Hagen. . Ruhrpott-Ikone in Hagen: Am Sonntag gastierten Herbert Knebel und seine Band „Affentheater“ vor fast ausverkauftem Haus in der Stadthalle. Über vier Frührentner, viel Musik und ein Elvis-Kostüm.

Ruhrpott-Ikone in Hagen: Am Sonntag gastierten Herbert Knebel und seine Band „Affentheater“ vor fast ausverkauftem Haus in der Stadthalle. Über vier Frührentner, viel Musik und ein Elvis-Kostüm.

1988 schuf der Duisburger Komiker Uwe Lyko seinen Alter Ego Herbert Knebel, einen Bergmann in Frührente und mit „Pommes-Schranke“ im Blut. Markenzeichen: Hellbraune Hose, Brille und Schiffermütze. Trotz 28 Jahren Bühnen-Präsenz zeigte sich Lyko alias Knebel bei seinem Auftritt in Hagen keineswegs altersschwach.

„Männer ohne Nerven“ lautet der Titel seines aktuellen Programms. Das Rezept des Abends war eine Mischung aus Ruhrpott-„Dönekes“ und Rockkonzert. Unterstützung erhielt Knebel dabei von Georg Göbel-Jacobi als Gitarrist „Ozzy Ostermann“, Bassist Martin Breuer alias „Ernst Pichel“ und am Schlagzeug Detlef Hinze als „der Trainer“. Gemeinsam brachte das Quartett mit dem Namen „Affentheater“ eine Reihe von Rock-Klassikern auf die Bühne, umgedichtet in Pott-Dialekt. Aus der ruhigen Hippie-Hymne „If you’re going to San Francisco“ wurde so kurzerhand „Mich kriegt kein Schwein ins St. Franziskus“ – ein Protest-Lied gegen Altenheime.

Aber auch laute Töne dröhnten durch den Grünen Saal der Stadthalle. Bei Liedern wie „Born to be wild“ spielten die Pott-Musiker das tänzerische Repertoire klassischer Rockbands ab, einschließlich schwingender Hüften und Spreiz-Sprung. Auch das Spielen des Gitarren-Solos per Zunge gehörte zum Programm. Ein Höhepunkt: Knebel im schneeweißen Elvis-Anzug. „Wat bin ich unter dem Anzug am Saften“, kommentierte Knebel das Kostüm auf seine Art.

Zuschauer bejubeln Körpereinsatz

Die Energie der vier Künstler auf der Bühne übertrug sich auch auf das Publikum in den fast ausverkaufen Zuschauerreihen. Oft klatschte der Saal im Takt mit oder jubelte über den gezeigten Körpereinsatz.

Zwischen den Musikstücken sorgten die vier Ruhrpott-Rentner mit ihren „Pläuschken“ für amüsante Abwechslung. Ob Einkauf oder Energiesparen – erzählt wurden Geschichten aus dem Alltag, gespickt mit viel Wortwitz und Klamauk. „Die ganzen Windräder, wat meinste, wat die Strom kosten. So viel, wie die sich drehen“, klagte etwa „der Trainer“ und erntete die erwarteten Lacher aus dem Publikum.

Am Ende des Abends standen zwei Zugaben und begeisterter Applaus. „Der Pott-Slang war klasse. Ich dachte, da steht meine Mutter auf der Bühne“, so Besucher Thomas Ludwig. Dagegen fand Besucherin Andrea Gocher die knebelsche Mischung aus 70er-Jahre-Musik und Rentner-Anekdoten nicht ausgewogen. „Ich fand das Programm sehr gut, aber die Musik war mir zu dominant“, merkte Gocher an. „Seine Solo-Passagen mag ich lieber.“ Andrea Gocher hatte Knebel zuletzt vor zwanzig Jahren auf der Bühne gesehen – bis heute ist sie von der Kunstfigur begeistert. „Er hat sich in den Jahren nicht verändert. Der Mann gehört einfach zum Pott und zu Westfalen.“