Hagen. Gospel versus Poppunk. Diese Konstellation tritt in Person von Reinhard Sasse und Max Adams an.
Auch wenn es ursprünglich aussieht, als lägen Welten zwischen den musikalischen Interessen beider Gesprächspartner, stellt sich bald heraus, dass eigentlich nur die äußeren Umstände die Unterschiede ausmachen. Geht es um die Gründe zu musizieren, haben der Chorleiter und der Punkmusiker ähnliche Ansichten.
Westalenpost: Gospel und Poppunk - wieso haben Sie sich jeweils für die Musikrichtungen entschieden?Reinhard Sasse: Ich mag Gospel, weil es eine ehrliche, energetische und spirituelle Musik ist, die in einer großen Gemeinschaft gemacht wird: Man trifft sich an einen gemeinsamen Spielort, man erzeugt gemeinsam etwas, man atmet letztlich zusammen. Da ich den Chor noch nicht lange leite, fällt mir besonders auf, wie eng die Sänger miteinander sind. Diese Gemeinschaft macht wirklich großen Spaß. Max Adams: Dass unsere Band Poppunk macht, hat sich mit der Zeit entwickelt. so, wie man sich selbst in den letzten Jahren verändert hat, so variiert ja auch der Musikgeschmack. Uns geht es um den Spaß, den wir zusammen haben.
Frage: Könnten Sie sich vorstellen, ein Konzert des Chores bzw. der Band zu besuchen?Max Adams: Klar, ich war vor einigen Jahren sogar schon einmal auf einem Konzert der Living Voices, weil ich jemanden begleitet habe. Nur weil ich Poppunk spiele, höre ich ja nicht ausschließlich diese Musik. Mein Geschmack ist relativ breit gefächert. Allerdings ist Gospel jetzt nichts, was ich mir zuhause anhören würde. Reinhard Sasse: Ich war früher viel auf allen möglichen Konzerten unterwegs, bin aber in der Beziehung etwas fauler geworden, daher eher nein. Ich habe früher selbst auch mal Rockmusik gemacht, kann dem aber nicht mehr viel abgewinnen. Mein Musikgeschmack ist klassischer geworden, ernsthafter. Ich höre viel Jazz. Allerdings mag ich Ska noch sehr gern. Max Adams: Ska finde ich auch gut, eine sehr lebenslustige und tanzbare Musik.
Frage: Wie wichtig ist eine fundierte Ausbildung für einen Musiker?Reinhard Sasse: Es kommt darauf an. Mir war wichtig, dass ich die Musik in ihrer Tiefe verstehe, weil ich der Meinung bin, dass man sich nur dann völlig frei entfalten kann. Max Adams: Für mich persönlich halte ich es nicht für so wichtig. Wenn ich denk, dass ich mich beispielsweise mit einer Harmonielehre intensiv beschäftigen sollte, schaue ich sie mir an. Sonst aber entsteht viel aus dem Bauch heraus. Bei uns steht im Vordergrund, dass wir Spaß haben an dem, was wir tun.
Frage: Was ist Ihnen jeweils in der Musik wichtig?Max Adams: Ehrlichkeit. Dass man hinter dem und für das steht, was man spielt. Alles andere bringt nichts. Reinhard Sasse: Spaß und Lebensfreude. Und auf jeden Fall auch Authentizität, ganz klar. Nur wenn man ehrlich hinter einer Sache steht, kann sie einem auch Spaß machen.
Frage: Wie gehen Sie jeweils bei der Arbeit vor? Wie entsteht die Musik in der Band und im Chor?Max Adams: Also bei uns ist das Songschreiben eine echte Gemeinschaftsarbeit. Wir arbeiten meist zu viert an unseren Liedern: Einer hat eine Idee und wir basteln dann gemeinsam etwas daraus. Reinhard Sasse: Ich spreche schon mit den Chormitgliedern darüber, wie wir einen Song arrangieren können, aber es ist schon klar, dass ich als Leiter auch das Sagen habe. Dennoch will ich ihnen nichts aufzwingen, ich lege großen Wert darauf, dass wir gemeinschaftlich arbeiten.
Frage: Was möchten Sie mit dem Chor bzw. der Band noch erreichen?Max Adams: Ich bin sehr zufrieden mit unserem erreichten Level. Gerade haben wir unsere erste EP veröffentlicht. Ehrgeizige Pläne verfolgen wir nicht, wenn größere Dinge auf uns zukommen, ist das toll, aber wir drängen jetzt nicht auf den großen Erfolg und Durchbruch. Reinhard Sasse: Ich bin noch viel zu frisch bei „Living Voices”, als dass ich jetzt schon große Pläne haben könnte. Derzeit bin ich noch dabei, mir das Repertoire vollständig zu erarbeiten und auch einige neue Lieder einzubringen. Wir sehen mal, was kommt. Ich hoffe jedenfalls, dass ich den Chor lange leiten darf.”
Das Gespräch führteAnke Hoffmann