Hagen. . Die Abrissarbeiten an der Lennetalbrücke an der Autobahn 45 laufen seit einer Woche. Zwei riesige Bagger machen das marode Bauwerk zum Skelett.
- Abriss ist für Projektleiter Michael Neumann so komplex wie ein Brücken-Neubau.
- 35 000 Kubikmeter Rohstoff werden direkt an Ort und Stelle wiederverarbeitet.
- Arbeiten liegen schon jetzt sechs bis sieben Monate hinter dem ursprünglichen Plan.
Wenn man so will, könnte auf der alten Lennetalbrücke ein grüner Punkt kleben. „Wird komplett wiederverwertet“, sagt Michael Neumann, Projektleiter bei Straßen NRW, „wir beginnen gleich hier vor Ort mit der Aufbereitung des Betons.“
Den Rohstoff für die Anlage – am Ende 35 000 Kubikmeter – liefern zwei Bagger, die oben auf der alten Brücke stehen und seit einer Woche Zentimeter für Zentimeter abtragen. Zuerst wird der Fahrbahnbelag weggefräst, dann werden die Fahrbahnplatten weggestemmt.
Längsträger werden am Ende abgeknippst
Ein Prozess, der gerade läuft und dessen erste Erfolge sich am Südende der Brücke zeigen, wo das verbliebene Skelett dieser Tage den Blick freigibt auf den blauen Himmel. „Phase drei ist dann der eigentliche Abbruch“, sagt Michael Neumann. „Dann werden die Längsträger, die auf einem Kilometer Länge die Fahrbahn gehalten haben, von unten weggeknipst.“
Der Abbruch der alten Lennetalbrücke hat begonnen
Der Eindruck einer gewissen Beliebigkeit täuscht beim (hinter der Bahnhofshinterfahrung) zweitgrößten Bauprojekt der Stadt. „Alles“, sagt Neumann, „folgt einem Konzept, dem genaueste statische Berechnungen zu Grunde liegen. So ein Abriss ist mindestens genauso komplex wie der Bau einer Brücke.“
Abriss an der Lennetalbrücke läuft anders als geplant
Damit der – nachdem der erste Teil des Neubaus vom Verkehr in beide Fahrtrichtungen genutzt wird – weiter vorangehen kann, muss das alte Bauwerk weichen. Auf eine andere Art, als es zunächst geplant war. „Die ursprüngliche Variante sah eine Demontage vor, die im Grunde genau entgegengesetzt eines Brückenaufbaus läuft“, sagt Neumann. „Allerdings hätten wir in diesem Fall von Norden in Richtung Süden arbeiten müssen. Und da wir im Süden auf Sperrzeiten der Bahn angewiesen sind, hätten wir dort im Juli genau ankommen müssen.“
Ein Risiko, das die Verantwortlichen nicht eingehen wollten. Wäre der Plan nicht aufgegangen, hätten neue Sperrzeiten beantrag werden müssen. Erhebliche Verzögerungen wären die Folge gewesen.
Großbaustelle hinkt dem Zeitplan hinterher
Und dass an einer Großbaustelle die schon jetzt sechs bis sieben Monate hinter dem ursprünglichen Zeitplan herhinkt. „Durch die neue Art des Abbruchs sind wir zwei bis drei Monate schneller“, sagt Neumann. „Insgesamt sind für den Abbruch sechs Monate geplant.
All das reicht nicht, um den Rückstand wieder aufzuholen. Zumal man nie weiß, was einen noch erwartet.“ Von einer Eröffnung noch im Jahr 2018 spricht im Lennetal niemand mehr. Ende 2019 lautet das neue Ziel. Genauer will sich Neumann nicht festlegen. „Das wäre nicht seriös.“
Schneekanonen helfen gegen den Staub
Während oben die Bagger Stück für Stück abpicken, fallen überall dort, wo weder Bahntrasse noch Lenne sind, die Einzelteile zu Boden. Zwei Schneekanonen, die Wasser in die Luft pusten, sorgen dafür, dass es bei der momentanen Witterung nicht zu sehr staubt.
Eine Sprengung der Brücke war übrigens nie Thema. „Die Randbedingungen passen nicht“, sagt Neumann mit Blick auf die Bahntrasse und Naturschutzgebiete. „Und die neue Brücke wäre doch ein bisschen nah.“
>>HINTERGRUND: SPERRUNG AM 21. APRIL
- Ab 21. April muss die Verbandsstraße für eine Woche gesperrt werden. Die Brücke oberhalb wird komplett abgerissen.
- Parallel zu den Abrissarbeiten werden die Taktkeller vorbereitet, von denen aus die neuen Brückenteile geschoben werden.