Hagen. . Sie stecken im Stau, sie radeln, sie warten auf den Zug. Rund um Hagen gibt es mehr als 70.000 Pendler. Vier erzählen ihre Geschichte.

Sie machen sich täglich auf den Weg: Entweder in unsere Stadt oder aus unserer Stadt hinaus. Sie stehen im Stau, sie warten auf die Bahn oder sie strampeln mit dem Fahrrad und werden manchmal nass, bevor sie ihr Ziel erreicht haben.

72 535 Menschen, so sagen es die aktuellsten Zahlen aus dem Pendleraltlas 2015, pendeln täglich nach Hagen hinein oder aus Hagen hinaus. Sie alle haben ihre eigene Geschichte. Wir stellen fünf von ihnen vor.

Die zwei Pendler von der Hagener Feuerwehr

88 Kilometer von der Haustür bis zur Wache. Dasselbe am nächsten Morgen wieder zurück. Autobahn 4, Autobahn 45, Autobahn 46. Manuel Brücher fährt von Nümbrecht im Bergischen Land bis zur Feuerwache im Lennetal. „Seit fünf Jahren arbeite ich in Hagen“, sagt er, „ich fühle mich in Hagen richtig gut aufgehoben. Von daher nehme ich die Strecke in Kauf.“

Manuel Brücher und Sascha Pietz pendeln nach Hagen. Sie arbeiten als Rettungsassistenten bei der Feuerwehr.
Manuel Brücher und Sascha Pietz pendeln nach Hagen. Sie arbeiten als Rettungsassistenten bei der Feuerwehr. © Jens Stubbe

Die Baustellen der Sauerlandlinie zwischen dem Autobahnkreuz Olpe und dem Autobahnkreuz Hagen machen Manuel Nümbrecht zu schaffen. Schlimmer könnte es noch werden, wenn die Arbeiten an den Brücken Kattenohl und Brunsbecke im Hagener Süden Fahrt aufnehmen. Aber wirkliche Alternativen sieht er nicht: „Nach Köln wäre es für mich nur die Hälfte der Strecke. Aber der morgendliche Verkehrswahnsinn auf dem Kölner Ring – da wäre ich wohl kaum schneller.“

Pendeln ist bei der Hagener Feuerwehr besonders attraktiv. Die 24-Stunden-Dienste sorgen dafür, dass sich Feuerwehrleute von außerhalb nicht täglich in den Verkehrswahnsinn stürzen müssen. Das gilt auch für Sascha Pietz, der aus Hamm nach Hohenlimburg oder direkt zur Rettungswache Vorhalle pendelt. „Bei zwei bis drei Diensten pro Woche ist das machbar“, sagt Pietz, der als Notfallsanitäter im Einsatz ist.

Ein Wechsel ist für ihn kein Thema: „Da, wo ich wohne, will ich nicht unbedingt arbeiten“, sagt Sascha Pietz, „und ob ich ins Ruhrgebiet fahre oder nach Hagen, macht eigentlich keinen Unterschied. Wenn ich direkt nach Vorhalle muss, fahre ich bei mir direkt auf die Autobahn 1 und in Hagen West direkt wieder runter. Da bin ich ohne Stau nur 30 Minuten unterwegs.“

Mit dem Mountainbike zur Arbeitsstelle

Daniel Schuster pendelt mit dem Rad.
Daniel Schuster pendelt mit dem Rad. © Kleinrensing

Der Mann ist fit. Er muss einfach fit sein. Denn seit sieben Jahren ist er zwischen Haspe und Wuppertal unterwegs. Nicht mit dem Auto, nicht mit dem Zug – Daniel Schuster fährt mit dem Mountainbike. Bei Wind und Wetter. Also fast. „Die Zeit zwischen Dezember und Februar spare ich mir“, sagt Feuerwehrmann Schuster, „da ist es zu kalt, zu dunkel und zu nass.“

Rund 2500 Kilometer rollt der 43-Jährige – auf dem Hinweg zum Teil entlang der Ennepe und der Bundesstraße 7, auf dem Rückweg dann auch mal abseits der schnellsten Strecke. „Da kann ich den Weg zur Arbeit und zurück gleich mit dem Sport verbinden“, sagt Daniel Schuster.

Ein Marathon-Pendler für die Liebe

Christopher Seyfried arbeitet als Zeitsoladt am Bodenseee. Seine Freundin wohnt in Haspe.
Christopher Seyfried arbeitet als Zeitsoladt am Bodenseee. Seine Freundin wohnt in Haspe. © Michael Kleinrensing

500 Kilometer eine Strecke – Christopher Seyfried ist der Marathonmann unter den Hagener Pendlern. „Wo die Liebe hinfällt“, sagt der gebürtige Bayer, der in Stelten am Kalten Markt in der Nähe des Bodensees als Berufssoldat stationiert ist. „Natürlich fahre ich die Strecke nicht täglich“, sagt der 22-Jährige, „freitags komme ich in der Regel so gegen 10.45 Uhr raus. Wenn es mal richtig blöd läuft, bin ich erst neun Stunden später in Haspe.“ Montagsmorgens muss er um 7 Uhr wieder in der Kaserne sein.

Und trotz der weiten Strecke – da, wo Christopher Seyfried jetzt stationiert ist, will er gar nicht weg. „Ich fühle mich wohl. Es ist gut so, wie es ist“, sagt der Soldat.

Asli Özkaya pendelt sogar bis in die Niederlande

Erzieherin Asli Özkaya pendelt zwischen Hagen und Velbert.
Erzieherin Asli Özkaya pendelt zwischen Hagen und Velbert. © Jens Stubbe

Es gibt Tage, da pendelt Asli Özkaya bis über die Landesgrenze. Denn das Berufskolleg Velbert, an dem die 22-Jährige studiert, kooperiert mit der Stenden University Schule in Leeuwarden. „Seit zwei Jahren mache ich eine Ausbildung zur Erzieherin und studiere parallel soziale Arbeit“, sagt die junge Frau, die mitten in der Hagener Innenstadt wohnt, bald aber umziehen will. Bis Velbert ist sie knapp 50 Kilometer unterwegs, bis Leeuwarden sind es mehr als 300.

„Manchmal ist schon die Fahrt in Richtung Velbert echt nervig“, sagt die 22-Jährige, „auf der Autobahn 46 ist wirklich immer Stau. Und wenn dann noch ein Unfall passiert, dann kann es schon mal sein, dass man zwei Stunden im Stau steht und nichts mehr geht. Man braucht schon viel Geduld.“

>>HINTERGRUND: 1124 AUS BRECKERFELD

  • 16 857 Einpendler sind Frauen, 22 443 sind Männer. 28 374 Einpendler sind in Hagen vollzeitbeschäftigt, 10 926 sind teilzeitbeschäftigt.
  • Auch bei den Auspendlern sind die Männer in der Überzahl: 19 989 Männer stehen 13 346 Frauen gegenüber. 23 832 Auspendler arbeiten in Vollzeit, 9403 in Teilzeit.
  • 621 Hagener pendeln in die Nachbarstadt Breckerfeld, 1124 Breckerfelder pendeln nach Hagen.
  • Aus Witten pendeln 1742 Menschen nach Hagen, aus Gevelsberg 1677, aus Ennepetal 1395 und aus Bochum 1204.
  • Aus Hagen pendeln 1503 Menschen nach Wuppertal, 1469 nach Lüdenscheid, 1398 nach Herdecke, 1074 nach Bochum und 987 nach Witten.
  • Zu denjenigen, die aus Hagen heraus oder nach Hagen hinein pendeln gesellen sich noch 56 465 innergemeindliche Pendler.