Hagen. Der Grat zwischen Haushaltssanierung und Kaputtsparen wird immer schmaler.
Am Dienstag wurde im Rathaus bekannt, dass Mentor Stefan Bajohr jetzt auch die Idee verfolgt, mit der Eröffnung des Sport- und Freizeitbades am Ischeland die übrigen Hagener Frei- und Hallenbäder - Erlebnisbad Hestert, Familienbad Hengstey und Lennebad Hohenlimburg - zu schließen.
Im März 2006 hatte der Rat das vom Hagenbad-Aufsichtsrat auf den Weg gebrachte Bäderkonzept bestätigt. Trotz eines nachfolgenden Bürgerentscheids wurden damit die Weichen für den modernen 31-Millionen-Euro-Neubau (inklusive Parkhaus) gestellt. Mit diesem Startschuss war klar, dass nach dem Aus für das Wellenfreibad Kirchenberg im Herbst 2005 auch das Willi-Weyer-Bad sowie das Stadtbad Boele mit der Eröffnung des neuen Schwimmer-Tempels ihre Tore schließen. Finanzieller Hintergrund dieser Entscheidungen war es, einerseits die Wirtschaftlichkeit (in den Bädern besteht ein Instandsetzungsstau in zweistelliger Millionenhöhe) zu verbessern und das Angebot von Hagenbad zu attraktivieren. Andererseits sollte das jährliche Defizit von zuletzt etwa 5,6 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2007) gesenkt werden.
Der aktuell von Bajohr vorgelegte Vorschlag geht jetzt noch einen gravierenden Schritt weiter: „Zusätzlich zum beschlossenen Bäderkonzept werden das Lennebad und die Freibäder Hestert und Hengstey geschlossen.” Dadurch ließen sich Einsparungen von etwa einer Million Euro realisieren. „Hierbei sind die Verwertung der Grundstücke, deren Sicherungs- und Erhaltungsaufwand sowie ein Einsatz der Mitarbeiter im Zentralbad und ein Rückgang der Gesamt-Umsatzerlöse berücksichtigt”, heißt es in dem Mentor-Papier.
Im Gegenzug würden Mehrkosten durch weitere Schüler-Fahrwege zum dann einzigen Hagener Schwimmstandort am Ischeland entstehen - vorzugsweise in Richtung Hohenlimburg. Die Transportstrecken würden sich um etwa 13 000 Kilometer erhöhen, was 30 000 Euro mehr im Jahr für Buspendelverkehre ausmacht. Damit liegt das Gesamtsanierungspotenzial dieser Maßnahme bei 970 000 Euro.
Hagenbad-Chef Ivo Grünhagen versicherte gegenüber der WP: „Das neue Zentralbad deckt die Daseinsvorsorge komplett ab.” Allerdings machte er auch keinen Hehl daraus, dass mit wachsenden Entfernungen zur dann einzigen Schwimmstätte in Hagen sich der Komfort für die Kunden reduziert. „Wir werden die Bäder nicht zu Grabe tragen”, appellierte er an die Politik, sich dem Thema zu stellen.