Hagen. . Hilfe für Schwangere: Bettina Landgrafe aus Hagen hat mit ihrer Organisation „Madamfo Ghana“ eine weitere Medizinstation in Ghana gebaut.

  • Neues Projekt der Hagenerin Bettina Landgrafe
  • Hilfe für schwangere Frauen in Afrika
  • Comedian Luke Mockridge unterstützt die Hagenerin

Wie die Zeit manchmal vergeht. Es war vor 15 Jahren, als ein junge Hagenerin in ein Flugzeug stieg, alleine in die ghanaische Hauptstadt Accra flog, oberhalb des kleinen Dorfes Apewu auf einem Hügel stand und diesen wunderbaren Blick auf sich wirken ließ. Bettina Landgrafe, gelernte Krankenschwester, Königin der Ashanti, lächelt, als sie über diesen Tag erzählt, der ihr ganzes, ihr normales Leben von einem auf den anderen Tag auf den Kopf stellen sollte. Seither liebt sie dieses Land.

Wie die Zeit manchmal vergeht. Denn seit zwei Jahren und vier Monaten gibt es mit Klaus Kwaku einen kleinen Sonnenschein in ihrem Leben. Die Königinmutter, wie sie die Menschen in Ghana voller Respekt nennen, ist seit jenem Tag im Spätsommer 2014 auch richtige Mutter. Die von Klaus Kwaku, der sie auf Schritt und Tritt begleitet. In Ghana und jetzt in Hagen. Seit jenem Tag im Spätsommer 2014 liebt sie diesen kleinen Menschen.

Große Neugeborenensterblichkeit

Einer, der auf diese Welt gekommen ist wie zum Glück Millionen weitere Babys. Eine Hand voll Mensch. Gesund. Ohne Komplikationen. Das allerdings ist in Ghana im Westen von Afrika lange nicht so Selbstverständlich wie in Deutschland. Bettina Landgrafe, die Mutter, hat das immer wieder erleben müssen: „Die Neugeborenen- und Müttersterblichkeit ist im ganzen Land ein riesiges Problem“, sagt Bettina Landgrafe.

So stieg im Dezember 2014 die Rate der Todesfälle von Müttern und Neugeborenen von 350 auf 380 pro hunderttausend Lebendgeburten. Hinzu kommen 3100 Frauen, die während der Schwangerschaft sterben.

Keine medizinische Betreuung

„Schwangere Frauen haben oft keinen Zugang zu einer medizinischen Betreuung vor der Geburt“, sagt Bettina Landgrafe, „sie werden entweder von traditionellen Heilern betreut oder von Frauen, die schon Kinder geboren haben.“

Auch deshalb hat die junge Mutter mit ihrer Entwicklungshilfe-Organisation „Madamfo Ghana“ ein „Maternity-Programm“ aufgelegt. Dahinter stecken eine breite Aufklärungskampagne und der Bau von sogenannten Out­reach-Posten. „Ausgebildete Fachkräfte reisen in unserem Auftrag durch das ganze Land und unterrichten die Menschen in Gebieten, in denen es keine Gesundheitsstationen gibt“, erklärt Bettina Landgrafe. Sie vermitteln Wissen, das die entlegenen Dörfer in vielen Jahren nicht erreicht hat. „Sie klären auf über Familienplanung. Und sie klären auf über Schwangerschaftsvorsorge. Das sind Dinge, von denen viele Frauen und Männer noch nie zuvor gehört haben.“

Respekt ist wichtig

Respekt ist dabei wichtig. Kein Vermitteln von oben herab. Es ist ein Unterricht auf Augenhöhe, der die Menschen auch erreicht. Eine Wissensvermittlung, die in den Dörfern der Regionen Ashanti, Brong Ahafo und in der Norther Region von den Menschen angenommen wird. „Die Beteiligung ist überwältigend“, sagt Bettina Landgrafe. „Aber das ist auch nötig, wenn wir dauerhaft etwas erreichen wollen.“

Parallel zur Kampagne baut Madamfo Ghana Medizinstationen, in denen Schwangere und Mütter nach der Entbindung betreut werden. „Eine erste ist in Traboum fertiggestellt worden“, sagt Bettina Landgrafe. Unterstützt hat den Außenposten an einer bestehenden Klinik die RTL-Stiftung „Wir helfen Kinder“. „Comedian Luke Mockridge hat in der TV-Show ,Fünf gegen Jauch’ 25 000 Euro für uns gewonnen“, sagt Bettina Landgrafe. „Das ist das Startkapital, mit dem wir den ersten Außenposten realisieren konnte. Im März 2016 haben die Arbeiten begonnen. Jetzt sind wir fertig.“

Diese erste Station irgendwo im ghanaischen Nirgendwo ist nur ein kleiner Tropfen auf den heißen Stein. Rund 14 400 Euro kostet so ein Gebäude, in dem Risikoschwangerschaften medizinisch betreut werden können. „Schwangere können dort entbinden“, sagt Bettina Landgrafe, „und sowohl die Mütter als auch die Säuglinge werden direkt nach der Geburt professionell versorgt. Das ist für viele Dörfer ein riesiger Schritt.“

Wer die Arbeit von Madamfo Ghana unterstützen möchte – IBAN: DE 77 45050001 0101900090. Weitere Infos im Internet unter www.madamfo-ghana.de

Im Interview

Über die Flüchtlingskrise und ihre Ursachen sprach unsere Zeitung mit Bettina Landgrafe.

1 Geht auch von Ghana eine Flüchtlingswelle aus?

Fast jeder aus meinem Team kennt ein, zwei oder mehr Bekannte, die das Land in Richtung Europa verlassen haben. Hinzu kommt, dass viele Afrikaner das relativ ruhige Ghana als Zwischenstation nutzen. Aber längst nicht alle, die sich auf den Weg machen, kommen am Ziel an.

2 Weil Sie nicht über das Mittelmeer von Nordafrika nach Europa gelangen?

Das größte Problem ist die riesige Sahara, die sich von Süden bis Norden über 6000 Kilometer erstreckt. Viele versuchen, die Wüste zu durchqueren und bezahlen das mit ihrem Leben. Auf diesem Abschnitt kommen wesentlich mehr Menschen ums Leben, als in den Booten auf dem Mittelmeer. Nur ist dieses Problem den Europäern nicht so präsent.

3 Was kann man dagegen tun, dass sich immer mehr auf den gefährlichen Weg begeben?

Im Grunde vertrete ich die Auffassung, dass die Menschen dort bleiben sollten, wo sie leben. Nur: Dafür müssen die Voraussetzungen natürlich stimmen. Daran arbeiten wir mit unserem Verein. Mit jedem Projekt, das wir umsetzen und das die Lebensbedingungen vor Ort verbessert, mindern wir die Fluchtursachen.

>> In Kürze:

Zahlreiche Projekte hat der Verein Madamfo Ghana im letzten halben Jahr umgesetzt und gefördert.

Eine Klinik in der Brong-Ahafo-Region, die der Verein mit Unterstützung der Modekette Bonita aufgebaut hat, ist weiter ausgebaut worden, um den Status einer vollwertigen Krankenhauses zu erreichen.

In der Ashanti Region sind für insgesamt 30 000 Euro drei neue Brunnen gebaut worden.

Seit 2009 läuft ein Schulspeisungsprogramm. Mittlerweile werden 600 Kinder versorgt. Die Lebensmittel stammen von lokalen Märkten.

In Ho unterhält Madamfo Ghana ein Kinderheim, in dem Jungen und Mädchen leben, die von Fischern als Sklaven gehalten wurden.

Im Dorf Yamah im Norden Ghanas hat der Verein eine solarbetriebene Wasserversorgung errichtet.