Hagen. „Man könnte lachen, wenn es nicht so traurig wäre”, kommentiert der Grünen-Fraktionssprecher Rüdiger Ludwig die Reaktion von Stadtbaurat Grothe auf die durch eine neue landesweite Kartierung belegte Hagener Lärmbelastung.
„Da bekommen die Hagener bescheinigt, dass zu der akuten Gesundheitsgefährdung durch Luftschadstoffe auch noch die Dauerbelastung durch Verkehrslärm hinzutritt, und das vorwiegend an den gleichen Orten. Und dem Planungsdezernenten fällt dazu gerade mal ein, dass ‚Maßnahmen nicht auf der Hand liegen', denn eine dichte Bebauung, die Lärm abhalten könne, mache ja die Luft schlechter. Wie schade für Hagens obersten Bauherren und die städtische Architektenschaft! Denn wenn nicht neu gebaut werden darf, sieht er offenbar keine Lösungen, weil Verkehrsbelastung ja planerisch nicht steuerbar zu sein scheint.”
Hier greife das bekannte Hagener Denkverbot: „Verkehrsvermeidung oder -minderung kommt im Vokabular unserer Planer nicht vor, denn das Automobilaufkommen in der Innenstadt siedeln sie irgendwo zwischen Naturereignis, Menschenrecht und Heiliger Kuh an. Der naheliegende Gedanke, dem Individualverkehr als Verursacher beider Gesundheitsgefahren Beschränkungen aufzuerlegen, darf nicht mal ausgesprochen werden”, kritisiert Ludwig.
Das sei die stadtplanerische Denke der 60er und 70er Jahre, der Hagens Stadtentwickler augenscheinlich noch immer sich verpflichtet fühlten.
Barbara Richter, Fraktionssprecherin der Grünen in der Bezirksvertretung Mitte, ergänzt: „Die Hagener Lärmwerte sind alarmierend. Dauerhafter Umgebungslärm erhöht das Risiko für stressbedingte Erkrankungen z.B. im Herz-Kreislaufbereich stark. Wir brauchen umgehend den von der EU geforderten Lärmaktionsplan, und der darf nicht in der gleichen Weise ein vielfach verzögerter Papiertiger werden wie es dem Hagener Luftreinhalteplan geschehen ist. Beide Risikofaktoren kumulieren an den Verkehrsachsen insbesondere im Citybereich. Hier ist weder Raum für mehr Verkehre noch für weitere Bebauungen, wie sie bei Bettermann oder auf dem Johanniskirchplatz geplant sind. Es kann niemandem zugemutet werden, in solchen Neubauten leben oder arbeiten zu müssen, bloß weil eine bauwütige Verwaltung die Menschen als lebende Rußfilter oder Lärmschutzwände verplant.”