Hohenlimburg. Den heimischen Sagen war die Kolpingsfamilie Bonifatius auf der Spur, geführt wurde sie auf den dunklen Pfaden der übersinnlichen Kräfte aus der Vergangenheit von Heimatforscher Dr. Wilhelm Bleicher.

Der Referent definierte die Sage als im Volksglauben gegründet, mit meist üblem Ende. Letzteres im Gegensatz zu den Märchen. Zweck der Sagen sei es zu unterhalten und Gemeinschaft zu fördern, ihr Sinn habe in der Charakterbildung gelegen.

Die Kolpingfamilie durfte sich eine Sage wünschen, und sie entschied sich nahezu einhellig für die „Schwarze Hand”. Dazu und zu den kürzlichen computer-tomografischen Untersuchungen im Krankenhaus Elsey hatte Dr. Bleicher gleich etwas zu sagen: „Es ist klar, dass es sich um ein sogenanntes Leibzeichen handelt, ein juristisches Element. Davon gibt es im Sauerland immerhin vier. Leibzeichen, so Bleicher, habe ein Bader chirurgisch einem Toten abgenommen, nach den neuesten Erkenntnissen der damaligen Medizin.

Nach christlichem Brauch begraben

Es sei damals Brauch gewesen, dem Opfer eines Mörders zum Beispiel eine Hand abzunehmen, wenn der Mörder noch flüchtig war. Das Opfer wurde nach christlichem Brauch begraben, doch man brauchte die Anwesenheit des Toten als Symbol für die ausstehende Strafe. Die Hand wurde dann in der Hitze eines Kanonenofens mumifiziert und bei den Gerichtsakten verwahrt. So hoffte man, den Mörder zu finden.

Hätte man ihn gefunden, hätte die Hand auf dem Richtertisch gelegen und der Mörder sei so gefesselt worden von dem Überrest seines Opfers, dass er zusammengebrochen wäre und gestanden hätte. Das sei aber nicht geschehen, denn sonst hätte man die Hand begraben.

Hand im Glaskasten

Im 18. Jahrhundert, führte Dr. Wilhelm Bleicher weiter aus, habe Fürst Moritz Casimir die Hand in einen Glaskasten gelegt und die Legende verbreitet, die bis auf den heutigen Tag blüht. So sei ein Geschichtsdenkmal umgebaut worden zu Erziehungszwecken: Die Hand zeigt gegen den Mörder, der tiefe Sinn dieser Sage ist die Gerechtigkeit.

Der Heimatforscher las seinem gebannt zuhörenden Auditorium auch die kürzeste und „wichtigste” aller Hohenlimburger Sagen vor. Hier ist sie in ihrer ganzen Länge, abgedruckt in Wilhelm Bleichers 1991 erschienenen „Hohenlimburger Sagen”: „Vor der Hünenpforte am Hünenkolke bei Limburg soll eine glühende Glucke mit glühenden Küchlein gehen.”

Sternengebilde

Dieses scheinbare Fantasiegespinst habe seine Bestätigung spätestens seit der Entdeckung der Himmelsscheibe von Nebra im Jahre 1999 in Sachsen-Anhalt bekommen. Diese Scheibe zeige ein Sternengebilde aus sieben Punkten wie sieben Küken. Es sei das seit dem Altertum bekannte Sternbild der Plejaden (Zeustöchter), in Deutsch „Siebengestirn”. Das Sternbild sei Mitte Mai besonders deutlich zu sehen, also zur Ackerzeit und dann wieder zur Erntezeit. Die Sage bestätige die Vermutung, dass die Bauern von Elsey und Holthausen in vorchristlicher Zeit an der Hünenpforte diese beiden wichtigen Ereignisse im Jahresablauf gefeiert hätten.

Dr. Wilhelm Bleicher erzählte und hinterfragte noch andere Hohenlimburger Sagen, wie über die „Franzosenschanze”, den „Piepenbrink” oder den „Oeger Stein”. Der Steltenberg habe seinen Namen, weil dort der älteste Galgen gestanden habe. „Stelten” komme von „Stelzen”, und die alten Galgen hätten nur aus drei Stöcken bestanden, die im Dreieck zueinander standen, darüber lag eine Querstange.