Hagen. . Die Zahl der Anträge auf Elterngeld steigt in Hagen, 2137 waren es 2016. Dahinter steckt auch ein verändertes Rollenverständnis der Männer.
- 2137 Elterngeldanträge haben frisch gebackene Mütter und Väter im Jahr 2016 in Hagen gestellt
- In 807 Fällen wird lediglich der Grundbetrag von 300 Euro ausgezahlt
- Beide Elternteile können den Zeitraum frei untereinander aufteilen
2137 Elterngeldanträge haben frisch gebackene Mütter und Väter im Jahr 2016 in Hagen gestellt. Seitdem das Elterngeld vor zehn Jahren das Erziehungsgeld abgelöst hat, ist diese Zahl stetig gestiegen. Zudem nutzen immer mehr Hagener Väter die Hilfe des Staates, um ihre Erwerbstätigkeit für zwei oder mehrere Monate zu unterbrechen, um ihre Kinder betreuen zu können.
Basissumme von 300 Euro
So dankbar viele Hagener sind, dass es das Elterngeld überhaupt gibt, so häufig ist es für viele auch eine Rechnerei und Abwägung, ob man sich die Möglichkeit einer Auszeit vom Job leisten kann.
Die Hagenerin Marlena Luks-Vogt ist 29 Jahre alt und hat vor ihrer Schwangerschaft als Erzieherin in einem Hagener Kinderheim gut verdient. Bei Einkommen zwischen 1000 und 1200 Euro ersetzt das Elterngeld das nach der Geburt wegfallende Einkommen zu 67 Prozent. Für Geringverdiener, die vor der Geburt des Kindes weniger als 1000 Euro verdient haben, steigt das Elterngeld bis zu 100 Prozent. Für Nettoeinkommen ab 1200 Euro und mehr sinkt es auf 65 Prozent. Die Hagener Mutter kommt nach eigenen Angaben sehr nah an diese 65 Prozent heran. Wir kommen mit dem Elterngeld gut aus“, sagt die junge Mutter. Und dennoch musste gespart werden für die Zeit, in der ihr Mann, ein Beamter, daheim geblieben war.
Von den 2137 Hagener Elterngeld-Antragsstellern des Jahres 2016 erhielten 807 den Grundbetrag von 300 Euro. Ausnahmslos Fälle, in denen die Antragsteller nicht über eigenes Einkommen verfügen, also entweder staatliche Leistungen erhalten oder als Hausfrau oder Hausmann tätig sind. Das Verhältnis liegt laut dem Versorgungsamt in Dortmund (es gibt ein Gemeinsames Versorgungsamt der Städte Dortmund, Bochum und Hagen) bei etwa 3:1. Das Basiselterngeld von 300 Euro wird an Väter und Mütter für maximal 14 Monate gezahlt.
Beide Elternteile, so erklärt das Bundesfamilienministerium, können den Zeitraum frei untereinander aufteilen. Ein Elternteil kann mindestens zwei und höchstens zwölf Monate für sich in Anspruch nehmen, zwei weitere Monate gibt es, wenn sich auch der andere Elternteil an der Betreuung des Kindes beteiligt und den Eltern mindestens zwei Monate Erwerbseinkommen wegfällt. Auch getrennt lebenden Elternteilen steht das Elterngeld zur Verfügung.
Bevölkerungszahl steigt
Dass wir wieder mehr werden in Hagen, hatte unsere Zeitung bereits im vergangenen Sommer positiv vermelden können. Die Geburtenzahlen steigen wieder. Das ist auch ein Effekt des starken Zuwanderungsstroms 2015 und 2016 nach Hagen. Dass zunehmend mehr Eltern – vor allem auch Väter – das Elterngeld beantragen, ist dabei Ausdruck der aktuellen Einstellung und Haltung bei der Vereinbarung von Familie und Beruf.
>>Hintergrund: Elterngeld wird versteuert
Vor dem Jahr 2007 half der Staat mit dem sogenannten Erziehungsgeld. Es gab 300 Euro (vormals 600 D-Mark).
Wer über 30 000 Euro verdiente, erhielt die Förderung überhaupt nicht. Was viele Eltern allerdings nicht ahnen – und darauf weist auch die Hagener Mutter Marlena Luks-Vogt hin – ist, dass das Elterngeld dem sogenannten Progressionsvorbehalt unterliegt.
Das heißt: Elterngeld, Kranken- oder Arbeitslosengeld (Sozialleistungen) werden bei Verheirateten den Einkünften des arbeitenden Elternteils zugerechnet. Dadurch wird der Steuersatz höher, was letztlich Steuernachzahlungen nach sich zieht.
Eltern haben die Möglichkeit, während sie Elterngeld erhalten, wieder in Teilzeit arbeiten zu gehen. Mütter und Väter können die Elterngeld-Leistung dann länger in Anspruch nehmen.
Und zwar erhält man es doppelt so lange (aber in maximal halber Höhe). Aus einem bisherigen Elterngeldmonat werden zwei Elterngeld-Plus-Monate.