Zurstraße.. Die Einnahmen können die Kosten, die für den Betrieb des Friedhofs Zurstraße entstehen, nicht mehr decken. Ehrenamtliches Engagement soll helfen.


Die Sonne scheint an diesem Tag auf das große Holzkreuz, das in der Mitte des Friedhofs in Zurstraße steht. Doch wo die Sonne scheint, da gibt es auch Schatten. Den wirft das Kreuz auf die Anlage, die der Evangelischen Kirchengemeinde Breckerfeld gehört. Das Kreuz, Symbol des christlichen Glaubens, und der Schatten, der für die schwierige Finanzsituation steht, mit der sich die Gemeinde konfrontiert sieht.

Friedhof soll nicht abgewickelt werden

Christof Leszinski und Niclas Herbert gestalten eine Fläche auf dem Friedhof in Zurstraße neu. Das Küster-Team der evangelischen Kirchengemeinde kommt aber mit der Arbeit kaum nach.
Christof Leszinski und Niclas Herbert gestalten eine Fläche auf dem Friedhof in Zurstraße neu. Das Küster-Team der evangelischen Kirchengemeinde kommt aber mit der Arbeit kaum nach. © Privat | WP

Und so kommt es, dass es in einer Gemeindeversammlung um die Zukunft des evangelischen Friedhofs Zurstraße geht. „Dabei“, sagt Pfarrer Gunter Urban, „wollen wir nicht darüber sprechen, wie wir den Friedhof abwickeln können. Dieses Gerücht hält sich hartnäckig. Wir wollen eine Perspektive entwickeln.“ Eine, die vor allem auf ehrenamtlichem Engagement beruht.




Das soll helfen, die Kosten, die die Gemeinde nicht mehr tragen kann, zu reduzieren, und das Küsterteam, das angesichts der wachsenden Anforderungen in Breckerfeld und Zurstraße nicht mehr alle Arbeiten leisten kann, zu entlasten. Rund 11 000 Euro machen alleine die Fixkosten aus, die durch die eingehenden Gebühren kaum zu decken sind. Hinzu kommt noch einmal derselbe Betrag, der jährlich für die Pflege aufgebracht werden muss.

Der Friedhof – „das Sorgenkind“, wie es Hannelore Obereiner, Mitglied im Friedhofsausschuss, formuliert. Und das nicht erst, seitdem die evangelische Gemeinde Zurstraße und die evangelische Gemeinde Breckerfeld im Jahr 2011 fusioniert sind. Was an der Änderung der Bestattungskultur liegt. Und daran, dass früher auch die vielen Bewohner der Wohnheime der Homborner Werkstätten vor Ort beigesetzt wurden.

Zahl der Bestattungen geht zurück

In den letzten Jahren aber ist die Zahl der Bestattungen auf dem rund 400 Gräber umfassenden Friedhof stark rückläufig. Elf waren es in 2016, wesentlich weniger in den Jahren zuvor. „Die Einnahmen reichen längst nicht mehr aus, um die Ausgaben zu decken“, sagt Gunter Urban. Hinzu kommt: Die Rücklage ist aufgebraucht. Hohe Summen mussten vor fünf Jahren dafür verwendet werden, die marode Friedhofshalle zurückzubauen und das Gelände neu zu gestalten. Eine Sanierung hätte Kosten von mehr als 100 000 Euro gekostet und war keine Alternative.

Langfristige Gräberverträge verhindern Aufgabe

Klar ist für die Verantwortlichen um Urban, Presbyterin Christina Görsch und Hannelore Obereiner, Mitglied im Friedhofsausschuss auch: Selbst wenn man wollte – Sinn würde es nicht machen, den Friedhof aufzugeben. Denn aufgrund der langfristigen Grabverträge würde es mehr als 30 Jahre dauern, bis sich wirksame Effekte einstellen würden.

Hinzu kommt, dass der Friedhof für den Ort mehr ist als eine Begräbnisstätte. „Hier begegnen sich Menschen“, sagt Christina Görsch, „sie klönen, sie tauschen sich aus. Und wenn ihnen danach ist, finden sie hier Ruhe, um zu trauern, an Verstorbene zu denken oder um ein Gebet zu sprechen.“

Neues Feld für Urnengräber

Also soll dieser besondere Ort für Zurstraße erhalten werden. Künftig soll mit einer Fläche für teilanonyme Urnengräber (lediglich auf einem großen Stein sind die Namen der Verstorbenen niedergeschrieben) ein neues Angebot geschaffen werden. Und trotzdem müssen die Pflegekosten sinken. „Dabei“, so sagt Hannelore Obereiner, „sind wird auf die Mithilfe der Menschen aus dem Dorf angewiesen. Aber sich selbst zu helfen – das hat in Zurstraße eine gewisse Tradition. Das ist unsere Stärke.“