Hagen. Sich selbst bezeichnet der 31-jährige gern als Finanzdienstleister. Und bis zum Ende seiner Karriere hat er im gewissen Sinne auch finanzielle Dienste geleistet. In den letzten acht Monaten vorzugsweise sich selbst - als Bankräuber von Emst.

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Dabei kann man dem spätberufenen Täter, der nach Polizeiangaben vor seiner „Umschulung” zunächst als Großbetrüger Karriere machte, eine gewisse Lernfähigkeit nicht absprechen. Denn war er im Juli bei seinem ersten großen Coup unglaubliche 80 Minuten vor Öffnung der Sparkassen-Filiale erschienen und anschließend vor selbiger auf und ab getapert (die WP berichtete unter dem Titel: „Pech gehabt - Bankräuber kam zu früh”), so entschloss er sich bei seinen Überfällen zwei und drei erst am Nachmittag zu erscheinen.

Foto ohne Makse führt zum Täter

Zum Verhängnis wurde ihm schließlich ein Foto einer Überwachungskamera, das ihn ohne Maske zeigt. „Der Pulli, den er sich bei seinem Überfall am 27. März vor das Gesicht gezogen hatte, war runtergerutscht”, sagt Ermittler Peter Carl, „da hat er einfach Pech gehabt.” Nach dem entscheidenden Tipp gelang die Festnahme am 2. April in Düsseldorf.

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Weil er keine Spuren hinterlassen hatte und nach den Beutezügen wie vom Erdboden verschluckt war, tappte die Polizei zuvor lange im Dunkeln. „Der Täter flüchtete zu Fuß, und wir waren jedes Mal zügig vor Ort”, erinnert sich Peter Carl. „Gefasst haben wir ihn trotzdem nicht.”

"Vom Naturell her ein typischer Betrüger"

Was daran lag, dass der 31-Jährige („Vom Naturell her ein typischer Betrüger. Er lebte auf großen Fuß.”) in Nähe der Sparkassen-Filale wohnte und sich dorthin zurückzog. „Mit Scannern hat er von dort den Polizeifunk abgehört und wusste stets, wo wir ihn gerade suchen”, sagt Peter Carl, „die Frequenzen kannte er als ehemaliger Mitarbeiter beim Malteser Hilfsdienst genau. Einmal hat er im Laderaum eines gemieteten Transporters gesessen und die Fahndung verfolgt.”

Kriminalhauptkommissar Peter Carl. Foto: Marco Siekmann/WP-Hagen
Kriminalhauptkommissar Peter Carl. Foto: Marco Siekmann/WP-Hagen © WP

Bei der Polizeivernehmung gestand der Täter freimütig alle drei Überfälle ein. Um vor dem Haftrichter am nächsten Tag den ersten gleich wieder zu leugnen. „Als wir ihn gefragt haben, warum er das gemacht hat, hat er uns erklärt, dass man mit drei Überfällen im Knast mehr ansehen genieße”, sagt Ermittler Wolfgang Büchling und fügt hinzu: „Auch die erste Tat können wir ihm nachweisen.”

Bekennerschreiben auf Laptop

Ob der alleinstehende 31-Jährige, der aus Ostfriesland stammt, allein handelte oder einen Komplizen hatte, ist noch offen. „In einem Bekennerschreiben, das wir auf seinem Laptop gefunden haben, hat er einen Komplizen erwähnt”, sagt Kriminalhauptkommissar Wolfgang Büchling, „später aber hat er bestritten, dass er bei den Taten unterstützt wurde.” Zum Mitbewohner des Täters hat die Polizei bis heute keinen Kontakt. „Er ist aber nicht Tatverdächtiger.”

Auch ob es Verbindungen zu anderen ungeklärten Banküberfällen gibt, ist noch nicht geklärt. Im Auge haben die Ermittler insbesondere eine Serie im Raum Leer. „Bundesweit werden aber Überfälle derzeit mit dem Hagener Schema abgeglichen”, erklärt Peter Carl.

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