Hagen. . 51-mal soll die Diebesband zugeschlagen haben. Vier Männer haben Felgen von Luxusautos abmontiert. Jetzt sitzen sie vor dem Landgericht Hagen.
- Der Wert der Gesamtbeute liegt nach Angaben der Staatsanwaltschaft bei 190.000 Euro.
- Auch Motorräder der Marken Suzuki, Yamaha und Honda soll die Bande geklaut haben.
- Observationen, eine Abhöranlage und ein Peilsender bringen die Ermittler auf die richtige Spur.
Sie waren zweieinhalb Jahre lang der Schrecken vieler BMW-, Mercedes-, Audi- und Porsche-Fahrer. Denn sie kamen immer nachts und schraubten Alu-Felgen oder ganze Räder ab. Den geschockten Fahrzeughaltern blieben nur die aufgebockten Karossen. 51-mal soll das Diebesquartett seit August 2013 zugeschlagen haben – der Wert der Gesamtbeute addiert sich auf mehr als 190 000 Euro.
Im April letzten Jahres wurden die vier jungen Männer, ein Hagener (30), ein Dortmunder (25), sowie aus zwei aus Schwerte (22 und 25) vorläufig festgenommen und bereits nach wenigen Tagen wieder freigelassen. Seit gestern stehen sie wegen schweren Bandendiebstahls vor dem Landgericht. Ein weiterer Vorwurf ist das Klauen von Motorrädern – unter anderem der Marken Suzuki, Yamaha und Honda.
Staatsanwältin verliest 38 Minuten lang die Anklage
38 Minuten lang verlas Staatsanwältin Julia Frehse die umfangreichen Vorwürfe. Zum Prozessauftakt verbargen die Angeklagten ihre Gesichter vor den Fotografen hinter Aktendeckeln und machten keine Aussage.
Da einer der vier Männer zum Zeitpunkt der Taten unter 21 war, ist die Jugendstrafkammer zuständig. Tatorte lagen vor allem in Schwerte, Unna, Dortmund, Iserlohn und Herdecke.
Fünfmal soll die Bande in Hagen zugeschlagen haben
In Hagen sollen die Angeklagten fünfmal zugeschlagen haben. In der Nacht vom 8. auf den 9. Januar 2015, so die Anklage, machten sie sich an zwei BMW auf Emst zu schaffen, die An der Egge und Im Wiesengrund abgestellt waren.
Die Automobile wurden aufgebockt, die Felgen samt Reifen abmontiert (Gesamtwert 4800 Euro). Genau ein Jahr später, im Januar 2016, schraubten sie von einem BMW in der Ardeystraße in Halden alle vier Räder ab. Am 18. Februar 2016 entwendeten sie in Boele in der Straße Linnenkamp von zwei Porsche GT alle Felgen (Gesamtschaden 29 000 Euro).
Peilsender an Auto bringt Ermittler auf richtige Spur
Doch wie konnte das Diebes-Quartett, zu dem sich zeitweise noch eine fünfte Person gesellte, die Hafturlaub hatte, schließlich überführt werden? Gerichtssprecher Jens Berndt: „Aufgrund der besonders vielen Reifendiebstähle in Schwerte wurde im Landkreis Unna eine Ermittlungskommission gegründet.
Diese observierte verdächtige Personen und überwachte Handys.“ Eine heimlich angebrachte Abhöranlage und ein Peilsender in einem Auto lieferten weitere wertvolle Erkenntnisse. Der 30-jährige Hagener war zudem Inhaber einer Firma, die über das Internet gebrauchte Leichtmetallfelgen vertrieb.
Haupttäter droht eine Gefängnisstrafe
Bei einem umfassenden Geständnis hat das Gericht den vier Angeklagten je nach Tatbeteiligung unterschiedliche Strafhöhen in Aussicht gestellt. Allenfalls zwei der jungen Männer könnten überhaupt mit einer Bewährungschance rechnen.
Die beiden Haupttäter würden wohl bis zu viereinhalb oder sogar fünfeinhalb Jahre ins Gefängnis müssen. Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt.
>> Hintergrund: Ein eher ungewöhnlicher Fall
Immer wieder haben wir in den vergangenen Monaten und Jahren über Fällen berichtete, in denen Pkw-Besitzer morgens ihre Fahrzeuge aufgebockt auf ein paar Steine und ohne Reifen wiedergefunden haben.
Generell, so Polizeisprecher Tino Schäfer, gebe es aber keine Auffälligkeit in Hagen. Exakte Zahlen weise die Statistik für dieses spezielle Delikt zwar nicht aus.
„Diese Fälle kommen immer wieder vor. Aber die bearbeitenden Kollegen können nicht von einer steigenden Tendenz reden“, so Schäfer. Wenn solche Fälle vorkommen, dann seien in der Regel – wenig überraschend – sehr hochwertige Fahrzeuge das Ziel der Täter: „Das sind dann meist auswärtige Täter, die überregional agieren.“ Insofern ist der Fall vor dem Hagener Landgericht mit Angeklagten aus Hagen und Nachbarstädten eher ungewöhnlich.