Hagen. . Der Künstler Horst Becking ist ein Weltenbummler, der seiner Heimatstadt Hagen stets treu geblieben ist. Am Samstag feiert er den 80. Geburtstag.

Wenn sich früher Galeristen zum Besuch ankündigten, hat er seine Lieblingsbilder versteckt. „Bilder sind für mich wie Menschen, von denen ich mich nicht trennen will“, sagt Horst Becking. „Allerdings sind Bilder auch für Menschen da, sonst haben sie keine Bedeutung.“

Also hat der Maler die meisten seiner Arbeiten doch verkauft, zwar mit schwerem Herzen, doch mit der Gewissheit, seinen Gegenüber glücklich zu machen. Und seine Werke vielleicht irgendwo auf der Welt einmal wieder zu sehen.

80 ist kein Meilenstein

Horst Becking wird 80, am heutigen Samstag. Er ist nicht nur Hagens bekanntester Maler, sondern auch weltweit anerkannt und erfolgreich. Doch die 80 ist für ihn kein Meilenstein, „heute ist heute, die momentane Zeit ist immer die schönste und das neueste Bild immer das beste“, sagt der bodenständige Mann, der auf 60 Künstlerjahre zurückblickt.

Wer an den Künstler Becking denkt, sieht vor seinem geistigen Auge sofort bis zu 20 Quadratmeter große, oftmals in dominantem Blau gestaltete Bilder. Wobei Becking, der Anfang der 70er Jahre als Meisterschüler von Prof. Joseph Beuys an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf studiert hat, mit Werken im Miniaturformat groß geworden ist.

Horst Beckings kreatives Reich – sein zu einem Atelier umgebauter Swimmingpool.
Horst Beckings kreatives Reich – sein zu einem Atelier umgebauter Swimmingpool. © Michael Kleinrensing

„Dann hab’ ich aber von heute auf morgen zu mir selbst gesagt ,Jetzt malst du groß’“, blickt ­Becking zurück. Und steigt seitdem auf die Leiter, um seine Bilder zu gestalten. „Und um sie von oben begutachten zu können“, ergänzt der Weltenbummler, der sich seine künstlerischen Horizonte stets durch Reisen mit seiner Frau Sigrid – die beiden sind über 55 Jahre verheiratet – erweitert hat.

Ausspannen am Ontariosee

Ja, Reisen . . . Besonders gern erinnern sich die Beckings an ihre Aufenthalte in den USA und in Kanada. „Wir wollten einige Wochen am Ontariosee ausspannen“, erzählt Sigrid Becking. Und Horst Becking fügt an: „Es war herrlich. Aber nach ein paar Tagen brauchten wir beide die Stadt. Wir sind einfach in einen Greyhound-Bus, der nach New York fuhr, gestiegen. Als wir dort ankamen, hätt’ ich die Wolkenkratzer küssen können.“

30 Jahre als Kunstlehrer tätig

So wie Becking die Weite der Natur liebt, so liebt er auch den Austausch mit Menschen, vor allem mit Kindern. Fast 30 Jahre war er als Kunstlehrer an der Realschule (später Gesamtschule) Eilpe tätig, „das war eine wunderbare Zeit. Wie viele Motorräder ich für und mit den Jungs gemalt habe. Und etliche Blumenbilder, die die Mädchen später ihren Müttern oder Omas schenkten“.

Parallel dazu hat Becking an der Dortmunder Uni Seminare für Kunsterziehung geleitet – Wissen zu teilen, aber auch die Strömungen der Zeit und die Denke junger Menschen aufzusaugen, war ihm immer wichtig.

Im Jazz-Club kennengelernt

Der Weltmensch Becking ist stets in Hagen wohnen geblieben. „Ja, obwohl Sigrid und ich, als wir jung waren, weg wollten.“ Als sie jung waren – Anfang der 60er – haben sich die beiden im Jazz-Club am Ischeland kennengerlernt.

Horst Becking denkt nicht ans Aufhören.
Horst Becking denkt nicht ans Aufhören. © Michael Kleinrensing

Er wurde als Künstler immer umtriebiger und „hungriger“, „wir wären beinahe nach Nürnberg beziehungsweise Braunschweig gezogen, da hätte ich an den Unis lehren können. Wir überlegten auch, nach Paris umzusiedeln, in die Stadt Sartres, die Stadt der Existenzialisten. Oder nach Berlin, wo die Kunstszene pulsierte“, träumt Becking ein wenig von den wilden Jahren.

Sein Bekanntheitsgrad wuchs weit über Hagen und die Region hinaus, Sigrid und er waren beide im Schuldienst tätig, Sohn Dominic wurde geboren, „wir blieben hier“.

Wirtschaftliche Sicherheit

Bereut hat der Maler sein Bleiben nicht, „ich habe beinahe auf der ganzen Welt – außer in Asien, da waren wir noch nie – ausgestellt.“ Außerdem habe ihm sein bürgerlicher Beruf stets wirtschaftliche Sicherheit gegeben und ihm dadurch seine künstlerische Freiheit gesichert: „Ich musste mich vor der Leinwand nie verbiegen.“

Leinwand als Weihnachtsgeschenk

Apropos Leinwand – die ersten Leinwände, Farben und Pinsel hat sich Horst Becking, der in Wehringhausen aufgewachsen ist, als Kind zu Weihnachten gewünscht, „später hab’ ich mir die oft teuren Sachen selbst gekauft und monatelang abbezahlt“.

Oder er hat alte, benutzte Marktplanen, die er in Florenz auf der Straße gefunden hat, als Leinwand benutzt. Den morbiden Stoff bezeichnet er noch heute als „wunderbares Material, das eine eigene Geschichte erzählt“.

Aufwändige Kunstbücher

Genau wie die alten Handschriften und Dokumente, die Becking mit ­Strichen, Linien und Farben veredelt. Mit Empathie gestaltet er aufwändige Kunstbücher – es ist eine Freude, durch die gebundenen Werke, die ohne Worte auskommen, zu blättern.

Keine großen Worte machen – auch das scheint ein Lebensmotto Beckings zu sein.

Er gehört keiner Partei an, keinem Service-Club, keiner Hagener Künstlervereinigung, „ich bin lediglich seit fast 55 Jahren Mitglied im Westdeutschen Künstlerbund“.

WP-Benefiz-Versteigerung und Frauenhaus

Sich für andere zu engagieren, ist ihm jedoch nicht fremd. Seit etlichen Jahren unterstützt er die Weihnachtsaktion der Westfalenpost, indem er stets ein wertvolles Original für die Benefiz-Versteigerung zur Verfügung stellt.

Und er setzt sich für die Initiative „Keine Gewalt gegen Frauen“ und das Hagener Frauenhaus ein.

Wünsche für die Zukunft? „Dass ,heute’ für uns immer der schönste Tag ist. Und dass wir noch viele Reisen nach Apulien – ja, Italien ist unser Sehnsuchtsland – unternehmen können.“

>> AUSTELLUNGEN ZUM 80. GEBURTSTAG

Nach der Geburtstagsausstellung „Tage in . . . III – Reise ins Licht“, die heute um 17 Uhr im Iserlohner Parktheater eröffnet wird, läuft Ende 2017 im Hagener Sparkassen-Karree die große Werkschau „80 Jahre Horst ­Becking“. Außerdem lädt der bekannte Hagener Künstler Interessierte zu seiner Ausstellung ­„Bibelprojekt“ in die Gnadenkirche nach Holthausen ein.

Horst Becking wird 80

Im Atelier 2017.
Im Atelier 2017. © WP Michael Kleinrensing
Im Atelier 2017.
Im Atelier 2017. © WP Michael Kleinrensing
Horst Becking in seiner Ausstellung in Iserlohn.
Horst Becking in seiner Ausstellung in Iserlohn. © Funke Foto Services / Rottmann
Horst Becking in seiner Ausstellung in Iserlohn.
Horst Becking in seiner Ausstellung in Iserlohn. © Funke Foto Services / Rottmann
Im Atelier 2017.
Im Atelier 2017. © WP Michael Kleinrensing
Horst Becking in seiner Ausstellung in Iserlohn.
Horst Becking in seiner Ausstellung in Iserlohn. © Funke Foto Services / Rottmann
Im Atelier 2017.
Im Atelier 2017. © WP Michael Kleinrensing
Horst Becking spendet ein Bild für die WP Weihnachtsaktion.
Horst Becking spendet ein Bild für die WP Weihnachtsaktion. © WP Michael Kleinrensing
Horst Becking im Parktheater Iserlohn
Horst Becking im Parktheater Iserlohn © Josef Wronski/IKZ
Im Atelier 2012.
Im Atelier 2012. © WP Michael Kleinrensing
Im Atelier 2012.
Im Atelier 2012. © WP Michael Kleinrensing
Im Atelier.
Im Atelier. © Jörg Tuschhoff
Im Atelier.
Im Atelier. © Jörg Tuschhoff
Das Hagener Osthaus-Museum präsentiert die Ausstellung
Das Hagener Osthaus-Museum präsentiert die Ausstellung "Horst Becking - Tage in ... II". © Michael Schuh
Horst Becking arbeitet mit seinem Drucker.
Horst Becking arbeitet mit seinem Drucker. © Jörg Tuschhoff
Horst Becking in der Galerie des Parktheaters Iserlohn 2009.
Horst Becking in der Galerie des Parktheaters Iserlohn 2009. © IKZ Michael May
Horst Becking in der Galerie des Parktheaters Iserlohn 2009.
Horst Becking in der Galerie des Parktheaters Iserlohn 2009. © IKZ/Michael May
Horst Becking in der Galerie des Parktheaters Iserlohn 2009.
Horst Becking in der Galerie des Parktheaters Iserlohn 2009. © IKZ/Michael May
Horst Becking in der Galerie des Parktheaters Iserlohn 2009.
Horst Becking in der Galerie des Parktheaters Iserlohn 2009. © IKZ/Michael May
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