Breckerfeld. .

Es ist an der Zeit für einen Schnitt. Und zwar für einen richtigen. Nicht nur die Spitzen, nicht nur ein paar Zentimeter. Das Lineal, das Simone Sattler anlegt, zeigt, in welche Richtung es diesmal geht.

Laura Hegenberg blickt in den Spiegel und lächelt. Die 15-Jährige ist es, die sich zu diesem Schritt, zu diesem Schnitt entschlossen hat. Weil sie sowieso mit dem Gedanken gespielt hat, sich von großen Teilen ihrer dunkelblonden Haarpracht zu trennen. Weil ihre Haare schließlich schnell wieder nachwachsen. Und weil sie obendrein etwas Gutes tut, wenn sie sich aus den Drehstuhl im Salon in der Breckerfelder Innenstadt setzt.

Die Schülerin des Reichenbach-Gymnasiums gibt ihre Haare. Denn die gut 30 Zentimeter, die Simone Sattler abschneidet, gehen an die Organisation „Die Haarspender“. Ein Verein in Österreich, der dafür sorgt, dass vor allem krebskranke Kinder, die durch die Chemo-Therapie ihre Haare verloren haben, eine Echthaar-Perücke bekommen.

Schnitt ist gratis

Doris Wilkes (Salon „Ihr Haar Team“ an der Frankfurter Straße) unterstützt den Verein – am heutigen Samstag und auch an den folgenden Tagen. „Eine Freundin meiner Tochter hat selbst für den guten Zweck ihre Haare gelassen. Als sie uns besucht hat, hat sie mich gefragt, ob ich mich mit meinem Salon nicht beteiligen will“, erzählt Wilkes. Sie nimmt Kontakt zum Verein „Die Haarspender“ auf und ist mit im Boot: „Wer spendet, dem schneiden wir die Haare gratis“, sagt die Friseurmeisterin aus Breckerfeld, die für einen vergleichbaren Schnitt üblicherweise zwischen 36 und 40 Euro nimmt. Voraussetzung: Die gespendeten Haare müssen mindestens 27 Zentimeter lang sein.

So wie bei Laura, an dessen geflochtenem Zopf sich Simone Sattler zu schaffen macht. „Mitte Oktober 2015 war ich zum letzten Mal hier und habe ein Stück wegnehmen lassen. Einmal wurden seither die Spitzen geschnitten“, erzählt Laura Hegenberg, „aber im Grunde lasse ich jetzt seit einem Jahr und einem Monat meine Haare wachsen.“

Als sie von der Aktion hört, entschließt sie sich spontan zur Spende. „Ich habe mit zwei Freundinnen drüber gesprochen. Die fanden’s auch gut“, sagt Laura, die seit jeher ihren eigenen Kopf hat. Für den Rest der Mitschüler sei der Schnitt eine Überraschung. „Ein bisschen aufgeregt bin ich schon. Aber wenn ich mir mit kurzen Haaren komisch vorkomme, dann lass ich sie einfach wieder wachsen.“

Auch ihre Mutter Claudia Hegenberg hat keine Einwände gegen die großzügige Haarspende: „Wenn Laura jetzt gekommen wäre und hätte sich die Haare grün färben lassen wollen, dann hätte ich schon ein bisschen seltsam geguckt. Aber im Grunde kann man doch nur selber froh sein, wenn die eigenen Kinder gesund sind. Wenn Laura jetzt einem kranken Kind hilft, dann ist das doch eine tolle Sache.“

Lauras Haare sind nun Basis für eine Perücke, die in der Herstellung rund 450 Euro kostet und die einem kranken Kind ein kleines Stück Normalität geben kann. „Ein Zopf alleine wird dafür nicht reichen“, sagt Doris Wilkes, die mit ihrem Team nach Terminabsprache noch die ganze Woche Spendern kostenlos die Haare schneiden will.