Hohenlimburg. . Am heutigen Aschermittwoch sind die tollen Karnevalstage vorbei. Marc Miertzschke sprach dazu mit Pfarrer Dieter J. Aufenanger.
Die tollen Tage sind vorbei, mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt für Christen eine 40-tägige österliche Bußzeit, die mit dem Fest der Auferstehung Jesu am Ostersonntag endet. Einige Menschen fasten während dieser Zeit und verzichten auf Dinge, traditionsgemäß etwa auf Fleisch, andere auf Alkohol oder auf den Konsum elektronischer Medien. Über Asche, Hungertücher und Facebook in der Fastenzeit sprach Marc Miertzschke mit Pastor Dieter J. Aufenanger, Pfarrer der katholischen Gemeinde Sankt Bonifatius (seit 2006) und Leiter des Pastoralen Raums Am Hagener Kreuz.
Sie und Ihre Kollegen werden heute in den Heiligen Messen den Gläubigen ein Aschekreuz auf die Stirn zeichnen. Was hat es damit auf sich?
Pfarrer Dieter J. Aufenanger: Die Asche mahnt uns: „Bedenke Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ Alles irdische Sein ist vergänglich. Gleichzeitig ist die Asche ein belebendes Element des Neuanfangs. Asche hat also eine starke Symbolkraft. Nachdem sie am Aschermittwoch mit Weihwasser gesegnet wurde, lässt sich damit gut ein Kreuz auf die Stirn zeichnen. Ich finde es schön, dass viele so Gesegnete auch den Tag über das Kreuz auf der Stirn lassen und ihren Glauben in die Welt tragen.
Woraus besteht diese Asche?
Aus getrockneten Buchsbaumzweigen: Mit den grünen Zweigen in den Händen feiern wir an Palmsonntag den Einzug Jesu in Jerusalem und rufen „Hosanna!“, genauso wie es die Menschen damals getan haben. Traditionell müssten es eigentlich geweihte Palmzweige sein, doch die wachsen hier nicht gerade üppig. Dann werden die grünen Buchsbaumzweige hinter ein Kreuz oder ein Heiligenbild gesteckt. Kurz vor Aschermittwoch werden die trockenen Zweige verbrannt, auch ein symbolisches Zeichen des Neuanfangs vor Ostern.
Heute beginnt die Fastenzeit.
Früher wurde vor allem auf leibliche Genüsse, etwa auf Fleisch, verzichtet. Welche Bedeutung hat diese religiöse Bußezeit noch? Das Fasten, die Buße, die innere Ein- und Umkehr ist stets aktuell. Ich glaube, dass auch in hundert Jahren die Menschen noch das Fasten praktizieren werden. Hier in unserer Gemeinde merke ich, dass viele Mitglieder den Fasten-Gedanken ernst nehmen und ihn in verschiedener Weise umsetzen. Es geht dabei nicht hauptsächlich um erzwungenen Verzicht, um „Selbstkasteiung“, das verlangt auch niemand. Jeder kann für sich entscheiden, auf was er verzichten möchte. Doch sollten die Menschen diese Zeit auch nutzen, um das eigene Leben kritisch zu hinterfragen, in Ruhe die Eigenwahrnehmung mit der Fremdwahrnehmung abzugleichen, die eigene Beziehung zu Gott prüfen, sich an die Taufberufung als Christ erinnern. Wie trete ich dem Schöpfer und meinen Mitmenschen im Alltag gegenüber? Kann ich daran etwas verbessern? Auf diese Fragen kann in der Fastenzeit eine Antwort gefunden werden. Sicherlich hilft es, wenn man dabei auf gewisse Ablenkungen verzichtet, die uns den Blick auf das Wesentliche verstellen.
Können dann Menschen, die nicht an Gott glauben, überhaupt fasten?
Es schadet niemandem, sich in Ruhe über sich selbst klar zu werden. Niemand wird dazu gezwungen, aber alle sind eingeladen. Auch Mahatma Gandhi hat gefastet. Und vielleicht bemerkt der ein oder andere dann doch die Allgegenwärtigkeit Gottes. Wer dabei noch leibliches Fasten betreibt, kann noch ein paar Pfunde abnehmen – ein netter Nebeneffekt. Es ist nämlich medizinisch erwiesen, dass der Mensch im Frühjahr am einfachsten abnehmen kann.
Wie gestalten Sie persönlich Ihre Fastenzeit?
Ich folge eher dem Motto „Sechs Wochen mit“ statt „Sechs Wochen ohne“: Ich nehme mir vor, in dieser Zeit mehr Gutes zu tun, bewusster den Menschen entgegenzutreten. Das kann ich allen empfehlen: Schreiben Sie weniger bei Facebook, sprechen Sie stattdessen mit ihren Mitmenschen auf der Straße.
Wie wird die Fastenzeit darüber hinaus in der Kirche deutlich?
Es ist Brauch, alle Bilder und nach Möglichkeit auch die Heiligenfiguren ab dem fünften Fastensonntag, ab dann ebenso alle Kreuze, mit den sogenannten Hungertüchern zu verhüllen. Wie der Name sagt, sollen sie „Hunger“ auf das, was dahinter verborgen ist, wecken. Auch die Liturgie, die Gottesdienste sollen einfach und schlicht sein. So wird auf das Gloria und das Halleluja verzichtet, die Orgel soll in dieser Zeit nur den Gesang der Anwesenden begleiten. Wenn dann an Ostern die Kirche zum Hochfest der Auferstehung Christi in festlichem Schmuck wieder glänzt, dann ist es doch wie mit jedem Verzicht: An dessen Ende steht eine umso größere Freude.