Hagen. Während in einer Arbeitsgruppe noch um die Neuauflage des Luftreinhalteplans gerungen wird, spricht sich die SIHK deutlich gegen eine Umweltzone aus.

Dafür favorisieren die Kammer-Vertreter Frischluftschneisen im Innenstadtbereich und schließen auch einen Abriss des Finanzamts nicht aus. „Wenn man bedenkt, dass die Büros in Richtung Märkischer Ring aus Arbeitschutzgründen seit geraumer Zeit leergezogen sind, macht das Sinn”, so Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Rapp-Frick.

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Vor der Kammer hatten sich bereits die Grünen öffentlich positioniert - wenig überraschend ganz anders - und waren mit einem entsprechenden Antrag in die letzte Ratssitzung gegangen. Das und die Tatsache, dass die Diskussionen in der Arbeitsgruppe voranschreiten (und an einigen entscheidenden Punkten stark von den SIHK-Vorstellungen abweichen) hatte die Kammer bewegt, die Öffentlichkeit zu suchen.

Gutachter präsentiert umfassende Zone

So hatte die Firma Simuplan, die auch die Messungen und Verkehrslenkungen am Märkischen Ring wissenschaftlich begleitet hat, einen Entwurf vorgelegt, der noch über den der Grünen hinausgeht. Demnach sollte eine Umweltzone neben dem Innenstadtring noch Bereiche um die großen Einfallstraßen (Bundesstraße 7 und Bundesstraße 54) sowie weite Teile von Boele umfassen.

SIHK Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Rapp-Frick Foto: Marco Siekmann/WP-Hagen
SIHK Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Rapp-Frick Foto: Marco Siekmann/WP-Hagen © WP

„In den gesetzlichen Vorgaben ist lediglich die Rede davon, dass geeignete Maßnahmen getroffen werden müssen, um Schadstoffe zu reduzieren”, so SIHK-Hauptgeschäftsführer Hans-Peter Rapp-Frick, „und genau da setzten wir an. Eine Umweltzone ist speziell für Hagen eben nicht geeignet. Der Effekt an einigen Messpunkten, das belegen Simuplan-Prognosen, wäre minimal. Die Einschränkungen für eine Vielzahl insbesondere kleinerer Unternehmen riesig. Hinzu kommt, dass durch Umleitung die Gesamtbelastung in der Stadt sogar zu- statt abnehmen würde.” Unter Berücksichtigung der besonderen topografischen Lage Hagens halten Kammervertreter auch eine Sonderregelung, nachdem das Einhalten der Schadstoffgrenzwerte aufgeschoben wird, für durchaus möglich.

Bahnhofshinterfahrung genießt Priorität

Dabei - und darauf legen die Vertreter der Kammer Wert - ginge es nicht an, nichts gegen die dicke Luft in der Innenstadt zu tun. Parallel legt die Kammer ein Maßnahmepaket vor. Die Realisierung der Bahnhofshinterfahrung steht dabei an erster Stelle. Eine Beschilderung der Gewerbegebiete auf den Autobahnen sei notwendig. Ferner sprechen sich die Kammervertreter für eine Optimierung der Ampelschaltung aus und stellen den Vorrang für Busse in Frage. „Das hat zur Folge, dass Lkws und Pkws bei laufenden Motoren warten müssen”, so Rapp-Frick. Auch eine Rückkehr zu Haltebuchten für Busse sei - insbesondere mit Blick auf die Rembergstraße - nötig. Die generelle Genehmigung von Lastwagen bis 44 Tonnen Gesamtgewicht für innerstädtische Stahltransporte könnte die Anzahl der entsprechenden Fahrten um ein Drittel reduzieren.

„Neue Straßenschluchten, wie sie unter anderem durch die Bebauung des Bettermanngeländes entstünden, sind zu vermeiden”, sagt Hans-Peter Rapp-Frick. „Leerstehende und nicht mehr zu vermarktende Immobilien müssen abgerissen werden, damit neue Frischluftschneisen entstehen.”