Hagen-Mitte. Mit dem Alter lässt die Sache mit dem Gedächtnis offensichtlich nach. Und so hat der Mann, der so gerne erzählt und erklärt, etwas zu grübeln.
Hatte ihm doch das Publikum im Stadttheater garantiert, dass er bereits an Ort und Stelle aufgetreten sei. Konrad Beikircher, ins Rheinland zugezogener Kabarettist, konnte sich daran nicht erinnern.
Dafür an viele andere Dinge, die ihm in seinem Leben so widerfahren oder die Teil seines rheinischen Universums sind. Die teilt er mit in „Am schönsten isset, wenn es schön is”. So heißt der zehnte Teil der Trilogie, mit der er am Montagabend auf der Bühne stand und die er im Auftrag des „Rheinischen Missionswerks” dem bedauernswerten (rechtsrheinischen) Rest der Republik nahe bringt.
Dieser zehnte Teil der Trilogie aber weist Längen auf. Zwar sind die Pointen gut - wenn sie kommen. Bis sie kommen aber dauert es insbesondere im ersten Teil des Programms so lang, dass der Besucher mittendrin abschaltet. Was schade ist, weil so die leisen Töne zwischen den Zeilen mitunter verloren gehen.
Beikircher, ein Mann mit gepflegter Abneigung gegen die Region Ostwestfalen, wählt zu häufig den Weg von hinten durch die Brust ins Auge und verliert sich dabei in Details. Für jene, die einfach nur gerne jemandem zuhören, der mit bester Betonung und detaillreicher Gestik und Mimik vorträgt, ist das okay. Wer mehr erwartet, wird enttäuscht.
Gut wird Beikircher, wenn der Anlauf kurz ist. So, als er über die heilige Penaten philosophiert, die Erfinderin der gleichnamigen Creme. Da erzählt er über den Widerstand gegen die Römer, deren Legionäre - sämtlich mit Migrationshintergrund - über die A 3 ins Rheinland gezogen sind und nach langem Marsch dringend ein Mittelchen gegen die Schmerzen am Hinterteil benötigten. Oder, wenn er den „conjunctivus prophilacticus” erklärt, der dem Rheinländer erlaubt, wüßte Beschimpfungen auszustoßen, ohne dass er dafür belangt werden kann („Da kriegt der Duden einen Kabelbrand im Herzschrittmacher”).
Und kann sich Konrad Beikircher (s.o.) auch an seinen letzten Besuch in Hagen nicht mehr erinnern, so lässt der nächste nicht mehr lange auf sich warten. Mit einem nostalgischen, italienischen Abend ist er samt Band am Mittwoch, 25.November, im Hasper Hammer zu hören.