Schüler und Studenten bekommen für ihre Leistungen Noten. Das war schon immer so und wird sich auch in Zukunft wohl nicht ändern. Doch im Internet wendet sich seit einiger Zeit das Blatt.

Auf Bewertungsplattformen wie „meinprof.de” und „spickmich.de” müssen sich Professoren und Lehrer dem Urteil ihrer Schüler und Studenten stellen. Und sind darüber nicht immer hocherfreut. Für Kriterien wie Fairness, Unterstützung, Verständlichkeit oder Notengebung können Punkte vergeben und mit Kommentaren versehen werden. Eine nordrhein-westfälische Lehrerin hat die Betreiber von spickmich.de 2007 verklagt, da sie ihre Persönlichkeitsrechte verletzt sah. Das Kölner Oberlandesgericht urteilte jedoch, dass die öffentliche Benotung eines Lehrers unter das Recht der freien Meinungsäußerung falle.

Im Februar 2007 waren die drei Studenten Tino Keller, Manuel Weisbrod und Phillipp Weidenhiller mit spickmich.de online gegangen und konnten sich schon sieben Monate später über 250 000 registrierte Schüler und 100 000 registrierte Lehrer freuen. Nach der Berichterstattung der Medien über die Klage der Lehrerin konnte das Portal sich vor dem Useransturm kaum retten und wurde kurzzeitig sogar lahmgelegt. „Wir achten auf Fairness”, erklärt Mitbegründer Tino Keller auf der Homepage. „Beleidigungen haben bei uns keinen Platz und sind von den Schülern auch nicht gewollt.” Spaßbenotungen und diffamierende Aussagen würden sofort gelöscht.

Dennoch gibt es seitens der Eltern und Lehrer immer wieder Proteste. Besonders in der Kritik steht die Art der Bewertung. Sie ist anonym, und theoretisch kann jeder jeden Lehrer benoten, auch wenn er diesen gar nicht kennt. In einem Fall wurde ein Hausmeister für seine gute Unterrichtsvorbereitung gelobt. In einem anderen Fall tauchte ein Lehrer in mehreren Schreibweisen auf und wurde unterschiedlich benotet. Die Kritik, dass Lehrer hier öffentlich an den Pranger gestellt würden, kommt daher immer wieder auf.

Spickmich.de wurde nach dem Vorbild von meinprof.de gegründet. Die Studenten wunderten sich, dass es an Schulen, im Gegensatz zu Unis, nicht üblich ist, dem Lehrer am Ende des Jahres ein Feedback über seine Arbeitsweise zu geben. Meinprof.de, ebenfalls von Studenten gegründet, gibt es schon seit November 2005. Hier können Studenten ihre Kurse, Professoren sowie die Ausstattung ihrer Lehrstätten benoten und so einen bundesweiten Vergleich ermöglichen. Im August 2007 gab meinprof.de erstmals ein eigenes Hochschulranking heraus. Erstaunlich war, dass hier die Fachhochschulen ganz klar vor den Universitäten landeten.

Im Gegensatz zu spickmich.de wird hier nicht mit einer Community für Studenten geworben. Die Evaluation zur Orientierungshilfe bei Kurs- oder Uniwahl steht im Vordergrund. Angebote wie Gruppen oder Chats sucht man vergeblich. Dennoch kämpft man auch hier gegen Kritik von Dozenten und Hochschulen. Prof. Dr. Janz von der Fachhochschule Gelsenkirchen hatte bisher durchweg gute Noten bekommen. Bis ein Student sich anscheinend für eine schlechte Note rächen wollte. „Es hat doch den Anschein, als ob hauptsächlich die schlechten Studenten sich auf diesen Seiten aufhalten, um sich für Noten zu rächen”, vermutet der Professor. Und seine guten Studenten bestätigten meist, sich eher nicht mit solchen Plattformen zu beschäftigen. Die zusätzlichen Kommentare hält Prof. Janz ebenfalls für bedenklich. „Diese werden ja nicht kontrolliert, und es gibt keine Wörter, die geblockt werden.” Beleidigende Bewertungen werden auch bei meinprof.de sofort von der Plattform gelöscht. Allerdings erst, wenn sie den Betreibern angezeigt werden. Denn diese können die Flut von Daten nicht komplett kontrollieren.

„Man sieht doch, welcher Dozent seine Aufgabe ernst nimmt”, meint der Hagener Robin Simon, Informatikstudent an der FH Südwestfalen Iserlohn. „Diese Dozenten versuchen, sich immer weiterzuentwickeln und nehmen sich Kritik zu Herzen.” Professoren mit schlechten Noten hingegen würden sich natürlich ärgern, aber meistens doch nichts ändern. Auch auf den internen Seiten einiger Unis werden zu Ende der Semester Fragebögen veröffentlicht, die die Arbeitsweise der Professoren anonym erheben sollen. „Aber dadurch verändert sich nicht wirklich etwas”, glaubt Philipp Jakobstroer, ebenfalls Student für Angewandte Informatik in Iserlohn.

Meinprof.de möchte die Lehrqualität auf unkomplizierte Weise transparenter machen und einen bundesweiten Vergleich ermöglichen. Dafür müsste aber sichergestellt werden, dass Studenten sich nur einmal anmelden können.

Schließlich haben auch Professoren ein Leben neben der Uni. „Es gibt auch für uns potenzielle Arbeitgeber, die solche Seiten zu ernst nehmen und möglicherweise auf Racheaktionen einzelner reinfallen”, so Prof. Janz. Ein Problem, das auch die Studenten von Communitys wie StudiVZ kennen müssten.