Hagen. . 36 Sehenswürdigkeiten liegen in Hagen an der Route der Industriekultur. Viele davon sind schwer zugänglich oder schwierig zu vermarkten.
Was bringt die Route der Industriekultur der Stadt Hagen? Mit Chefhistoriker Ralf Blank, Ulrich Heckmann vom RVR und Ruhrtourismus-Geschäftsführer Axel Biermann hat unsere Zeitung explizit auf die 36 Sehenswürdigkeiten entlang der Route in Hagen geschaut.
„Ich glaube, dass die Route wichtig für Hagen ist, weil sie eine Vernetzung darstellt und weil Hagen dadurch in vielen Broschüren vertreten ist“, sagt Ralf Blank. Doch er sagt auch: „Die Route wurde in den 90er-Jahren angelegt. Wir müssen heute prüfen, um welche Orte man sie ergänzen müsste oder welche Plätze man vielleicht streichen könnte.“ So wird in Hagen beispielsweise die Schlebusch-Harkorter Kohlenbahn ausgeflaggt. Doch dort, wo einst mit der Schmalspurbahn die erste Eisenbahn Deutschlands fuhr, ist heute nur noch ein Gedenkstein übrig. Kaum Anreiz für einen gezielten Besuch.
„Die Frage ist, wie wir diese Punkte nach außen tragen“, sagt Blank und verweist auf die Schwäbische Alb in Süddeutschland. Das Mittelgebirge mit Teilen in Deutschland und der Schweiz tritt mittlerweile als Erlebnisraum auf, der sich nach außen mit einem Gesamtpaket verkauft. Essen und Trinken, Natur, aktive Erlebnis-Tipps, Burgen und Schlösser, Museen, Veranstaltungen, Übernachtungen – alles aus einer Hand. „Es gibt eine Klammer, die alles verbindet. Und es gibt immer Querverweise.“
Mit dem Freilichtmuseum verfügt Hagen über eines der Top-10-Ausflugsziele im Ruhrgebiet mit rund 136 000 Besuchern jährlich. Das Museum präsentiert Handwerks- und Industriehistorie. Und ist dabei erlebbar. Laut Axel Biermann vom Ruhrtourismus ist das der Beweis, dass Industriekultur auch ein Massenmagnet sein kann. „Es geht um das Greif- und Erlebbare“, sagt er. Biermann hatte schon bei der Zukunftsschmiede in der Stadthalle in einem Vortrag dazu angeregt, Hagens Attraktionen zugänglicher und attraktiver für Radfahrer, speziell E-Bike-Nutzer zu machen. Gerade vor dem Hintergrund, dass die neue Volme-Brücke es bald möglich machen werde, vom Hengsteysee über das Hagener Stadtgebiet zum Harkortsee zu fahren.
Auf Erlebbarkeit zielt auch Ulrich Heckmann vom Regionalverband Ruhr ab. „Die Route der Industriekultur spricht den Entdecker-Typen an. Dieser Typ fährt auch Rad. Und er möchte an den Zwischenstationen etwas berühren können.“ Das kann man an der Villa Cuno (genutzt von einem Kindergarten), der Cuno-Siedlung (schlichtweg bewohnte Siedlung am Kuhlerkamp) oder dem Haus Ruhreck (genutzt von einem Architekturbüro) nicht. Ein großer Teil von Hagens Punkten an der Route ist sicht-, aber nicht erlebbar.
So geht es weiter: Im Hagener Stadtgarten, ebenfalls Punkt der Industrie-Route, gibt es nichts, was auf dessen einmalige Entstehungsgeschichte hinweist. Die Anlagen der Hasper Talsperre darf man nicht besichtigen. Die einst als Künstlerkolonie geplante, aber nicht ganz fertiggestellte Gartenstadt Hohenhagen am Stirnband kann man heute noch sehen (es gibt auch Führungen), aber betreten kann man die Gebäude nicht. Sie sind privat bewohnt. Ein Tagesausflug dafür nach Hagen? Sehr, sehr unwahrscheinlich.
Zukunftsgerichtetes Denken
„Es gibt in der Hagener Gesellschaft gerade einen sehr zukunftsgerichteten Blick“, sagt Ralf Blank. Die Zukunftsschmiede erdenkt neue Projekte – oder alte neu. Der Unternehmerrat hat mit seiner Initiative für neue gedankliche Ansätze gesorgt und ist dabei, verkrustete Strukturen aufzubröseln. „Die Zeit ist spannend und sie ist eine Chance, sich neu auszurichten“, so Blank, „wir sehen aber aktuell auch, dass Hagen in dieser Hinsicht eine arme Stadt ist.“ Ein touristisch-kulturelles Gesamtkonzept müsste eigentlich von jemandem erstellt werden, der das kann. Für diese Beauftragung fehlen aber die Mittel.
„Wir sind der Meinung, dass die Route der Industriekultur Hagen etwas bringt“, sagt Axel Biermann, „Wie hoch wäre die Frequenz an den einzelnen Punkten wohl nur, wenn Hagen nicht in den vielen Broschüren auftauchen würde?“
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