Haspe. . Das Ev. Krankenhaus Haspe hat die Zahl der Patienten und den Jahresumsatz deutlich gesteigert. Investitionen sollen die Abläufe optimieren.

  • Das Evangelische Krankenhaus Haspe auf dem Mops befindet sich im wirtschaftlichen Aufwind
  • Die Zahl der Patienten sowie der Jahresumsatz konnten kontinuierlich gesteigert werden
  • Jetzt sollen Investitionen in verschiedene Anbauten die Zukunftsentwicklung sichern.

Das obligatorische Klagelied der Gesundheitsbranche stimmt das Führungstrio des Evangelischen Krankenhauses Haspe mit routinierter Souveränität an: steigender Kostendruck, Fallpauschalen-Problematik, starre Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung sowie der Kostenträger, Fachkräftemangel oder auch Erlösausgleichsproblematik sind die einzelnen Strophen in Moll überschrieben. Doch zum „Finale Furioso“ stimmt die Mops-Leitung beim Blick auf die Bilanzdaten 2016 eine Arie des Frohlockens an – mit der gebotenen Bescheidenheit, aber durchaus imposanten Fakten.

So ist die Zahl der Patienten in den vergangenen drei Jahren von 10 685 auf zuletzt 12 734 um mehr als 2000 Fälle gestiegen – im Jahr 2017, so die Prognose, sollen weitere 600 hinzukommen. Entsprechend kratzt die Zahl der Mitarbeiter, die 2014 noch bei 500 Beschäftigten lag, an der 600-Köpfe-Marke. Der Jahresumsatz, der erst 2020 bei 44 Millionen Euro liegen sollte, hat diese Schwelle bereits 2016 erreicht – Tendenz: weiter solide steigend.

Stattliches Plus in der Jahresbilanz 2016

Unter dem Strich bleibt somit ein stattliches Plus, bei dem sich Markus Bachmann (Kaufmännischer Vorstand der Stiftung Volmarstein), Olaf Heinrich (Kaufmännischer Geschäftsführer am Mops) und Frank Bessler (Medizinischer Geschäftsführer am Mops) schon auf die Zunge beißen müssen, damit ihnen der Begriff „knapp siebenstellig“ nicht laut über die Lippen flutscht.

„Natürlich bleiben wir ein Haus der Grundversorgung“, betont Bessler eilig die Bodenständigkeit. „Doch wir verfügen parallel auch über ein äußerst qualifizierteres Angebot“, verweist er auf die jüngsten Impulse, die es durch Kardiologie-Chefarzt Dr. Kaffer Kara sowie den Viszeralchirurgen Dr. Claus Brockschmidt gegeben habe. Die Wiederbesetzung der Chefarztstelle der Klinik für Allgemeine Innere Medizin und Gastroenterologie durch Privat-Dozent Dr. Björn Menge zum 1. Februar dieses Jahres soll das etablierte Team mit den Chefärzten Dr. Helmut Quecken­stedt (Chirurgie), Dr. Jacek Kociszewski (Gynäkologie) und Dr. Martin Meyer (Rheumatologie) an der Spitze sinnvoll ergänzen.

Markus Bachmann, Vorstand der Evangelischen Stiftung Volmarstein, will durch Investitionen die Zukunftsfähigkeit des Krankenhauses absichern.
Markus Bachmann, Vorstand der Evangelischen Stiftung Volmarstein, will durch Investitionen die Zukunftsfähigkeit des Krankenhauses absichern. © Steffen Gerber

Mehr Intensivpatienten, mehr Beatmungsstunden und eine wirtschaftliche Leistungssteigerung von 20 Prozent in den vergangenen beiden Jahren sprechen in den Augen der Krankenhausleitung eine unmissverständliche Sprache. Angesichts dieser fortgesetzten Erfolgsbilanz wurde die im Vorjahr präsentierte Wachstums- und Investitionsstrategie für das Mops im Volumen von ursprünglich elf Millionen Euro überdacht und noch einmal aufgestockt. Inzwischen steht das modifizierte Planungskonzept: „2017 werden in Haspe die ersten Bagger rollen“, legt sich Bachmann fest.

Der Anbau

Zum Herzstück der Erweiterung wird ein neuer Baukörper, der in den Kastanienwald an der Südseite des Krankenhaus-Areals ragen soll. Dafür muss die Ambulanz der Frauenklinik abgerissen und durch ein vierstöckiges Objekt ersetzt werden. Es soll über drei Etagen die sogenannte Wahlleistungsstation beherbergen, in der künftig 87 Betten für Privatpatienten stehen könnten.

Die Urogyn, so erläutert Heinrich, wird in der Übergangszeit in die Räume der ehemaligen Küche umziehen. Durch diesen baulichen Befreiungsschlag entsteht auf den übrigen Stationen die zuletzt fehlende Luft, um Funktionsabläufe zu optimieren. Die ursprüngliche Planung, den Krankenhaus-Hauptflügel entlang der Kastanienallee für die Privatstation um eine Etage aufzustocken, wurden inzwischen aus statischen Gründen verworfen. Im Erdgeschoss des neuen Baukörpers soll wieder eine Ambulanz untergebracht werden.

Der Zwischentrakt

Zentrales Ziel bleibt die enge Verflechtung der Intensivstation mit dem zentralen Aufnahmebereich sowie den übrigen Funktionsabteilungen, um hier ein Zentrum für Notfallmedizin mit eigener kardiologischer Abteilung entstehen zu lassen. Mit drei zusätzlichen Intermediate-Care-Zimmern (Intensivüberwachung) sowie der gerade erst aufgerüsteten Kardiologie wurden hier beste Voraussetzungen geschaffen.

Den baulichen Brückenschlag soll ein neuer Zwischentrakt schaffen, der für die Funktionsbereiche des Zentrums- für Intensiv- und Notfallmedizin nicht bloß kurze Wege, sondern durch eine zusätzliche Etage auf Höhe der OP-Ebene auch noch Raum für einen weiteren Operationssaal schafft. „Durch die Wachstumsentwicklung über alle Disziplinen hinweg ist dieser Schritt unausweichlich“, betont Bachmann, „wir werden den Bauantrag jetzt zügig stellen.“ Dazu gehört auch, dass die radiologische Abteilung am Mops (Röntgen, MRT, CT und Mammografie) um eine halbe Etage erweitert wird.

Das Ärztehaus

Mittelfristig verfolgt die Mops-Führung weiterhin das Ziel, die Zusammenarbeit mit den niedergelassenen Medizinern zu intensivieren und mit Hilfe eines Ärztehauses den engen Brückenschlag zu schaffen. Dieser ebenfalls dreigeschossige Anbau, der sich an das bestehende Therapiezentrum angliedern soll, wurde in der Priorisierung jedoch nach hinten gestellt. „Angesichts der jüngsten Entwicklungen richten wir unseren Fokus zunächst auf unser Kerngeschäft“, erläutert Bessler diesen Tritt auf die Investitionsbremse, ohne die Idee aus den Augen zu verlieren.

Die Krankenpflegeschule

Im April wird das Evangelische Bildungszentrum für Gesundheits- und Sozialberufe (EBIZ), dessen Geschäftsführung jetzt ebenfalls in den Händen von Olaf Heinrich liegt, seinen Standort von Iserlohn nach Haspe verlegen. Dafür steht im ehemalige Verwaltungstrakt – die Krankenhausleitung wurde ins einstige Siechenhaus verlagert – zunächst eine Ebene mit etwa 650 Quadratmetern zur Verfügung. Nach Gesprächen bei der Bezirksregierung in Arnsberg zeigt sich der Krankenhausgeschäftsführer optimistisch, dass zum Herbst auch noch die Zulassung für ein Altenpflegeseminar an gleicher Stelle folgen wird.

Damit entsteht eine solide Perspektive, angesichts des wachsenden Personalbedarfs die Aus- und Weiterbildung komplett in eigene Hände zu nehmen. Perspektivisches Ziel bleibt eine eigene Bildungsakademie mit der Evangelischen Stiftung Volmarstein als alleinigem Gesellschafter.

>>HINTERGRUND: ALTENHEIM WIRD SANIERT

Das Evangelische Alten- und Pflegeheim Haspe an der Kastanienalleewird angesichts des erhöhten Qualitätsstandards, den bis 2018 das Wohn- und Teilhabegesetz einfordert, schrittweise saniert.

Die ursprüngliche Planung, die Immobilie mit ihren 127 Einzel- und 25 Doppelzimmern aufzugeben und im angrenzenden Forst neu zu errichten, ist vom Tisch.

Inzwischen werden die rigiden gesetzlichen Anforderungen bei Bestandsobjekten weitaus praxisnäher ausgelegt, so dass die Evangelische Stiftung Volmarstein als Träger des Hauses davon ausgeht, die notwendigen Investitionen schrittweise umsetzen zu können.

Aktuell werden noch verschiedene Varianten geprüft, wie der Umbau der in die Jahre gekommenen Immobilie erfolgen soll. Im Fokus stehen dabei vor allem die sanitären Einrichtungen.