Hagen. . Felix Thurn und Franziska Heinisch gehören zu den Mitbegründern der Bezirksschülervertretung. Sie verstehen ihre Aufgabe durchaus politisch.
- Bezirksschülervertretung bringt frischen Wind in die Hagener Schulen
- Felix Thurn und Franziska Heimisch bilden den Vorstand des 2016 gegründeten Gremiums
- Zu den drei bisherigen Konferenzen trafen jeweils über 70 Hagener Schüler zusammen
Die Landtagswahl rückt näher, viele Hagener Schüler werden am 14. Mai erstmals zur Wahlurne gehen dürfen. Damit die Jugendlichen auch möglichst gut darüber informiert sind, welche politische Farbe ihre Interessen am besten vertritt, plant die Bezirksschülervertretung (BSV) eine Podiumsdiskussion mit Landtagskandidaten – so diese denn ihre Zusage geben. „Das halte ich aber eher für unwahrscheinlich“, sagt BSV-Vorsitzender Felix Thurn (17).
Solides Selbstbewusstsein
Denn die Hagener Schülervertreter haben nicht irgendwelche Hinterbänkler, sondern die politischen Schwergewichte aus Nordrhein-Westfalen nach Hagen eingeladen, allen voran Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) und Oppositionsführer Armin Laschet (CDU). Das zeugt einerseits von einem soliden Selbstbewusstsein, doch sind Thurn und seine Stellvertreterin Franziska Heinisch (17) trotz ihres jugendlichen Alters schon so erfahren zu wissen, dass Spitzenpolitiker erstens einen vollen Terminplan und zweitens wahrscheinlich wenig Lust haben, sich im stressigen Wahlkampf auch noch in einer Schulaula mit den speziellen Bedürfnissen von Schülern zu beschäftigen. „Wir haben aber auch Vertreter aus Hagen eingeladen“, so Thurn und Heinisch: „Wir wollen die Menschen mal vor uns sehen, die für uns Politik machen.“
Die beiden jungen Leute haben frischen Wind in die Schulen gebracht, mehr noch: Felix, Schülersprecher am Theodor-Heuss-Gymnasium, und Franziska, bis vor kurzem Schülersprecherin am Albrecht-Dürer-Gymnasium, waren maßgeblich dafür verantwortlich, dass sich die Schülervertretungen der einzelnen Schulen im Sommer 2016 zur Bezirksschülervertretung Hagen zusammenschlossen.
Geeignete Plattform
In anderen Städten gab es ein solches Gremium längst, in Hagen nicht. Wie groß das Bedürfnis nach einer adäquaten, überschulischen Vertretung ist und wie bereitwillig sich die Jugendlichen in Hagen engagieren, beweist die Tatsache, dass zu den drei bisherigen Konferenzen jeweils über 70 Hagener Schüler zusammentrafen. „Die Wahrnehmung unserer Bedürfnisse fiel oft unter den Tisch, weil wir keine Plattform hatten“, sagt Franziska Heinisch: „Die BSV ist ein einfaches und ein kompatibles Mittel, um die Interessen aller Schüler besser zu verdeutlichen.“ Der grassierende Stundenausfall an vielen Schulen und die chronische Unterfinanzierung des Bildungssystems sind natürlich Themen, die für Schülervertreter wie gemacht sind.
Aber auch mit Rassismus, der Stellung von Frauen in der Gesellschaft und nachhaltiger Schule beschäftigen sich die jungen Menschen in Workshops, hinzu kommen Projekte wie ein integratives Fußballturnier, zu dem im vergangenen Herbst immerhin die Teams von 15 Hagener Schulen ins Ischelandstadion strömten. Zudem wurde der BSV-Vorstand im März zur sechsten Hagener Bildungskonferenz eingeladen, auf der 250 Pädagogen über die Zukunft der Schulen in der Stadt diskutierten.
Den richtigen Knopf drücken
Felix und Franziska hoffen darauf, dass Schülervertreter demnächst auch im Hagener Schulausschuss regelmäßig gehört werden, wenngleich sie dort sicherlich nicht an Abstimmungen werden teilnehmen dürfen. Jedenfalls wurden ihnen bei ihrer bisherigen Tätigkeit keine Türen zugeschlagen, vielmehr würde das Engagement junger Menschen durchweg gern gesehen: „Man muss nur wissen, den richtigen Knopf zu drücken“, berichtet Franziska von ihren Erfahrungen im Bürokratie- und Politikdschungel.
Die Bezirksschülervertretung, das betont sie ebenso wie Felix, sei jedoch nicht geschaffen worden, um zwei oder drei Wortführern eine institutionelle Basis zu bieten: „Sie ist, unabhängig vom Bildungshintergrund, für alle Schüler da, die sich einsetzen wollen.“
<<Hintergrund: Nach dem Abi zum Studium
- Felix Thurn ist 17 Jahre alt und besucht die Q2 des Theodor-Heuss-Gymnasiums. Er steht also kurz vor dem Abitur und möchte anschließend Physik in Aachen studieren. Seine Hobbys: Basketball, Reisen, Fotografieren.
- Franziska Heinisch ist ebenfalls 17 und wird in diesem Jahr ihr Abitur am Albrecht-Dürer-Gymnasium ablegen. Dann möchte sie in Heidelberg Jura studieren. Sie ist Fußballerin und spielt Klavier.