"Hagen istkeine Touristenstadt” sagen die einen, „die Übernachtungszahlen waren noch nie so hoch wie in diesem Jahr” die anderen. Die Rede ist von Hagens Hotellandschaft.
Hagen. „Wenn ein Investor von außerhalb in Hagen Geld investieren will, macht er das aus rein wirtschaftlichem Aspekt. Er geht davon aus, dass er durch seine Investition Geld verdient”, fasst Friedhelm Erlenhofer, städtischer Touristik-Manager, seinen Standpunkt zum kontrovers diskutierten Hotel-Neubau zusammen. „Hagens Hotellandschaft mit insgesamt 1400 Betten ist so gesund, dass sie mit zusätzlichen 160 Übernachtungsmöglichkeiten klar kommen wird. Und für Gäste ist ein breitgefächertes Angebot auf jeden Fall attraktiv.” Erlenhofer: „2007 werden wir erstmals die 200 000-Übernachtungs-Marke knacken.”
Auch Klaus-Peter Kusch, Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes, bestätigt, dass Hagen in den letzten drei Jahren an Übernachtungen zugelegt hat: 2004 wurden 128 000 Übernachtungen gezählt, 2005 waren es 148 000, 2006 172 000 Übernachtungen. Die Auslastungsquote (gerechnet von der Neun-Betten-Pension bis zum Vier-Sterne-Hotel) animiert allerdings nicht zum Jubeln, die lag nämlich 2004 bei 25 Prozent und 2006 bei 36,4 Prozent. „Wir sind eben kein Ausflugsort, sondern reine Tagungsstätte”, so Kusch, der betont, dass man bei freier Marktwirtschaft auch neue Konkurrenz zulassen müsse. Allerdings, warnt Kusch, hätten in der Vergangenheit von potenziellen Investoren ausgeschickte „Hotel-Scouts” vor Investitionen in Hagen gewarnt. „Man muss die Hotelszene überregional sehen. In Dortmund, Wuppertal und anderen Städten locken etliche Hotels seit Jahren die Gäste mit Dumping-Preisen.”
Was die Betreiber der anderen beiden Hagener Vier-Sterne-Hotels zu einer dritten 140-Betten-Herberge im gleichen Segment sagen? „In diesem Jahr haben wir Rekordzahlen geschrieben. Tagungsgeschäft sowie Kontakte zu holländischen Reiseveranstelert laufen gut, doch die Hälfte unsere Gäste führen wir auf unsere Zugehörigkeit zur Accor-Gruppe zurück”, sagt Yilmaz Turhal. Dass sich eine weitere Hotelkette in Hagen niederlassen werde, um ein Hotel zu betreiben, kann sich der kommissarische Direktor des Mercure-Hotels im Wasserlosen Tal nicht vorstellen. Über die Gerüchte, die Accor-Gruppe wolle sich vom Hagener Haus trennen, schmunzelt Turhal. Lediglich die Immobilienverhältnisse hätten sich geändert, die Pachtverträge seien von Fix-Pacht auf umsatzabhängige Pacht umgeschrieben worden. „In diesem Jahr wurden im Hagener Mercure-Hotel 400 000 Euro für neue Fenster und eine moderne Klimasteuerung investiert. Zum Vergleich: Unser Lüdenscheider Haus ist wesentlich größer, dort wurde aber nur ein Drittel der Summe angelegt. Und 2007 hatten wir bei guter Preisstruktur eine Auslastung von 69 Prozent.”
Jörg Bachmann, Hotel-Direktor des Arcadeon, sieht - genau wie sein Kollege Dirk Dedering vom Deutschen Haus - eine Kapazitätenausweitung von 160 Betten im Vier-Sterne-Segment für nicht vertretbar. „Wir sind mit einer Auslastung von 60 Prozent sehr zufrieden. Allerdings nächtigen bei uns fast nur Business-Gäste”, so Bachmann. Am Wochenende stünden viele Zimmer leer.