Hagen. (wp) Die Fachhochschule Südwestfalen ist bundesweit renommiert, aber in den Köpfen der Hagener führt sie ein Schattendasein. Prof. Michael Grillo, Dekan des Fachbereichs Technische Betriebswirtschaft, fordert mehr Wertschätzung und erklärt, wie di

Frage: Sie sagen, Sie fühlen sich mit der Fachhochschule in Hagen vernachlässigt. Warum?

Michael Grillo: Wir werden leider in Hagen kaum wahrgenommen. Wenn einer unserer Absolventen erzählt, er habe in Hagen studiert, sagen alle sofort: ,Aha, an der Fernuni!' Die Kollegen dort sind in aller Munde, während wir im Schatten der Öffentlichkeit stehen.

WP: Wie erklären Sie sich das?

Grillo: Ein Problem ist der Name. Fachhochschule Südwestfalen - da sagen die Hagener: Das ist nicht unsere Fachhochschule, zumal der Hauptsitz in Iserlohn liegt. Ich spreche extra vom Campus Hagen, das klingt etwas spannender als Standort Hagen.

WP: Jetzt haben Sie Gelegenheit, den Hagener Bürgern und Politikern zu sagen, warum Sie mehr Aufmerksamkeit verdienen.

Grillo: Wir bilden den Nachwuchs für die regionale Wirtschaft aus. Das wird angesichts des Fachkräftemangels immer wichtiger. Zudem haben wir eine deutlich höhere Erfolgsquote als die Fernuniversität. Und wir locken Menschen in die Stadt: Etwa jeder Fünfte unserer Studenten zieht während des Studiums nach Hagen.

Frage: Wie weit reicht denn Ihr Einzugsgebiet?

Grillo: Fachhochschulen sind von Natur aus regional orientiert. Aber nachdem wir 2005 im Zeit-Ranking in NRW den ersten Platz belegt haben und deutschlandweit unter den acht besten Hochschulen gelandet sind, hat sich unser Einzugsgebiet erweitert. Wir haben Studenten aus Bremen, Hamburg, dem Dresdener Raum, den Niederlanden und sogar fünf afrikanischen Ländern.

Frage: Wird Hagen am Ende noch zu einer Studentenstadt?

Grillo: Das wohl eher nicht. Aber wir versuchen den Studenten das Leben hier mit Sportgruppen und gelegentlichen Partys so angenehm wie möglich zu machen.

Frage: Demnächst könnte die Fraktion der Studenten in Hagen noch größer werden, wenn die FH ihre Erweiterungsziele verwirklichen.

Grillo: Das stimmt. Bisher haben wir 1450 Studierende in Hagen. Bis 2010 soll die Zahl auf 2500 steigen. Voraussetzung ist aber, dass NRW-Ministerpräsident Rüttgers seine Ankündigungen wahr macht und mehr Fördergelder freigibt.

Frage: Wie wollen Sie mehr Studenten nach Hagen locken?

Grillo: Wir würden bestehende Studiengänge in der Technischen Betriebswirtschaft ausbauen, indem wir beispielsweise den Numerus Clausus freigeben. Zudem sind als neue Studiengänge Logistik-Management, e-Business und ein Verbundstudiengang Wirtschaftspsychologie im Gespräch.

Frage: Der Campus Hagen könnte also deutlich wachsen. Was könnten die Kommunalpolitiker tun, um sie künftig besser zu unterstützen?

Grillo: Die Resonanz hat sich zuletzt etwas gebessert. Kürzlich war Oberbürgermeister Peter Demnitz zu Gast in der Fachhochschule und war sehr positiv überrascht. Ein wichtiges Signal ist zudem die Initiative, Hagen als Logistik-Standort imageträchtig zu vermarkten. Dabei können wir eine wichtige Rolle spielen, schließlich haben wir mit Dr. Klaus Posten eine Logistik-Kapazität mit bundesweitem Renommee. Die Stadt könnte aber auch bei den Studenten mehr Eigenwerbung machen. In Soest empfängt der Bürgermeister die FH-Erstsemester mit einem Rucksack voller lokaler Utensilien. Eine kleine Geste, die auch in Hagen die Identifikation verbessern könnte.