt, die Flächen durch den Wirtschaftsbetrieb Hagen zum Waldpreis zu verkaufen. Weil die AWO die Flächen bereits genutzt hat und für den WBH dadurch ein zusätzlicher Aufwand entstanden ist.
Sie haben nicht auf die Frage geantwortet, ob Sie auf Seiten der AWO stehen.
Das spielt in diesem Prozess überhaupt keine Rolle, wie ich persönlich darüber denke. Weil nicht ich, sondern der Rat das am Ende entscheidet. Für den Verwaltungsvorstand ist aber schon lange klar, dass so ein Projekt an dieser Stelle es verdient hat, weitergedacht zu werden. Es geht hier schließlich nicht um einen Privatinvestor, sondern um einen gemeinnützigen Sozialträger, der seit 40 Jahren gute Arbeit in dieser Stadt leistet. Wir sehen das an der bestehenden Klinik und der Drogenklinik an der Volme. Sie dienen dem Wohle aller. Und zumindest als Bürger sage ich: Ich erwarte von der Gesellschaft, dass sich um Suchtkranke gekümmert wird. Auch in Hagen.
Was ist mit der Wertsteigerung, die ihre Kritiker anführen?
Man muss die Sache ganz anders betrachten. Es würde doch ein Stück Bauland entstehen, dass extrem zweckgebunden ist. Für niemand anderen außer der AWO hätte diese Fläche mit ihrer Sondernutzung einen Wert. Man kann sie sich später nicht einfach kaufen und darauf eine Villa mit Swimmingpool errichten. So läuft das nicht.
Und die Stückelung der Verkäufe? Haben Sie das so gemacht, damit die Geschäfte am Rat vorbei abgewickelt werden konnten?
Nein. Die AWO ist zweimal auf die Stadt und den WBH zugekommen und hat um Flächenkäufe gebeten. Beim ersten Mal spielte ein Erweiterungsbau überhaupt keine Rolle und der Verkaufspreis war gerade so hoch, dass er als laufendes Geschäft der Verwaltung galt.
Gerät der weitere Verlauf ins Stocken, wenn jemand rechtliche Schritte einleiten sollte?
Es ist jedem unbenommen, das zu tun. Aber es gibt keinen Anlass dazu. Wir arbeiten ein Bebauungsplanverfahren nach den gleichen Kriterien ab, wie wir es immer tun. Alle Verfahrensschritte werden eingehalten. Ziel ist es, im September oder Oktober mit einem Offenlagebeschluss in die Politik zu gehen. Und wenn die Politik zu der Einsicht gelangt, dass sie das nicht mehr möchte, dann geht das Projekt im Deerth eben nicht weiter.
Mit Stadtbaurat Thomas Grothe
sprach Mike Fiebig.