Hagen. Kaum etwas wird im Straßenverkehr so gehasst und gefürchtet wie Starenkästen. Besonders, wenn sie mal wieder unerwartet zugeschlagen haben. Kein Wunder, dass die Notwendigkeit der Blitzer oft hinterfragt wird. Wir haben dies in Hagen auch getan.

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© WP Michael Kleinrensing

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte kürzlich kritisiert, dass in Deutschland fünf bis zehn Prozent der stationären Radarfallen an Stellen stehen, die weder Unfall-Schwerpunkte seien noch die dortige Geschwindigkeitsbegrenzung rechtfertigen. Der Vorwurf: Die Kommunen wollen nur ihre Kassen füllen.

Hagens Verkehrsdezernent Werner Feldhaus ist Mitglied der GdP - die Vorwürfe teilt er jedoch nicht. "Jeder Starenkasten in Hagen hat eine Vorgeschichte", versichert der Polizeihauptkommissar. "Wir haben uns immer für die Einrichtung von Starenkästen stark gemacht, wenn sich die Unfallzahlen an einer Gefahrenstelle nicht mit anderen Mitteln senken ließen." Zunächst werde stets versucht, Autofahrer durch Warnschilder oder neue Linien die Autofahrer zum Langsamfahren zu bewegen. "Die Radaranlage ist immer erst das letzte Mittel", so Feldhaus.

Aber auch ein wirksames, das "Sicherheit schafft", wie der Verkehrsdezernent sagt.

Das Problem sei, dass sich der "vermeintlich mündige Bürger Freiheiten im Straßenverkehr nimmt." Als Beispiel nennt Feldhaus digitale Hinweistafeln, auf denen die Autofahrer ihre Geschwindigkeit ablesen können. "Messungen haben gezeigt, dass einige Meter hinter diesen Hinweistafeln viele immer noch zu schnell fuhren." Die meisten Hagener wissen mittlerweile, an welchen Ecken Starenkästen lauern. Feldhaus kommt das durchaus recht: "Wenn die Autos dann in dem Gefahrenbereich langsam fahren, haben wir erreicht, was wir wollten."

Als Vorzeigebeispiel dient der Polizei der neueste Hagener Starenkasten am Bergischen Ring in der Nähe vom Kegelzentrum. "Früher hat es dort etliche Unfälle gegeben. Der Blitzer hat eine sehr schöne Verkehrsberuhigung gebracht", berichtet Feldhaus. Dieser Starenkasten ist der einzige in Hagen, der digital blitzt. Dadurch kann er 10 000 Fotos speichern - analoge Kameras schaffen nur 450 bis 800 Fotos pro Film. Zudem haben die Fotos eine bessere Qualität.

Allerdings gibt es auch in Hagen Menschen, die sich der Kritik der Polizeigewerkschaft anschließen. Allen voran der FDP-Fraktionsvorsitzende Claus Thielmann. Er hält es für realistisch, dass auch in Hagen fünf bis zehn Prozent der Starenkästen überflüssig sind und hat eine kritische Bestandsaufnahme gefordert.

Karlheinz Reike vom Verkehrsamt nennt solche Forderungen "Parolen". "Jedem neuen Starenkasten geht ein mehrjähriger Beobachtungszeitraum voraus, in dem verkehrsberuhigende Maßnahmen getestet werden." Wenn letztendlich doch nur eine stationäre Radarkontrolle die Unfallgefahr verringern könne, werde dies vorher stets mit der Polizei abgesprochen, was auch Hauptkommissar Feldhaus bestätigt. Viele Starenkästen dienten zudem dem Schutz der Fußgänger vor Kindergärten oder Schulen.

Auch Karlheinz Reike kennt ein gutes Beispiel für eine wirkungsvolle Radaranlage: den Blitzer an der Delsterner Straße. "Früher sind dort viele zu schnell gefahren und konnten dann dem Brückenpfeiler nicht mehr ausweichen. Seit der Installation der Starenkästen hat sich dort niemand mehr totgefahren."