Hagen. Fortschritte in der Wirtschaftsleistung - jedoch Einwohnerschwund: So könnte man das Abschneiden Hagens beim sechsten wissenschaftlichen Städteranking beurteilen.

In der Studie, erstellt von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft in Kooperation mit der Wirtschaftswoche und dem renommierten Institut der deutschen Wirtschaft in Köln, belegt die Volmestadt unter 50 untersuchten Großstädten Platz 28.

„Hagen profitiert immer noch von seiner traditionellen Branchenstruktur”, bilanzierte Wissenschaftler Michael Bahrke vom Institut der deutschen Wirtschaft. „Gerade die Stahl verarbeitenden Betriebe haben den Aufschwung genutzt und sich überdurchschnittlich entwickelt.”

Daten vor Krise erhoben

Die Daten wurden zwar vor dem Ausbruch der weltweiten Wirtschafts- und Finanzkrise erhoben und sind damit in Teilen überholt, berücksichtigen jedoch zahlreiche ökonomische und strukturelle Indikatoren wie Einkommen, Bruttoinlandsprodukt und Investitionsquote, die aufschlussreiche Erkenntnisse über den Wirtschaftsstandort Hagen liefern. Die Stärken der Stadt liegen vor allem in der Arbeitsplatzversorgung und der Wirtschaftsleistung (jeweils Platz 5). Aber auch beim Einkommen je Einwohner (Platz 16) sowie der Beschäftigtenquote älterer Arbeitnehmer (Platz 15) kann sich Hagen im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten sehen lassen.

Ein Debakel sind dagegen die Ergebnisse, die mit dem Ansehen der Stadt in der Öffentlichkeit und der demographischen Entwicklung zu tun haben. So hält trotz der oben genannten Pluspunkte nur die Hälfte der befragten Unternehmer Hagen für einen wirtschaftsfreundlichen Standort - Platz 46 im Ranking. Gerade einmal 17,9 Prozent der Unternehmer bescheinigen der Stadtverwaltung einen guten Umgang mit öffentlichen Geldern - Platz 47.

Größter Einwohnerschwund

Hagen verzeichnet den größten Einwohnerschwund aller Großstädte - Platz 50. Die Zahl der Beschäftigten mit Uni- oder Fachhochschulabschluss ist in Hagen extrem niedrig - Platz 46. Dafür ist der Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschluabschluss extrem hoch - Platz 48.

Offenbar klafft eine Lücke zwischen der eigentlichen Leistungsstärke der Stadt und der öffentlichen Wahrnehmung derselben. „Das schlechte Image sollte man nicht unterschätzen”, sagt denn auch Wissenschaftler Bahrke. Auf die Dauer sei eine zufriedene Unternehmerschaft, was den Verbleib von Arbeitsplätzen angehe, viel Wert: „Wenn Unternehmer sich nicht gut aufgehoben fühlen, investieren sie woanders.” Der schlechte Ruf der Stadt könne deshalb mittelfristig zu einem Problem für Hagen werden. Die Stadt besitze zwar eine funktionierende, wirtschaftliche Struktur, solle jedoch nach den Ursachen für ihr miserables Ansehen suchen. Bahrke empfiehlt den Verantwortlichen im Rathaus, den Dialog mit der Wirtschaft zu forcieren und die Schaffung hochqualifizierter Arbeitsplätze zu fördern.

Wirtschaftsbeirat

Das soll geschehen. Dezernent Christian Schmidt bestätigte Pläne des künftigen Oberbürgermeisters Jörg Dehm, einen Wirtschaftsbeirat ins Leben zu rufen. In diesem Gremium sollen Vertreter von Hagener Unternehmen die städtische Wirtschaftsförderung begleiten.

Tolle Luftbilder von Hagen finden Sie hier.