Schon der olle Goethe formulierte gewisse kulinarische Ansprüche: „Das Essen soll zuerst das Auge erfreuen, dann den Magen”. So bewegt sich das Käthe-Kollwitz-Berufskolleg mit seinem gastgewerblichen Ausbildungsangebot auf klassischem Bildungsterrain.

Und so verwundert es nicht, dass vor der auf dem Kratzkopf vermittelten Koch- und Servierkunst so mancher Freund der hohen Speise- und Benimmkultur den Hut zieht.

Essen und Trinken - das hat nicht nur etwas mit Restaurants und Kantinen zu tun. Auch mit der Versorgung von Heimen, Krankenhäusern und anderen Einrichtungen, in denen viele Menschen, junge wie alte, versorgt werden müssen. Und deshalb erhalten nicht nur angehende Restaurantköche und Service-Fachkräfte im Käthe-Kollwitz-Berufskolleg den letzten Schliff, ebenso auch die künftigen Hauswirtschafterinnen, die eine nicht minder anspruchsvolle Ausbildung absolvieren, bei der der Umgang mit Nahrungsmitteln ebenfalls eine zentrale Rolle spielt.

In beiden Bereichen, dem gastgewerblichen wie dem hauswirtschaftlichen, hat das Bildungsinstitut auf dem Kratzkopf einen guten Ruf, der deutlich über die Stadtgrenzen hinaus geht. „Bei uns lernen die jungen Menschen auch Dinge, die sie in ihrem Ausbildungsbetrieb vielleicht nicht lernen können, also auch viele kleine Tricks und Kniffe”, beschreibt Irmgard Horsthemke, zuständige Abteilungsleiterin am Berufskolleg, so ein bisschen das Erfolgsgeheimnis der „Käthe”. Zu denen, die viele Geheimnisse aus Küche und Keller an nachfolgende Generationen weitergeben, gehört Werkstattlehrer Joachim Brandt. Aktuell sind es 440 Schülerinnen und Schüler, die ein bis anderthalb Tage in der Woche im gastronomischen Bereich des Berufskollegs ausgebildet werden. „Und die Tendenz ist weiter steigend”, freut sich Brandt über das Interesse junger Menschen an den Berufen dieses Wirtschaftszweiges. Der gastgewerbliche Sektor umfasst an der „Käthe” die Berufe Koch/Köchin, Hotelfachfrau/-mann, Restaurantfachfrau/-mann, Systemgastronomie, Fachkraft im Gastgewerbe sowie Hotelkauffrau/-mann. Dass diejenigen jungen Frauen und Männer, die auf dem „Kratzkopf” ihre schulische Ausbildung absolviert haben, für die spätere berufliche Laufbahn ausgesprochen sattelfest sind, liegt sicherlich an der Art und Weise der Ausbildung. „Wir legen Wert auf ganzheitliche Unterweisung”, betont Joachim Brandt. Das heißt, in der Unterstufe durchlaufen alle Schülerinnen und Schüler dieselbe Ausbildung. Werkstattlehrer Brandt: „Zum reibungslosen Ablauf in einem gastronomischen Betrieb gehört es, dass Service und Küche gut miteinander harmonieren. Und das setzt voraus, dass auf beiden Seiten Verständnis füreinander herrscht”. Angehende Köche müssen also gelegentlich den Herd verlassen und im Service tätig werden. Dafür übernimmt die künftige Restaurant- oder Hotelfachkraft zuweilen die Regie am Topf. Joachim Brandt: „Eine Fachkraft im Service muss gewährleisten, dass ein spät eintreffender Hotelgast auch dann nicht hungrig ins Bett muss, wenn die Kochbrigade schon Feierabend hat”. Die Differenzierung in der Ausbildung beginnt in der Mittelstufe. Dann stehen berufsspezifische Aspekte im Mittelpunkt. Aus etwa 200 Betrieben in der Region kommen die Auszubildenden zum Käthe-Kollwitz-Berufskolleg. Hier erhalten sie dann die Praxistipps zum Umgang mit Lebensmitteln, die nicht in jedem Betrieb vermittelt werden können. Auch Hygienevorschriften spielen eine wichtige Rolle.

Die Beachtung dieser Vorschriften ist auch ein zentraler Unterrichtsaspekt in der Ausbildung der künftigen Hauswirtschafterinnen. „Hygiene und Nahrungsmittelkunde sind bei uns ganz wichtige Bereiche”, hebt Werkstattlehrerin Nicole Goldbach hervor. Denn viele der jungen Frauen, die in diesem Bereich ausgebildet werden, arbeiten später in Altenheimen oder Krankenhäusern, wo es in ganz besonderer Weise auf Hygiene und einwandfreie Verarbeitung der Produkte ankommt. Ebenso wie die Kollegen aus dem gastgewerblichen Bereich werden auch die künftigen Hauswirtschafterinnen gewissermaßen ganzheitlich auf den ernährungstechnischen Teil des Berufs vorbereitet: Die jungen Frauen lernen einerseits die Zubereitung von Mahlzeiten (einschließlich Diät-Kochen), aber auch das liebevolle Arrangieren und das richtige Auftragen. Lehrerin Nicole Goldbach bedauert allerdings, dass der Beruf der Hauswirtschafterin trotz der anspruchsvollen Ausbildung so ein bisschen im Schatten der Berufe aus dem gastronomischen Bereich steht: „Dabei sind unsere jungen Frauen natürlich auch fit in Küche und Service”. Und nicht nur dort. Denn das Arbeitsfeld der Hauswirtschafterin umfasst auch Bereiche jenseits der Nahrungsaufnahme. Aber das ist ein anderes Thema.