Hagen. . Hier ein brennender Balkon, dort starke Rauchentwicklung, woander entzündetes Gerümpel. Dazwischen Tausende feiernde Hagener. Ein Nacht-Report.
- Die gute Nachricht: diesmal wurden Rettungskräfte und Polizei nicht beschossen
- Das Einsatzaufkommen in der Silvesternacht war dennoch enorm hoch und forderte alle Kollegen.
- Reporter Alex Talsh war unterwegs zwischen Bränden, Blaulicht und Partys.
Das Jahr 2017 beginnt in Hagen mit einer guten Nachricht. Polizei, Feuerwehr, Rettungskräfte und ehrenamtliche Helfer sind – nicht wie es in den Vorjahren leider der Fall war – in der Silvesternacht nicht mit Raketen, Böllern oder Flaschen beworfen worden. Alle Hände voll zu tun gab es dennoch für alle Kollegen. Ein Protokoll der Silvesternacht mit einem Blick auf Helfer, Retter und die feiernden Menschen dieser Stadt.
17.01 Uhr: Der erste Einsatz für Feuerwehr und Polizei. Die Brandmeldeanlage des Kinos an der Springe hat angeschlagen. Vor Ort konnte Feuerwehr-Einsatzleiter Marcel Göbel schnell Entwarnung geben: „Vermutlich hat einer in der Tiefgarage einen Feuerwerkskörper gezündet und dann in das Treppenhaus geworfen“. Die sensiblen Rauchmelder haben sofort reagiert. Von dem unbekannten Verursacher fehlt jede Spur. Das könnte sonst ein teurer Spaß gewesen sein.
18.30 Uhr: In der Hagener Innenstadt ist es ziemlich ruhig, wo sonst so viel Hektik herrscht an einem Samstagabend. Die einzelnen Menschentrauben, die in der Stadt unterwegs sind, sind sehr fein und dem Anlass entsprechend bekleidet. Für die Ersten geht es mit den Bussen und Taxis zu den Feierlichkeiten. In den Gaststätten laufen die letzten Vorbereitungen für die großen Silvestersausen.
20 Uhr: Björn Brauckmann hat uns zu seiner Silvesterparty in der Tischlerei seines Vaters eingeladen. Die Party in der Tischlerei steht exemplarisch für so viele schöne Runden, die es in der Silvesternacht im privaten Rahmen in Hagen gibt. Es sieht sehr gemütlich aus. Die festlich und aufwändig dekorierte Tischlerei in Boele am Mörikeweg wurde zur Party-Location umgewandelt. Erst vor kurzem feierte er dort „Blau unter der Kreissäge“ am Abend vor Heiligabend. Der 28-jährige hat 13 Familienmitglieder und Freunde zum Essen und feiern eingeladen.
Sogar die Familie von der Nordsee ist dabei. Es gibt traditionsgemäß Raclette an der langen Tafel. Im Hintergrund läuft auf der Leinwand, wie es sich gehört, „Dinner for one“ in Dauerschleife. Nach dem Essen wurde auf der Leinwand auf der guten alten Konsole „Nintendo 64“ „Mario Kart“ gezockt.
20.45 Uhr: Im größeren Stil feierten die drei Freunde Marvin, Simon und Frederik im Schlossrestaurant auf Schloss Hohenlimburg, auch sie haben uns eingeladen vorbeizuschauen. 180 Freunde und alte Bekannte haben zugesagt und damit war die Party ausverkauft. Morgens wurden noch fleißig Brötchen geschmiert und Salate gemacht. Von außen und innen ist das Schlossrestaurant schön bunt illuminiert. Zwar wurden um Mitternacht von dort aus keine Böller und Raketen gezündet, dafür hatte man von der Aussichtsplattform wohl den schönsten Blick über Hohenlimburg mit einem bunten Feuerwerk.
21.10 Uhr: Ein brennender Altkleidercontainer auf dem Emster Marktplatz erforderte das erste Eingreifen durch die Feuerwehr. Die Einsatzkräfte öffneten den Container mit einer Flex und löschten das Feuer. Ein Feuerwerkskörper wird als Brandursache vermutet.
21.45 Uhr: In Vorhalle wird ein Heckenbrand an der Grundschule Freiherr-vom-Stein gemeldet, doch noch während der Anfahrt der Feuerwehr haben aufmerksame Nachbarn das Feuer mit einem Eimer Wasser gelöscht, so dass die Feuerwehr die Fahrt abbrechen konnte.
22.35 Uhr: Im ersten Obergeschoss eines Mehrfamilienhauses in der Schwanenstraße brennt es auf einem Balkon. Offenbar hatte ein Feuerwerkskörper den Brand ausgelöst. Bei Eintreffen der Feuerwehr qualmt es nur noch. Über die Drehleiter wurden die letzten Glutnester gelöscht. Die Fensterscheibe zur Wohnung war durch die Hitze geplatzt. Die Wohnung und das Treppenhaus wurden belüftet, die darüber liegenden Wohnungen wurden ebenfalls von der Feuerwehr begangen und kontrolliert.
23 Uhr: Auf dem Elbersgelände steppt der Bär! Die Schlange von der Großraumdiskothek „Capitol“ geht bis zum Parkplatz. Die Türsteher und das Personal an der Garderobe haben alle Hände voll zu tun. Auch in der Tanzschule Wolfgang Stein, im Restaurant Artischocke, im Hohoffs und im Essence wird ordentlich gefeiert. Im Feuervogel feierten 400 Gäste, erst gab es Fondue dann die große Sause inklusive Getränke-Flatrate. Die Party war schon im Vorfeld ausverkauft.
23.30 Uhr: Schnelles Eintreffen und Entwarnung vom Löschzug in Hohenlimburg. Die Brandmeldeanlage von der Spedition gegenüber der Wache hat ohne erkennbaren Grund ausgelöst.
0 Uhr: Hagen feiert, die Sektkorken knallen und der Himmel ist bunt erleuchtet. Schnell ist die Stadt komplett verräuchert. Im Sekundentakt gehen die Raketen hoch. Das Handynetz hält, die ersten Neujahrswünsche werden verschickt.
0.10 Uhr: Auf einem Balkon eines Mehrfamilienhauses auf Emst in der Elmenhorststraße brennt Gerümpel. Bei Eintreffen des Löschzuges lodernden bereits die Flammen in voller Ausdehnung. Auslöser des Feuers war laut Feuerwehr vermutlich eine Silvesterrakete, die brennend auf dem Balkon gelandet war.
Die betroffene Wohnung wurde für nicht mehr bewohnbar erklärt. Die Brandursache wird noch durch die Polizei ermittelt. Es folgen weitere kleinere Brandeinsätze in der ersten Stunde im neuen Jahr in Boele in der Straße „Am Baum“, sowie bei der Douglas Holding an der Kabeler Straße.
Dort hat der Silvesterqualm die Brandmeldeanlage ausgelöst, an der Büddinghardt brannte ein Altkleidercontainer. Immer dabei: zahlreiche Einsatzkräfte der Polizei, die nicht nur vor Ort die Ermittlungen aufnahmen, sondern auch die Kollegen der Feuerwehr schützten. Auch nach 1 Uhr beschäftigte sich die Feuerwehr mit mehreren Kleinbränden im Stadtgebiet. In der Schleswiger Straße, Haldener Straße, Alter Henkhauser Weg. Anschließend beruhigte sich Lage.
2.20 Uhr: Die Feuerwehr wird wiederholt in die Haldener Straße gerufen, auf einem Hinterhof brannte ein Müllcontainer. Das Feuer war schnell gelöscht.
3.10 Uhr: Einsatz für die Feuerwehr in der Sunderlohstraße in Eilpe. Auch hier stand ein Müllcontainer in Flammen. Kleinigkeit, so die Feuerwehr. Durch den Qualm allerdings waren die Kellerräume des Hauses leicht verqualmt, konnten aber durch einen Hochdrucklüfter letztlich schnell wieder entraucht werden.